Steyrer Tagebuch Nummer 20, Mai 1984

4 TB:Wie seid ihr auf den Namen "Brigade Februar 1934" gekommen? Ra■oser: Wir haben zwei Namen Uberlegt: "Verbrannte Erde" auf spanisch und "Februar 1934", weil da die Sozialisten den Kampf gegen den Faschismus in öster– rei eh fUhrten. Wir wo 11 ten damit aussagen, daß wir den Sozialismus drUben unterstUtzen, daß wir einmal vor einer ähnlichen Situation gestanden sind, die fUr uns recht traurig geendet hat und wir fUr Nicaragua größere Hoffnungen sehen, daß es besser enden wird. TB: Wie seid ihr empfangen worden? Ra■oser: Der nicaraguanische Handelsvertreter in schwierig ist, das ganze Gebiet voll zu kontrollieren. österrei eh hat uns empfangen. Es waren bereits 2000 Der ganze SUden ist sehr dUnn besiedelt und hat keine Erntehelfer, ca. 1500 aus Amerika und 500 aus Europa, Infrastruktur, weder Strassen, Schulen noch medizini- drUben. sehe Versorgung. TB: Habt ihr bei der Arbeitseinteilung mitreden CONTRAS können? Ra■oser: Das wäre schön, weil man uns effizienter hätte einsetzen können. Aber die Organisation ist noch nicht soweit. Nicaragua ist ein Land, wo ständig Ober– fälle sind, irgendetwas los ist, es gibt Transport– schwierigkeiten und militärische Oberlegungen. Außer– dem sind gerade zwei deutsche Brigaden von einem Ernteeinsatz im Norden zurUckgekommen, die haben die Kaffeestauden recht gründlich abgeräumt, daß sie wahr– scheinlich nächstes Jahr relativ wenig tragen werden. Wir sind dann drei Tage in Managua gesessen, haben Vorträge gehört und mit Daniel Ortega (Juntamitglied) und Ernesto Cardenal (Kulturminister) gesprochen. Dann war klar, daß wir in den SUden zu Holzbauarbeiten kommen werden. Es war wahrscheinlich auch die Ob'er– legung dabei, zu zeigen, wie sicher die Regierung das ganze Gebiet kontro l l i eren kann, weil sie uns ganz an die SUdgrenze zu Costa Ri ca geführt haben. Von den Medien wird oft behauptet, daß dieses Gebiet mehr unter Kontrolle des Eden Pastora als der Sandinisten steht. Wir haben dadurch viel von den Problemen des Landes erfahren, vor a11 em vom Transportproblem. KEINE STEYR-BUSSE Dabei ist interessant, daß wir erfahren haben, daß Nicaragua nach dem Scheitern des Panzergeschäftes mit Chile von den Steyr-Werken 600 Autobusse kaufen wol 1- ten. Wegen der schlechten Einstufung Nicaraguas als Schuldner ist das aber abgelehnt worden. Sie haben dann in der BRD 600 Mercedes-Busse gekauft. Wir sind dann eine ganze Nacht hindurch nach San Miguelito gefahren. Das war eine Reise auf einem LKW mit Blech– platten beladen und wir oben drauf, Uber Schotter- und Steinstrassen. Es war sehr strapaziös. Wir haben auch den Eindruck gewonnen, daß es fUr die Sandinisten Die Contras dringen von Costa Rica ins Land ein, als relativ gut ausgebildete, kleine Gruppen, versuchen Campesinos anzuwerben, zu kaufen oder mit kleinen Erpressungen an sich zu binden und machen mit diesen Landarbeitern Oberfälle. Meist werden nur die milit! r– i sch Uberhaupt nicht ausgebildeten Campesinos • ,r '" r.– gen, während die Gruppe sieh danach wieder Ut., ,. 1:i „ Grenze zurückziehen kan~ GRUND UND BODEN TB: Ist das landwirtschaftlich genutzte Gegend? Ra■oser: Nein, zum Teil Urwald oder durch den Raubbau unter Somoza eine steppenartige Landschaft. ~:c Leute leben hauptsächlich allein und vereinzelt in klEinen HUtten, so daß sie auch nicht geschUtzt werden können und es große Schwi eri gkei ten macht, sie zusammenzu– ho l en zur Ausbildung oder medizinischen Versorgung. TB: Gehört ihnen das Land, auf dem sie dort leben? Ra■oser: Nach Angaben des Ministeriums fUr Land– wirtschaft und Agrarreform sind 60% des Bodens priva– ter Großgrundbesitz, 24% verstaatlicht und 20% gehören Kleinbauern und Kooperativen. Kooperativen gibt es in zwei Formen: Dienstleistungsgenossenschaften, in denen Familien mit Einzelbesitz gemeinsam ihre Produkte vermarkten und zinsgUnstige Kredite organisieren und Produktionsgenossenschaften, in denen meist engagi erte Sandinisten, die sich vom Kampf her kennen, den Boden gemeinsam bearbeiten. Das ist auch militärisch gUns– ti g, weil die Arbeit einzelner Leute, die zur Grenz– sicherung abgezogen werden, von den anderen mit über– nommen werden kann,

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