Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

49 Die SS, die das Lager bis zur Umwandlung im Jahre 1944 leitete, führte die ca. 400 Menschen, die in einer Schicht arbeiteten vom Lager in die Fabrik und wieder zurück. Manchesmal tat dies auch der Werkschutz. Die Arbeiterinnen und Arbeiter wurden mit Namen auf eine Liste ihrer Arbeitsstelle zugeordnet. „Die Aufteilung der jüdischen Arbeiter wurde einmal vorgenommen und diese Einteilung blieb dann ständig aufrecht. "149 Nach Dienstende mußten die jüdischen Arbeiterinnen und Arbeiter vor dem Werk zum Appell antreten. Die SS ließ die Angetretenen abzählen, um zu gewährleisten, daß niemand fehlte.150 Die Bekleidung im Zwangsarbeitslager bestand aus der üblichen blau/weiß gestreiften Häftlingskleidung.151 Dies galt sowohl für Frauen als auch für Männer. Die Verpflegung der Häftlinge bestand aus einer Wassersuppe mit einem kleinen Stück Brot täglich. Die schlechte Ernährung und die Lebensverhältnisse trugen dazu bei, „daß täglich Leute an Erschöpfung starben152 Die schlechte Ernährung und die katastrophalen hygienischen Bedingungen trugen dazu bei, daß die Häftlinge an Mangelerkrankungen, aber auch an Tuberkulose, Typhus und an Furunkulose (Eitergeschwüre) litten.153 Bis zum 9. November 1943 lebten im Zwangsarbeitslager Männer, Frauen und Kinder gemeinsam. Bei der sogenannten „Kinderaktion" deportierte die SS hauptsächlich Kinder aus dem Lager. Viele der im Lager internierten Kinder waren Waisen, die bei den verschiedenen Aktionen von ihren Eltern getrennt worden waren. „Meine Schwester Blattmann wurde bei der zweiten Aktion aus dem Ghetto von Radom ausgesiedelt. Ihr Ehemann blieb mit dem Kind zurück. Als dann mein Schwager nach Majdanek geschickt wurde, wurde das Kind zu mir in das Lager Waffenfabrik gebracht. Es war ein 6 Jahre altes Mädchen. Als ich eines Tages auf der Arbeit war, fand im 149 Zeugenaussage Bretterklieber Konrad, Zeugenaussage Ing.Janku Franz, 8.7.1953, Hauptverhandlung Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 150 Zeugenaussage Karall Johann, 4.11.1952, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 151 „Neue Justiz“, Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit, 11/89, S 450 ff. [Unterlagen Perz]. 152 Zeugenaussage Frydmann Bela, 13.5.1947, Verfahren Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 153 Dies bestätigte die Zeugin Freydmann, die im Revier als Krankenschwester arbeitete. Zeugenaussage Frydmann Bela, 13.5.1947, Verfahren Perkounig, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53.

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