Robert Stumpfl - Das alte Schultheater in Steyr

20 desselben Jahres, er fürchte, man könnte es ihm als Flucht vor der Gefahr aus ­ legen, zu einer Zeit, in der man für seinen Glauben eintreten müsse; auch würde es den Gegnern leichter fallen, neue Fremde (aus dem Reich) abzuhalten, als An ­ sässige hinauszuwerfen^). Er blieb auf seinem Posten. Inzwischen war — am 14. September 1584 — seine erste Frau gestorben. Ein Jahr später heiratete er Gertraud, des Steyrer Predigers Schreyer nach- gelassene Witwe: „teMe Lpitlmlumio u 8i§i8m. kaillt seripto"^). Nach zehn Jahren hören wir dann von einer neuerlichen Heirat des Schulrektors; am I.Sep- tember 1595 beschließt der Rat: „Herr Bürgermeister wolle ain Trinckgeschier in die 14 fl. oder 15 fl. wertt in die beftallung br. Vnd Jme SuPPlioanten aus sein Hochzeit zu uerehr verordnen"^^). Vermutlich nahm Mauritius in dieser dritten Ehe jene Elisabeth, die später den Beinamen „die schöne Rectorin" be- kam, und von der Will im Nürnbergischen Gelehrtenlexikon mitteilt, sie habe „bei Leibzeiten Mauritii, als Witwe und auch in ihrer zweiten Ehe" ein lieder ­ liches Leben geführt, bis ihr schließlich '1613 oder 1614 die Stadt verboten worden se?°). Diese Frau, die es in Nürnberg so arg getrieben hat, mag (wenn unsere Annahmen stimmen) unserem Schulrektor auch schon in Steyr Sorgen gemacht haben. Die bitteren Klagen über weibliche Untreue, denen wir in manchen seiner Dramen (so in der Komödie von allerlei Ständen, die wir nach 1595 an- setzemH begegnen, ließen sich leicht damit in Zusammenhang bringen. Im Jahre 1588 bewilligt der Rat dem Mauritius „inuermelte sein Raiß auf Bärtlmah negst khünfftig für zunemen, vnd zu fortbringung seines Sohnes Georgij angefaugnen Studien aus 3 Jarlang- dis nägften nacheinander indes von gemainer Stadt wegen zwainzig Taller zu hilff zu reichen, Vnd Sol sich 4') Den Brief teilt Raupach S- 139 f. aus Past. Wolffens Vorrath von Epistolis N88. mit. Moritz Geling (1522 bis 1595) war Philippist. Nachdem er mehrere Jahre in Wittenberg als Magister gelehrt und hierauf ein Rektorat in Eisleben bekleidet hatte, nahm ihn Melanchthon 1555 mit sich nach Nürnberg und verhalf ihm zur Predigerstelle bei Sankt Sebald, die eben Leonhard Culmann, der Dramatiker, seiner Osiandrischen Irrtümer wegen verloren hatte. Er hat in Nürnberg bis zu seinem Tod eifrig für die evangelische Sache ge ­ wirkt. Bergl. Will-Nopitsch II, 81.' Will-Nopitsch a. a. O. VI, 381. — > M. Johann Schreyer, eines Tischlers Sohn aus Steyr, hatte als Stipendiat in Wittenberg studiert und war um 1555 in seiner Vaterstadt zum evangelischen Prediger bestellt worden. Er starb am 26. Juli 1584 (und nicht 1583, wie Raupach, „krosb^tsrologia ^nstriaoa" S. 163 irrtümlich angibt; vevgl. Preuenhüber S. 302). Da dieses Todesjahr zur Heirat der Wiwe im Jahre 1585 gut Paßt, darf man Mills Nach ­ richt vertrauen (obwohl ein Druckfehler für 1595 denkbar wäre). «°) Rpr. 19, 54. 5°) VI, 381. — II, 596 berichtet Will von Mauritius: „Hieselbst (in Steyr) verlohr er den 14ten Sept. 1584 seine Ehefrau und nahm eine andere, Namens Elisabeth, die nach seinem Tod einen Nürnbergischen Bürger, Joh. Hier. Gebhart, im May 1612 geehlicht hat". — Der Ehebruch der Elisabeth mit dem Theologen Chilian Spremberger wird durch die Le ­ bensbeschreibung Zeltners bestätigt („Vitas tlwlZoorum rlltorxbiuornm" 1722, S. 105). Siehe unten.

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