Steyrer Tagebuch Nummer 15, November 1983

Interview ARBINGER : v .. _e betriebs- · wirtschaftl . überlegungen sind schon richtig, denn nur ein Unternehmen , das Gewinn macht , kann meinen Arbeitsplatz sichern . Aufgabe der Gewerkschaft ist es , den Ante 1 der P.r– beiter und Angestellten vom Gewinn zu fordern . 1 WÜHRLEITNER : Gewir.n ist in Ordnung, wenn er unter volkswirtschaftlichen Vor- aussetzungen gemacht wird , wenn das Betriebswirt– schaftliche dem Volkswirt – schaftlichen . untergeordnet · ist . Wenn Fe~chtinger 1000 oder 1200 Kündigungen für not – wendig hält , mag das be– triebswirt schaft lich stim- men . SIMMER : Das hat Leithen– mayr der Kronenzeitung ge– sagt . Ich glaube , es ist nicht Aufgabe des Betriebs– ratsobmanns , von Kündigung– en zu reden . WÜHRLEITNER : Der BRO -hat von bevorstehenden Kün– digungen mit allen zu re– den , damit den Kollegen nichts verschwiegen bleibt und sie hinter ihm stehen . Denn der Spalt zwischen denen ganz oben in der Ge- werkschaftshierachie und · den Leuten , de arbeiten ist manchmal schon zu gr~ß , deshalb muß mehr informiert werden , z. B. über Kündi– gungsabsichten , wovon der BRO erfährt . ·SIMMER : Dazu hat er aber die Betr ebsräte und den V~rtrauensmä.nnerapparat , nicht de Zeitung . WüHRLEI'INER : über den muß das laufen . Die Ze tungs– frit zen machen aber oft aus einem Satz einen ganzen Artikel. BETRIEBSKAISER : TB : stichwort : Betriebskai– ser . Die Vertrauensleute werden von manchen als so eine Art Aufpasser angesehen , die schauen , daß für de Mehrheit politisch nichts schiefgeht . SIMMER : Das ist im großen und ganzen richtig . Im Rah– men der Sozialpartnerschaft wird am grünen Tisch ver– handelt und über die Köpfe der Arbeiter hinweg ent– schieden . Es ist oben gar nicht erwünscht , die Meinung der Arbeiter zu hören . Meiner Meinung nach müßte der Arbeiter über Probleme , die ihn schwer treffen , ein Mit – entscheidungsrecht haben . Ein Betriebskaiser hilft ihm da wenig . Eine Studie des Arbeiterkarrmertages hat auch ergeben , daß der Betriebs– rat einen schlechteren Be– liebtheitsgrad hat , als der Vorgeset zte . WüHRI.E~'INER : Ich finde schlimm, daß die Macht der Betriebsräte so negativ beset zt st . Er soll Macht haben , um sie für die In– teressen seiner Kollegen einzu– set.cen , das ist doch positiv . SIMMER : Wichtig st , daß er die Macht gegenüber der Gegen– se te ausübt , oft geht es aber um rein parteipolitische Macht . Ein praktisches Be sp el : Wenn ich die Unterschriften samnle , damit wir kandidieren können , was mir da unterkommt , ist der– art entwürdigend . Die Angst von Leuten , die mit uns s athi– sieren und sagen , daß sie uns wählen wollen , aber sich nicht trauen , zu unterschreiben oder mir dann wieder nachrennen und sich streichen lassen wollen . Cder wenn einem, der aufgrund einer Namens- und Altersgleich– heit als unpolitischer Mensch in den Verdacht gerät , er kandi- 1 2 .Teil im nächsten Heft 7 d ert für uns , vom Betr ebsrat ein Bombenwirbel gemacht wird . Bei ihm hat es aber umgekehrt ~ewirkt : er kandidiert jetzt als parteiloser Kandidat auf unserer Liste . WüHRLEITNER : Also das ist keine Macht mehr , sondern Ge– waltausübung gegen diejen gen . Wenn das stirrmt , ist es trau– rig . Reden würde ich auch mit ihm, ganz klar , aber das heißt noch lange nicht , daß ich ihm Schwierigkeiten machen würde . Wir bei BMW haben eine ge– werkschaftliche Namensliste . Natürlich schauen wir , daß möglichst viele deklarierte Sozialisten kandidieren , aber wir wollen gesamtgewerkschaft - 1 eh vorgehen . TB : Sind nicht viele Arbei– ter schon zu e gentlichen Sys embewahrern geworden , die vor allem "das Erreichte s ehern" möchten? WÜHRLEI'INER : Ich stelle irrmer wieder fest , daß viele Kollegen nur kein Risiko ein– gehen wollen . Durch die Medien und Sozialpartnerschaft sind sie entpolitisiert und können sich kein Bild von den Problemen machen , die sie eigentlich täglich betreffen . SIJVIlVIER : Die Arbeiter sind darauf richtig hinerzogen worden und da· spielt die So– zialpartnerschaft eine große Rolle . Daher kürmnert er sich nicht mehr um seine Be l ange dafür hat er seinen Funktio~är der macht das für ihn . Das Problem ist dann ~ wie lupen– rein ist der Funktionär? J

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