Steyr und die Glaubenskämpfe

Bericht!) mit zwei Briefen des Verhafteten in denen sich dieser verteidigte und seine Unschuld beteuerte, ging an den König nach Wien ab. Der Einzelfall schien ungefährlich, der Verhaftete schwor ab, wurde entlassen und durfte sein Handwerk weiter ausüben. Am 11. Februar 1541 erließ der Magistrat den Befehl, daß man beimsalten Glauben verbleiben, der neuen Lehre entsagen, Winkelpredigten und Versammlungen abstellen, die Fasttage einhalten und die Kinder ordentlich zur Taufe bringen solle. Er gab Weisungen über Osterbeichte, Konmunion, Kindertaufe, Fasttage und das christliche Begräbnis und verbot Irrungen über das hl. Sakrament. Es sind dies im wesentlichen die Dunkte, nach denen später die evangelische Rirchenordnung aufgebaut wurde; in ihnen setzte die Neuerung ein.?) Daß der Magistrat sich noch im Jahre 1541 offiziell zur alten Lehre bekannte ist noch immer dem starken Einfluß des Burggrafen Hans Hoffmann zuzuschreiben. Es war nicht so ernst gemeint, denn noch im selben Jahre, auf dem Generallandtag zu Drag, unterzeichnete der Vertreter Steprs mit den anderen Stände¬ vertretern eine Bittschrift, die unter Hinweis auf die gesunkene Volkssittlichkeit vom König die Predigt des höchsten Artikels der Justifikation allein aus dem Verdienst und Leiden Jesu Christi, des hl. Sakraments unter beiden Gestalten und Reformation aller Mißbräuche gemäß dem jüngsten Reichstagsabschiede erbat.s) Stadt. Der Friedhof Das folgende Jahr 1541/42 brachte Pest und Tod über die wurde zu klein, so daß Abt Wolfgang von Garsten über Vermittlung des Burggrafen die Erlaubnis geben mußte einen neuen Friedhof beim Bruderhaus zu errichten. Er wurde am Sonntag Oculi (5. Fastensonntag) 1542 vom Weihbischof von Hassau, Herrn Heinrich Kunz, geweiht.4) Es wurde aber nicht nur der Friedhof zu klein, sondern auch der Raum inner¬ halb der Stadtmauern. Trotz aller Schrecken von Krieg und Seuchen hatte die Stadt an genügend Wohn¬ Bevölkerung und Wohlhabenheit so zugenommen daß sie nicht mehr raum bot und außerhalb der Stadtmauern gebaut werden mußte. So wurde im Jahre 1545 auf dem Wieserfeld außerhalb der Stadtmauer von Steprdorf von Messerern so er¬ und anderen Eisenhandwerkern zu bauen begonnen. Die Stadt mußte damals rechnete es das heutige Steprer Stadtbauamts) — 518 Häuser besessen zu haben; rechnet man im Durchschnitt etwa 15 Einwohner je Haus so zählte Sterr damals rund 6800 Einwohner. Die Bautätigkeit wurde bis in das Jahr 1565 fortgesetzt. Für das Jahr 1567 wurde eine Häuseranzahl von 779 Häusern mit durchschnittlich je I1 Einwoh¬ nern festgestellt. Dies bedeutet eine Bevölkerungszunahme von 1768 Menschen binnen vierundzwanzig Jahren, das ist etwas weniger als ein Diertel der Gesamteinwohner¬ zahl von 1545. Der Bau dieser Vorstadt gab erneut Anlaß zu einem Streit mit dem Kloster Gar¬ sten, dem das Zehentrecht an dem Wieserfeld zustand. Die Verhandlungen über eine ang messene Entschädigung zogen sich bis zum Jahre 1584 hin, doch blieb die Sache in Ansehung des Landgerichtes unentschieden. Es würde die finan¬ Das Jahr 1544 brachte wiederum eine Kirchenvisitation.6) zielle und die kirchlich=rechtliche Tage geprüft.?) Wiederum war die Disitation eine Angelegenheit des Landesfürsten, dem es sowohl um die Erhaltung des katholischen Glaubens, als auch um die Erhaltung seiner besten Einnahmsquellen, der Klöster und Kirchen, ging. Die Kommission setzte sich aus dem Steprer Burggrafen Hans Hoff¬ mann, Wolf Grientaler und dem Dikar von Freistadt. Wolf Steinpruckr zusammen, der als bischöflicher Pfarrer den Ordinarius der Diözese vertrat. Als Dicedom (Finanzdirektor) des Landes war Hans Hoffmann Dorsitzender der Kommission.s) Es war eine gründliche Untersuchung nach den genannten Gesichtspunkten; davon geben die erhaltenen Protokolle Zeugnis.*) 1) St. A. a. a. O. Nr. 1685. 2)Pritz S. 208; Prev. S. 260. 3) Gedruckt bei Raupach, II Bd. Beilagen, S. 75 ff. Verbesserung des Datums Bandes, S. 56 ff, in 12. Dezember 1541. des I. 4) Prev., S. 267; Pritz, S. 209. 5) Diese Zahlen verdanke ich Herrn Oberbaurat Ing. Berndt, dessen Spezialgebiet rschung der Baugeschichte Steprs ist. die Erfor 6) St. A., Cista H., Lade 20, Nr. 62. 7Hgl. Eder II, S. 57. 8)Dazu Wiedemann, Bd. I., S. 91 f. das Passauer und 9) Das Ergebnis wurde in mehreren Kodices zusammengefaßt; das Wiener Exemplar sind zwar bekannt, jedoch verschollen. 36

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