Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Dezember 1951

hier den Unterricht bis 1593. Im Juni dieses Jahres benötigte nämlich der Rat die Schulräume als Wohnung für den Stadtphysikus Dr. Wolfgang Dm ner.23) Ullman wurde gekündigt, und es hätte nicht viel gefehlt, so wäre er „abgeschupft" worden. Weil er aber schon lange in Steyr war und „weit sich herbegeben", überließ man ihm die vom Kantor Klausner bewohnten Räumlichkeiten der alten Stadtschule am Berg (Berggasse Nr. 46). 24) Im März 1616 wurde der Sohn des Marktschreibers zu Eisenerz Kaspar Sandig23) als Schulmeister vom Rate ausgenommen. Er vermählte sich am 24. April mit Katharina Poxleitner.23) Im „Gemeinen Kasten" erhielt er im Frühjahr 1617 die aus zwei Stuben bestehende Wohnung des im Oktober 1615 verstorbenen Wolfgang Ortner nach längeren Verhandlungen für Schulzwecke zugewiesen.2') Vermutlich mußte Sündig im Herbst 1624 seinen Schuldienst ausgeben. Vier Jahre später nahm er Abschied von Steyr.23) Die Schule am „Perg". Im Hause Berggasse Nr. 46 (Langensteiner), das einst auch die mittelalterliche Stadtschule beherbergte,22) befand sich höchstwahrscheinlich bis nach 1560 noch die protestantische Lateinschule. Als im Jahre 1559 Kaiser Ferdinand die Ruinen des 1532 abgebrannten ehemaligen Dominikanerklosters der Stadt übergeben hatte, sorgte diese für den Wiederaufbau desselben und verlegte in dieses Gebäude die Lateinschule. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts erlebte Steyr wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die alten Schulmeister Perger und Fraidler waren den Anforderungen der Zeit wohl nicht mehr gewachsen, wahrscheinlich auch nicht der 1567 erwähnte Schulhalter Sebald Russe r.:i0) Man verlangte daher einen Schulmeister, der auch einen guten Rechenunterricht erteilen konnte. Durch die Vermittlung des Pastors Basilius Kammerhofer wurde vom Rate der berühmte Schul- und Rechenmeister Kaspar Thier leider nach Steyr berufen. „Sterbensläufte" zwangen ihn, Freiberg in Meissen zu verlassen. Thierfelder, der damals bereits auf eine vierzehnjährige Schuldienstzeu zurückblicken konnte, verlangte für seine schulmeisterliche Tätigkeit zwei Stuben, eine für die Knaben und eine für die Mädchen. Auch seine Frau, so berichtet er in seinem sauber geschriebenen Gesuch vom 17. März 1567, unterrichte schon acht Jahre und könne die Mädchen im Lesen und Schreiben unterweisen. Er würde diese Lehrgegenstände neben Arithmetik und Geometrie bei den Knaben übernehmen.34) Der neue Schulmeister bezog die Räume der alten Stadt- beziehungsweise Lateinschule. Im Dezember 1576 war das uralte Gebäude ichon so baufällig, daß es gepölzt werden mußte. Es war bies ein unhaltbarer Zustand, der für die Bürgerschaft zum Gegenstand des Spottes wurde und die Stadtbehörde zwang, andere Schulräume ausfindig zu machen. Infolge der hohen Schuldenlast der Stadt konnte die auf 1500 Gulden geschätzte Instandsetzung des Gebäudes nicht vorgenommen werden. Man wollte daher im Hause Paul Khob- rers in der Enge oder im Tauftircher-Puchnerischeu Hause eine Schulwohnung mieten. Da aber auch dieses Vorhaben zu große Unkosten verursacht hätte, wurde in der Ratssitzung vom 29. März 1577 die Verlegung der Bergschule 12

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