Steyr und die Glaubenskämpfe

Wiens ermöglichen. Das Jahr 1552 brachte tarsächlich wieder mit dem Halbmond Krieg, der sich bis tief in die österreichischen Länder hineinzog. Kasim Pascha zog seinen Weg wie 1529 gegen die Enns, Stepr machte sich abwehrbereit. Don jedim Haus mußte ein Mann gestellt werden und die gesamten Lebensmittelvorräte wurden aufgezeichnet. Brennende Bauernhäuser jenseits des Ramingbaches, der, von Niederösterreich herkom¬ mend unterhalb der Stadt in die Enns mündet, kündeten am 8. September das Nahen des Feindes. Die aufgebotene Bürgerschaft zu der der Ofleger des Schlosses mit seinen Teuten stieß, verließ die Stadt, um die Furt an der Enns zu verteidigen. Einige stie¬ ßen vor aber von der Uebermacht des Feindes die 10.000 Mann betrug, aufs höchste erschreckt, flohen sie in der Richtung Seitenstetten. Am 9. September setzten die Türken bei Ernsthofen (ca. 12 Kilometer unterhalb von Sterr) über die Enns und brandschatzten die Gegend bis Gleink (ca. 5 Kilometer nördlich von Sterr). Dietach, Losensteinleiten Stadelkirchen und Wolfern. Dor Hans Freiherrn von Ungnad der mit 1000 geharnischten Reitern aus Steiermark kam und gegen Linz zog, flohen die Türken wieder über die Enns zurück. Sie kamen nie wieder in diese Gegend. Am 25. Juni 1555 schloß Soliman Friede mit Kaiser Karl V. Teuerung, Not und Seuchen waren im ganzen Land die Folgen des Krieges. Im Mai 1554 wurde ein Aufruf zu Buße und Prozessionen wegen der traurigen Zeitläufte angeschlagen. Die geplagte Stadt fand Zuflucht im Glauben und Trost in der Dredigt. Doch diese Predigt, zu der es sie wieb war lutherisch und von den Adeligen in aller Oeffentlichkeit eingeführt. Im Schloß zu Losensteinleiten predigte ein lutherischer Prädikant und schlie߬ lich auch in der Stadtpfarrkirche in Stepr. Doch der kath. Burggraf Hans Hoffmann forderte den Rat der Stadt ernstlich auf, die Bürger von diesen Predigten fernzuhalten bei der Ungnade seiner Majestät, welche den Ungehorsamen die Privilegien entzöge. Dies brachte in die Religionsfrage der Stadt ein wirtschaftliches Moment, denn die wichtigsten Drivilegien betrafen Handel und Gewerbe und bildeten das Fundamen# der wirtschaftlichen Bedeutung Steprs.!) Ihr Verlust wäre das Ende dieser Bed.u¬ tung gewesen. Der Burggraf hatte als Obersthofmeister des Kaisers Einfluß bei Hof¬ und war im Ernstfall für die Steprer ein gefährlicher Ankläger. Dies hielt sie sicher in Schach und zögerte die Einführung der neuen Lehre bis zu einem Zeitpunkt hinaus, da Hans Hoffmann nicht mehr zu fürchten war, da die Religionsänderung schon eine allgemeine war. Ein neuer Aufruf zu Buße und Einkehr, zur Einhaltung der Fasttage und Erlangung der Sakramente traf am 15. Februar 1555 in Stepr ein.?) Ungehorsame sollten von König Ferdinand bestraft werden. Sehr mäßig beteiligten sich die Steprer an der Aufbringung der Mittel für die Reichsverteidigung. Auf der von Dezember 1556 bis März 1557 tagenden Versammlung der niederösterreichischen Stände in Wien wurde der Unterhalt von 6000 Mann auf ein halbes Jahr bewilligt. Sterr sollte dazu drei Wagen und zwölf Pferde samt Zubehör enden. Die Stadt stellte aber nur einen Wagen und vier Pferde und statt der aus¬ gelosten Bürger 60 Soldaten, deren Unterhalt sie für zwei Monate bezahlte. Darauf for¬ derte K. Ferdinand in einem Schreiben vom 14. Oktober 1000 fl als Türkenhilfe von der Stadt.3 Der Beginn eines neuen Rathausbaues im Jahre 1558 zeigt, daß die Stadt sich rasch von den Folgen des Krieges erholte und sich ungebrochen weiterentwickelte. Daß dabei auch die Konfessionsfrage wieder in den Dordergrund rückte, war selbstverständlich und daß dies nicht nur in Stepr der Fall war, zeigen die kgl. Dekrete, die im nächsten Jahre von allen Kanzeln verlesen wurden. Am 24. Februar 1559 wurde ein Dekret K. Ferdinands verlesen,4) welches auf das kaiserliche Wormser Edikt hinwies und auf dessen Dekrete bezüglich der Prädikanten und ketzerischen Sekten. Strengste Strafen wurden angedroht falls die diesbezüglichen Befehle nicht befolgt würden. Wenn die Obrigkeiten die Ketzerei duldeten, wären sie für die Folgen verantwortlich. Die verbotenen Schriften und Bücher mußten gesammelt und verbrannt, deren Besitzer oder Verkäufer bestraft werden. Jeder Fall war von den hiefür eingesetzten Gerichten nach Wien zu melden. Daneben aber lebte sporadisch das Täufertum wieder auf. Im Jahre 1540 wurde ein des Täufertums verdächtiger Kupferschmiedgeselle verhaftet. Ein 7Den Grund für die wirtschaftliche Blüte Steyrs legte Herzog Albrecht I. mit seinem großen Privilegium vom 21. August 1287. Stadtarchiv Stepr. Siehe Anhang. Nr. S. 292 ff. 2) St. A. a. a. O. Nr. 1685. 3)St. A. a. a. G. Nr. 1685. 4) St. A. a. a. O. Nr. 1685. 35

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