Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

21 Supplicant aufs ehest wider zu hauß befürdern. Vnd nach disem seinem erbieten bei der Schuel guette anstellung zu Versorgung der Jugent lhuen"^^). Die Stadt scheint auch weiterhin den ältesten Sohn des Rektors bei seinen Studien unterstützt zu Habens. Zwei jüngere Söhne, Karl und Philipp, studierten seit 1590 als Sti ­ pendisten in Leipzig und Wittenberg^). Beide sind im Jahre 1601 mitten in den Studien gestorben^). Seit dem Tode Maximilians II. im Jahre 1576 war die Lage für die Pro ­ testanten von Jahr zu Jahr bedrohlicher geworden. Zwar hat man die „Prote ­ stantische" Gesinnung Maximilians, nachdem er 1570/71 den österreichischen Stän ­ den die freie Ausübung der augsburgischen Konfession von 1530 bewilligt hatte, wesentlich überschätzt^), hatten die Evangelischen, die in ihm ihre letzte Stütze zu verlieren glaubten, nicht so unrecht. Unter Rudolf II. setzte die planmäßige Gegenreformation ein, die den Ständen wieder Schritt für Schritt die unter Maximilian erlangten Freiheiten entriß. In der Stadt Stehr, die wegen ihrer Festigkeit in der neuen Lehre im Reiche ebenso beliebt als am Wiener Hofe berüchtigt war, blieben freilich die ersten Re ­ formationsedikte von 1577 rind 1578 ganz erfolglos und einzelne Katholisierungs- bestrebungen, wie sie etwa im Pestjahre 1585 intensiver einsetzten, scheiterten an der evangelischen Glaübenstvcue der gesamten Bürgerschaft. Die Bauernaufstände des ausgehenden Jahrhunderts gaben dann der Gegenreformation neue Waffen in die Hand, und 1598 begann der große Sturm gegen SteyiüH. Auf die Dauer konnte sich die Stadt den Befehlen des Landeshauptmannes und den strengen kaiserlichen Resolutionen doch nicht widersetzen und so mußten endlich im Jänner 1599 Pfarrer und Prediger die Stadt verlassen. Als allge ­ meine Trausrkundgebung beschloß der Rat: „Saitenspiel, Tantzen vnd Schlitten- fähren, Item frefsen vnd sauffen soll alles durch ein offen Edikt eingestellt vnd verbotten sein" (Rpr. 1599, Fol. 29 b). 5-) Rpr. 14, 126. In einem erhaltenen „Extract, was der Stadt Stehr wegen Herhaltung der luthe ­ rischen Kirchen Prädikanten und Schulen von 1580 bis 1624 an Vnkosten ist erlassen", (Stadtarchiv XI. 24, 1704) finden sich die Eintragungen: „1590 den 17. Mais Georg Mau- ritio wegen seines Sohns 20 Taller hülff zahlt. . .; 1591: 16. Martij Mauritij Sohn Zue- buß fl. 23 . . und noch 1604 finden wir an anderer Stelle verzeichnet: „Den 19. July Geörgen Mauritij Sohn Stipendiaten Paar fl. 75". Vergl. Rpr. vom 14. April 1599 (20, Fol. 118b), wonach des „M. Mauritij Sohn Carolo" das Wolfs Pefferlsche Stipendium neuerdings bewilligt wird. °5) Die betreffenden Schreiben der Universitäten sind im Sichrer Stadtarchiv erhalten. Karl hat Schulden hinterlassen, die von Stipendien gezahlt wurden. 5°) Vergl. Hopfen, Kaiser Max. II. und der Kompromißkatholizismus, München 1895, und die dort im Anhänge abgedruckten Briefe und Akten. 5?) Vergl. Pritz S. 229 ff.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2