Der Kriegsverbrecherprozeß gegen Otto Perkounig vor dem Volksgericht Innsbruck im Jahre 1953

31 österreichische Sekretärinnen nach Polen geholt. Nur die österreichischen Beschäftigten erhielten zu Beginn ihrer Tätigkeit eine Pistole „7.65" von der Werksleitung.79 „Im Werk waren ca. 3.000 bis 4.500 Arbeiter beschäftigt, die sich aus Polen, welche sich in Freiheit befanden, und Juden, die im Lager untergebracht waren, zusammensetzten, "80 beschrieb Direktor Ing. Franz Janku die Zusammensetzung der Belegschaft. Er kündigte anläßlich einer Ansprache vor den jüdischen Beschäftigten an, daß „von den 45.000 jüdischen Einwohnern, welche Radom hat, werde ich durch die Arbeit in der Fabrik so viele ausrotten, daß nur mehr 5 überbleiben. "81 Damit war klar umrissen, welche Aufgabe einige österreichische Angestellte mit der Arbeit in Polen auch verbanden, nämlich die aktive Beteiligung an der Vernichtung. Einige österreichischen Werkmeister, der Gefolgschaftsführer (Personalchef) und der Betriebsführer führten das von Janku Verkündete konsequent aus. Sie leiteten die Gewehrfabrik mit einem unvorstellbaren System an Terror, Gewalttätigkeiten und Erniedrigungen. Sie wußten, daß sie die jüdischen Arbeiterinnen und Arbeiter jederzeit deportieren, ermorden und/oder vergewaltigen konnten, ohne daß ihnen selbst etwas geschehen konnte, denn „man stand damals schon auf dem Standpunkt, daß die Juden nicht mehr Menschen in dem Sinne sind, daß sie berechtigt wären, eine Anzeige zu erstatten. “82 2.2. Der Werkschutz Zur Sicherung der Rüstungswirtschaft wurde in allen wichtigen Rüstungsbetrieben ein Werkschutz gebildet. Beim Werkschutz handelte es sich um ein betriebliches Bewachungsorgan, das vom Werk bezahlt und erhalten wurde und das dem Betriebsleiter unterstellt war.83 Die Aufgaben des Werkschutzes wurden im Rundschreiben des 79 Zeugenaussage Lugmeier Heinrich, 8.8.1953, Hauptverhandlung Perkounig, TLA 10 Vr 257/53. 80 Zeugenaussage Ing. Franz Janku, Verfahren Perkounig, 26.4.1951 und Zeugenaussage Otto Perkounig, 8.7.1953, Hauptverhandlung Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 81 Anzeige Feldmann Michael und Teichmann Rosa gegen Müller, Perkounig, Janku und Reich, Polizeidirektion Wien, 31.1.1947, TLA LG Ibk, 10 Vr 257/53. 82 Zeugenaussage Guschlbauer Edmund, 8.7.1953, Hauptverhandlung Perkounig, TLA, LG Ibk, 10 Vr 257/53. 83 In der Gewehrfabrik in Radom unterstand der Werkschutz nicht nur dem Betriebsführer, Janku, sondern auch dem Personalchef Bretterklieber. Neue Justiz, 11/1989, S 450 ff. [Eine Kopie hat mir Bertrand Perz freundlicherweise überlassen.]

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