Steyr und die Glaubenskämpfe

54 vember wurde dem Landeshauptmann gemeldet, daß das Ministerium den Kalender angenommen habe ihn aber nicht von der Kanzel herab publicieren wolle da es doch eine papistische Verordnung wäre.!) Der Landeshauptmann Helfrich von Meggau be¬ stand jedoch auf der Verkündigung.?) Trotz mancher „starken" Dredigt dagegen während der Weihnachtsfeiertage, die niemand nach dem neuen Kalender halten wollte berichteten die Ratsprotokolle vom 15. Jänner 1584, daß er vom Ministerium publiziert wurde wegen des Kaisers Ungnade trotz der Gefahr deswegen für papistisch und abgefallen zu gelten.s) Am 9. März wurde das zweite kaiserliche Generalmandat vom 20. Jänner 1584 in Stepr publiziert und der alte Kalender für abgeschafft erklärt.4) Die Befürch¬ tungen, die bei der Annahme im Ministerium laut geworden waren, stellten sich als nicht unbegründet heraus. Die Glaubensgenossen im Reich verübelten den Steprern die Gefügigkeit in dieser Frage so sehr daß sie dem Sohn des ehemaligen Pfarrers Taurenz Twenger einige Monate später in Regensburg die Ordination verweigerten. Garstner Maßnahmen und ihre Folgen. Seit Johann I. Spindler 1574 Abt von Garsten geworden war herrschte zwi¬ schen Stepr und dem Kloster stets eine etwas gereizte Stimmung. In dem Augenblick, da wieder ein Katholik Pfarrherr von Steyr geworden war, setzten die Dorwürfe gegen die eigenmächtige protestantische Kirchenverwaltung der Stadt ein. Die Bezah¬ lung des Ministeriums, die seit jeher eine gelegentliche seitens des Klosters war, wurde von Abt Johann I. zuerst ohne besondere Erklärung eingestellt. Immer wieder mußte die Stadt aushelfen, mußten Kantor und Gesellpriester zu Hause essen da der Pfarrer ihren Mittagstisch nicht mehr bestreiten konnte. Garsten hatte die 6a fl Unterhaltsgeld nicht bewilligt. Die Stadt zahlte einstweilen, doch mußte der Pfarrer auch weiterhin schriftlich und mündlich in Garsten intervenieren.s) Bald nach seiner Einsetzung begann der Abt auf Grund der alten Urkunden den Garstner Besitz in Stepr festzulegen und setzte sich mit dem Rat der Stadt in Verbindung*) Im Jahre 1579 verhandelte die Stadt mit dem Abt wegen Zehent und Burgfriedsangelegenheiten. Ein Vergleich wurde angestrebt.?) Die Verhandlungen dauerten im Jahre 1580 noch an, außerdem wurde auch wegen des Quartembergeldes für die Geistlichen verhandelt. Der Abt nahm eine ablehnende Haltung ein.s) härter wurde der Kampf, als sich der Abt auf seine Rechte bezüglich der Pfarrkirche und ihrer Vergebung berief. Stepr schlug dem Abt vor, die Kirche an die Stadt zu verkaufen; er solle einen Vorschlag wegen der Ablöse machen. Dieser jedoch wies darauf hin, daß ein solcher Handel bei Hofe nicht gebilligt würde. Von einem möglichen Einspruch Pessaus ist nicht die Rede. Der Abt seinerseits aber schlug vor, man könnte einen Vertrag auf sechs, acht oder zehn Jahre abschließen nach dessen Ablauf das Verfügungsrecht wieder auf das Kloster überginge. Der Rat solle darüber abstimmen.?) Hierauf wurde es still um den Dorschlag, bis im Jahre 1586 der Abt erklärte von nun an von seinem Rechte Gebrauch zu machen und katholische Priester in Sterr einsetzen zu wollen. Er verlangte die Ent¬ fernung der protestantischen Drediger, stieß jedoch auf entschiedenen Widerstand der Stadt. Der Rat erklärte, daß im Falle der Durchführung dieses Wunsches die Gefahr einer Rebellion bestehe und außerdem sei Pfarrer Lampl vom Abte selbst bestätigt worden.1) Die Folge dieser Reformversuche waren auch tatsächlich Tumulte, die unter der Landbevölkerung entstanden. Schon im Jahre 1575 hatten sich die Bauern um Stepr zusammengerottet und einen Bauernbund gegründet, der, wie die Stände¬ 1)Rpr. 1585, S. 274. 2) Prev. S. 502. 3) Rpr. 1584, S. 508 f. 4) RDr. 1584, 560. 5) Rpr. 1580, S. 561 v. 5. Dezember. 6)Rpr. 1575, S. 571. 7) Rpr. 1579 S. 209 v. 1. Juli. 8) RDr. 1580 S. 561 v. 5. Dezember. 9) Rpr. 1581 S. 86 f vom 1. März. 10) Pritz: Garsten und Gleink S. 49 f.

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