Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

86 Die Angabe in der Schnei läßt unentschieden, ob die Aufführung in einem Saal oder auf dem Schulhof stattgefunden hat?"). Brunners Stücke scheinen mir einen größeren Raum zu beanspruchen, als ihn etwa das uuckitoriunipriing« 6la88i8, das an anderen Orten als Spiellokal belegt ist^), hätte bieten können. Doch mag man im Gebäude der Lateinschule (Dominikanerkloster) über einen größeren Saal verfügt haben, der vielleicht noch mehr Raum bot als der Senats ­ saal im Rathause. Daß auch Brunner schon im letzteren gespielt hat, scheint mir aus dem Ratsprotokoll vom 10. Februar 1578 Hervorzugehen, wonach dem Rektor Mauritius eine Aufführung auff dem Ratthauss bewilligt wird und wo es weiter heißt: Vnnd weill hieuor sunderlich von Pegeo als offt ain Verehrung beschehn. Vnd dise Comedij dem Jetzigen Rector auch nit geringer bemühung gegeben hat, So soll derhalben bey der Cassa nachgesehen werden wieuill vorher gegeben worden, das solls Jezo auch tragen. Auch ist der , Jacob' (der allein hier in Betracht kommt) dem Bürgermeister / Richter vnd Rat der Stad Steyr ge ­ widmet. Als sicher ist anzunehmen, daß Aufführungen auf dem Stadtplatz vom strengen protestantischen Rat nicht zugelassen worden sind. Damit ist im Vergleich zur offenen Marktbühne doch eine gewisse Raumbeschränkung gegeben. Was die Plätze der Zuschauer betrifft, so waren vermutlich nur für den Rat und andere Ehrengäste Sitzplätze aufgestellt. Das übrige Publikum war gewohnt zu stehen^). Darum mahnt der Argumentator in Brunners „Tobias": Vnd bleib jeder an seinem Ort / So mügt ihr hören alle wart. Ein stehendes Publikum hat auch Mauritius vor Augen, z. B. in der Co- moedia vom Sündenfall: Bitt jetzt nur / bleibt stehn ordentlich / Damit es alls geb besser sich / Werdts auch so besser können sehn / Als sonst möcht im gedreng geschehn. Oder in der Comoedia Von Dauid vnd Goliath: Bitt nur / jhr wolt still bleiben stehn . . . Vergl. die Schulaufführungen aus dem Hof des Gymnasiums in Straßburg. E) So in Altenburg, Annaberg usw.; vergl. Exp. Schmidt, Die Bühnenverhältnisse des deutschen Schuldramas etc., (Munckers Forschungen XXIV), Berlin 1903, S. 37 ff. Über die Berteilung vonSitz- nndStehPlätzen beiHansSachs-Aufführungen in Nürn ­ berg vergl. Max Herrmann, Die Bühne des H. Sachs, Berlin 1923, S. 78. Herrmann ver ­ tritt hier im Gegensatz zu Küster die Ansicht, „daß die Mehrzahl der Zuschauer gesessen hat, daß aber außerdem, wenn die Sitzplätze nicht ausreichten, auch noch stehende Zuschauer zugelassen waren", auf die dann die häufige Aufforderung: Seit still und steht fein on gedreng zu beziehen wäre. Jedoch scheint es mir einigermaßen unwahrscheinlich, daß der Dichter im Prolog auf ein solches „wenn" schon im vorhinein Rücksicht genonmmen haben soll. —

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