Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

22 Man hat bisher angenommen, daß zugleich mit den Predikanten auch Mau ­ ritius das Land verlassen hat. Wie ich jedoch aus den Ratsprotokollen des Jahres 1600 seststellen konnte, hat der Rektor ein ganzes Jahr länger auf seinem Posten ausgehaltm. In einem Protokoll vorn 5. Jänner 1600 lesen wir: „Magister Georgius Mauritius, Schuelrector alhie, ist erfordert Vnd ime ernst vertrustn worden, das er dem Herrn Bürgermeister nit anzeige, das das Volkh auf die Sonn vnd Feyrtag in die Schuel zu den Predigten ain Zeit her kommen. Dem ­ nach werde ime anbeuohlen, das er zu berürter Zeiht die Schneie von frue an bis nach volbrachter Predig zue haltte, Vnd die Predig allein mit den Knaben an- höre vnd verrichte, vnd niemandts aus der burgerschaft nit hinein lasst"^ch. Die Lateinschule hat also zu Beginn des Jahres 1600 noch bestanden, und Mauritius vertrat damals gleichzeitig die Stelle eines Predigers. Doch konnte sich diese mehr oder weniger geheime Einrichtung nicht lange halten. Am 31. März desselben Jahres beschließt der Rat der Stadt Steyr, „dein Herrn M: Georgio Mauricio, gewesten Schnell Rectori alhie, auf fein hberraicht schrift ­ liches anbringen" freundlich anzuzeigen, daß „ain Ersamer Rat" sich „seines lang- wierig mit getreuem vleiß beygewonnten ... Schuelldiensts voll zu er Innern" wisse und nichts lieber wollte, „alls das Sie Jnn noch lennger darbet hetten er ­ halten khönnen". Für die „auf gemainer Statt Vncosten von hie gen Nürnberg bringung, zuesambt dem seinigen" erhielt er 100 fl. „Vnndt dann füers annder auch Zur abfertigung von dato Jüngst seinem anzaigen nach, dem Sibenzehenden des abgewichenen Monats Martij / Ir entschafft erraichten quottemb. anzerechnen / ain völlige quattrals besoldung Inmassen er es vorhin gehabt^')." Weiters ver ­ spricht der Rat, für die Söhne „Philippum" und „Caro-lum" zu sorgen, „auch Je ­ dem Insonderheit noch auf zwei Jarlang, von dato an zurechnen zu Continuierung Jrer Studia die gebüer, von dem Stipendto eruolgen Zelassen". Georg Mauritius ist in seine Vaterstadt Nürnberg zurückgekehrt, wo er Rek ­ tor der Schule zum Heiligen Geist wurde^). Rpr. 21, Fol. 6z. — Alle bisherigen Annahmen betreffs der ersten Auflösung der Steyrer Lateinschule sind hiemit als falsch erwiesen. s°) Rpr. 1600, Fol. 120b. Ungefähr zur selben Zeit sind die Linzer Prediger nach Re ­ gensburg ausgewandert. Vergl. Khevenhillers „rlnnnlss Usräinuncisi" (1578 — 1626), Lpz. Weidmann 1716 ff., V., 2, 244. Die Landschaftsschule hat sich jedoch trotz der schärfsten De ­ krete erst langsam in den Jahren 1601 und 1602 aufgelöst: vergl. K. Schiffmann, Das Schulwesen im Lande ob der Enns, 59. Jahresber. d. Musenm Francisco Carolinum, Linz 1901, S. 119 f. °°) Zum Abschied dichtete er eine „ansehnliche Valediction" in lat. und dt. Sprache (z. T. abgsdruckt bei Hackel S. 15 f).

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