Steyrer Tagebuch Nummer 15, November 1983

6 Interview TB : Können wir von der Per– son Dallinger wegkorrnnen auf das Problem hin : Finanzie– rung der Pensionen und So– zialversicherungen . Zu beidem hat er Vorschläge gemacht , die zumindest heft i g dis– kutiert wurden . ARBINGER : In einem Rechen– schaftsbericht vor Ange– stelltenvertretern hat Feich– tinger von Rational~sierungen mit Schweißrobotern und im Angestelltenbereich mit Text– automaten gesprochen . Ein Schweißroboter ersetzt auf einem Schlag 1o r.~ute samt Meister . Ich habe gesagt , da wird einmal einer korrnnen und fpr – dern : Wenn du solche Ra– tionalisierungen machst ,mußt du die Sozialabgaben für die Freigesetzten zahlen , weil es sonst nicht mehr finanzierbar ist . SIMMER : Heißt das , daß die christl .Gewerkschafter für die Maschinensteuer sind? ARBINGER : Absolut nicht , ich habe das nur vorhergesagt . Es ist faktisch eine logische Folgerung , wenn irrrner weniger Arbeitende für die Arbeits– losen und Pensionisten aufkom– men müssen . WüHRLEITNER : Es gibt nur zwei Alternativen : Entweder die Betriebe zahlen es , die Wirt – schaft , das sind aber auch wir , oder die Leute zahlen es selber . ARBINGER : Dann sinken noch die Kaufkraft und das Steuer– aufkorrnnen . SIMMER : Man muß eben schauen : Wem dient die moderne Technik in der Industrie? Die dient doch nur den Firmen . ARBINGER : Nicht unbedingt . WüHRLEITNER : Glaub ich auch nicht . ARBINGER : So kann man ' s nicht sehen : Nur das Kapitalprofi– tiert . Bei meinem Wahlkampf steht der Mensch im Mittel– punkt , die Menschlichkeit . SIMMER : Ich würde gern hören , inwiefern der Mensch z .B. in den ·steyr-Werken von der neuen Technik profitiert . In den letzten Jp.bren wurden um 1600 weniger Beschäftigte , da hat sicher die Rationalisierung eine Rolle gespielt . Dem Ar– beiter hat das nicht gedient . Mir ist aber klar , daß es ohne Automatisierung nicht geht . ARBINGER : Wegen der Konkurrenz– fähigkeit . SIMMER : Natürlich . Aber der Arbeiter muß seinen Anteil haben . WüHRLEI'INER : Das wäre die 35 Stunden-Woche . Ich bin für Innovation und neue Maschinen , die die Arbeit erleichtern und die Produktivität erhöhen . Aber nach den Lohnsteigerungen der letzten drei Jahre - real ist es weniger geworden - hat der Arbeiter nichts davon . Bei den Steyr-Werken ist viel– leicht auch viel verschlafen worden . Sie sehen jetzt , wie bei BMW gearbeitet -wird und wollen viel nachholen . Das ge– hÖ~t aber den Leuten abge– golten , indem sie die Maschi– nen weniger lang bedienen sollen . ARBINGER : Ein Beispiel aus Polen : Dort sehen s i e auch die Investitionen volkswirt – schaftlich . Sie sagen z . B.: in Warschau bEut uns die neueste Technik , weil wir dort wenig Leute haben , aber in anderen Gegenden bitte weniger Auto– matisierung, weil wir dort viele Menschen beschäftigen müssen und wollen - sie wollen sie beschäftigen ! Also : Nicht rationalisieren um alles in der Welt , sondern aucl aus volkswirtschaftl .Sicht . Denn unter Kündigungen leiden nicht nur die Betroffenen , sondern die ganze Region . Das wird ein Karusell , das sich zu drehen anfängt • SOZIALPAR'INERSCHAFT : WüHRLEI'INER : Da korrnnen wir auf eine zentrale Frage : Das System. Das alles geschieht trotz "sozialer Marktwirt– schaft ", Sozialpartnerschaft , die uns im Aufschwung sicher viel gebracht hat . ARBINGER : Die Sozialpart– nerschaft ist sicher etwas Gutes WüHRLEI'INER : Das glaub ich nicht mehr , Im Aufschwung ist eine Firma bereit , daß sie mehr hergibt , aber wenn sich das Sozialprodukt nicht mehr erhöht , ist auf sozialpartner- . schaftl .Ebene nichts mehr drinnen , auch wenn bei vielen Firmen, denen es gut geht , noch eine Steigerung möglich wäre . Manager sehen eben alles vor allem betriebswirtschaftlich . Volkswirtschaft sind für sie nur die Leute , die sie für die betriebswirtschaftl . Ziele brauchen können .

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