Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

48 ersten Zeit äußerst gedrängt'1 leben mußten.142 In einer Baracke, die zumeist verlaust und stark verschmutzt war, mußten bis zu 300 Menschen leben und schlafen, obwohl eine Baracke nur für 80 Menschen konzipiert war.143 Das Lager wurde nach und nach vergrößert. Im November 1943 wurden die Bewohnerinnen und Bewohner des Rest-Ghettos, das aus dem verkleinerten “großen“ Ghetto hervorgegangen war, in das Lager „Szkolnastraße“ gebracht. Auf dem Lagergelände selbst lebten nicht nur die bei der SDP Beschäftigten, sondern es wurden einige Werkstätten errichtet, „in denen u.a. von jüdischen Häftlingen Schneider- und Tischlerarbeiten für die 'Ost-Industrie-GmbH' ausgeführt wurden. "144 Das Lager „Szkolnastraße“ unterstand bis Ende 1943 dem höheren SS- und Polizeiführer Radoms, Dr. Böttcher. Im Januar 1944 wurde das Zwangsarbeitslager in ein Außenlager des Konzentrationslagers Lublin umgewandelt. Die Umwandlung in ein Konzentrationslager brachte einen neuen Lagerkommandanten, SS-Obersturmführer Siegmann, der mit neuem Bewachungs- und Verwaltungspersonal aus dem Konzentrationslager Lublin nach Radom versetzt wurde. Die SS bewachte das Lager und die Insassen, die sie an die SDP für 10 Zloty pro Tag vermietete.145 „Bezahlt wurden die Juden an die SS. "146 Das Lager war von der Gewehrfabrik ca. 15 bis 20 Minuten Gehzeit entfernt. Die Häftlinge mußten jeden Morgen um 4 Uhr früh zum Appell antreten und wurden anschließend zur Arbeit in die Waffenfabrik gebracht oder wie es eine Zeugin ausdrückte, „zur Arbeit gejagt. "147 Die Arbeitszeit war in zwei Schichten zu je zwölf Stunden eingeteilt, wobei „die für die Juden festgesetzten Arbeitsnormen (...) größer als die für die übrigen Arbeiter "148 waren. 142 Dies gibt sogar der Leiter der Fabrik bei seiner Einvernahme 1947 zu. Niederschrift der Zeugenaussage Ing. Franz Janku, Polizeidirektion Wien, 25.7.1947, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 143 Zeugenaussage Rakocz Heinrich, 13.5.1947, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 144 Beschluß im Verfahren gegen Jakob Holz, ZStL 206 AR 454/7 [Unterlagen Perz]. 145 Zeugenaussage Sommer Wilhelm, 4.11.1952, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 146 Zeugenaussage Ing. Franz Janku, 8.7.1953, Hauptverhandlung Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 147 Zeugenaussage Herszenstraus Chana, 22.7.1965, Verfahren Weinrich, 147 Js 38/65, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53. 148 Zeugenaussage Waksberg Jankiel, 3.3.1947, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53.

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