Steyrer Tagebuch Nummer 19, April 1984

18 Marktordnungsgesetze Molkereien Bli ck t man genauer hinter die Kulissen , so i st völl i g verständlich , daß es zu e ine r soJchen Regelung , wie wir sie haben , gekommen ist . Die Molkereiverbände haben i n bl i ndem Fortschrittsglauben und Ratio– nal i sierungsdrang Kapazitäten gebaut , die nur mehr mit riesigen Milchmengen auslast– bar sind . Da aber die Molkereien für je– den Liter Milch , den sie verarbeiten , einen fi xen Betrag erhalten , ist ihnen ein Über - · schuß sprich möglichst viel Milch nur recht . Würde dagegen ein Bauer einen Stall für 5o Kühe bauen , obwohl er nur zehn halten kann , und somit in den Konkurs gehen , wäre das falsche Investieren jedenfalls verständlich . Nicht so in der Milchindustrie!!! Deutlich wird der Unsinn erst , wenn man weiß , das wesentliche Bauernvertreter im Milch– wirtschaftsfond zudem Generaldirektoren großer Molkereiverbände sind . Exportfinanzierung Bei der Kontingentierung hat sich der Staat verpflichtet , für eine bestimmte Menge(gefördert werden 16% der über dem In] andsbedarf angeJ ieferten Mi Jeh ' lie Exportkosten zu tragen . Der zweite TeiJ der Exportförderungsmitte] wird von den Bauern aufgebracht . Er setzt sich aus dem allgemeinen Absatzförderungsbeitrag (AAFB) , der den Bauern von jedem Liter Milch , der inner halb des Kontingents ab– geliefert wird - im Moment 21 Groschen-, abgezogen wird , und dem zusätzlichen Absatzförderungsbeitrag(ZAFBJ zusam– men , der mit jedem über dem Kontin– gent gelieferten Liter Milch einge– hoben wird . Das sind z . Zt . 3 , 13 öS . Bei dieser Form der Exportfinanzierung wird der Wahnsinn Methode . 1983 waren 2 , - Milliarden öS notwendig , um die rund 30% Milch , die über dem In– landsverbrauch erzeugt wurden , zu ex– portieren . Die Kosten für den Export betrageh bereits über 5 öS pro Liter , während der erzeugende Bauer für den Liter Milch innerhalb seines Kontingents rund 4 , 3o öS eroält . Aus Steuermitteln wurden 1983 rund 1 , 5 Milliarden Schil – ling zugeschossen , der Bauernanteilaus aus AAFB und ZAFB rund 1 , 2 Milliarden Schilling . Würden diese Bauern den Überschußbetrag von 30% weniger MiJch erzeugen oder würde sie in den Molkereien einfach weggeschüttet , so hätten die Bauern einen Mehrerlös von ca . 500 Millionen Schilling erzielt! Diese Überlegungen zeigen , daß in der Realität weniger eigentlich mehr wert sein würde . Wer also unter sol– chen Umständen noch eine Erhöhung des Staatszuschusses zum Export fordert , dies geschieht in einem Verlangen nach Anhebung von 1 6 auf 18%, dem muß ent– weder Blindheit oder absichtliche Ver– schwendung um bestimmter Eigeninteres– sen Willen diagnostiziert werden . A. P .

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