Steyrer Tagebuch Nummer 14, Oktober 1983

JUGEND TB: Zwei Fragen zur Jugend: 1. In letzter Zeit ist wieder das Thema Jugendzentrum akut geworden. 7 Leider Gottes durch die Er- ~ektiv. innerung an die Weltwirt- TB: Aber viele Jugendliche schaftskrise denkt man beim wollen auf keinen Fall in Wort Krise an die .Katastrophe. eine Partei. TB: Ein Vorschlag ist die Ver- H: Ein Modell ist daneben .kürzung der Wochenarbeits- gegangen. Das selbstver- zeit. Sicher ist es legitim, waltete JZ in der Redtenba- 2. Jugendliche sagen gern: die Parteien unterscheiden sich Ja wenn die ÖVP auch besonders chergasse. Da haben Ubergriffe gar nicht mehr voneinander, man hört überall denselben Blödsinn. H: Der Stand der Politiker sollte sich hier betroffen fühlen und nachdenken, warum viele das Gefühl haben, mit dem darf man nicht reden. TB: Uns scheint aber, daß es Politiker, die nicht gut ansprechbar sind, oft leichter haben, hinaufzukommen. H: In der Pionierzeit brauch- te man autoritäre Entschei– dungen. Heute gibt es im Funk– tionärskreis, jedenfalls von der ÖVP aus, ein großes Umden– ken. Ich sehe uns heute in ei- ner Phase, wo man nur im Ge– spräch leben kann, für allzu– viel Autorität sollte da kein Platz sein. Anderseits sind in der Krise auch wieder Ent– scheidungen notwendig ihre Probleme diskutiert. stattgefunden von Leuten, die Wir hätten uns aber von einer Einfluß haben wollten, der Partei, die so stark in der nicht im Sinne aller Jugend- Familienpolitik engagiert ist, liehen ist. erwartet, daß sie auch die Ich bin ein massiver Gegner Aspekte stärker berücksich- von Suchtgiften. Man muß tigt, die Chancen für Eltern im JZ Korrekturmöglichkeiten bedeuten: daß zB beide einen haben, damit das nicht pas– Beruf haben und sich um ihre siert. Kinder kümmern könnten. Da gibt es die typischen Rau- H: Glauben Sie nicht, daß .fer, die andere Gruppen nega- das gesagt wurde, aber tiv zu beeinflussen versuchen. untergegangen ist? TB: Was sollen wir aber mit den Sicher wird man über eine Raufern tun? Veränderung der Arbeitsge- R: Daß es zum Teil neuroti- wohnheiten nachdenken müssen. sehe Aggressionen sind, Aber die meisten Beschäftig- ist mir schon klar. Aber wenn ten arbeiten in kleinen und das Problem so leicht zu lö– mittleren Betrieben, wo eine sen wäre, daß ich jetzt eine Verkürzung der Wochenarbeit Lösung wüßte, dann wär's schon nicht einen zusätzlichen Ar- gelöst, nehm ich an. beitsplatz bewirkt, sondern TB: Auch wenn man von den zu mehr Überstunden führt. nicht mehr ansprechbaren In der ÖVP wird immer wie- _Jugendlieben absieht, gibt es der job-sharing diskutiert, für viele das Problem, daß KRISE ? sicher ein guter Gedanke. kaum mehr die M'ögli~hkeit TB: Haben wir so eine Krise? TB: Der aber in der Praxis besteht, eigene Erfahrungen H: Man kann es nicht wegleug- große Nachteile für zu sammeln. Bei den politi- nen. die Arbeitnehmer haben kann. sehen Parteien gibt es eine TB: Unsere Volkswirtschaft H: Richtig. Man wird sehr fertige Organisation, im Ju- produziert mindestens so vorsichtig sein müssen, g:nd~entrum eine Hausordnung, viel wie in früheren Jahren, damit Übergriffe von Ar- Einrichtung, Teppichboden. als alle vom großen Wohlstand beitgeber- wie Arbeitneh - Außer sich einzufügen, bleibt sprachen und wächst sogar noch merseite verhindert werden. nichts mehr zu tun. etwas, wenn auch nicht mehr so TB: Zurück zur Jugend: H: Als ich so alt war, bin schnell. Manche halten das H: Was ich einem Jugendli- ich in den Sportverein ge- derzeitige Wachstum für normal chen sagen kann: enga- gangen und habe dort Erfahrun- gegenüber dem überzogenen vor- giere dich in einer Partei, gen gesammelt, füreinander ein- her. Dazu kommen große techni- nicht nur in der ÖVP, sondern treten gelernt• sehe Umwälzungen mit dem Er- wo du glaubst, du bist daheim. Aber wa~ hält die Jugendli– satz vieler Handgriffe und der Versuche dort zu beeinflussen, c~en, ~ie von ~en Angebo~en geistigen Routinearbeiten daß eine Politik gemacht wird, ;ic~t ~ntere~sirt, a~, einen durch Maschinen. die deinen Einstellungen ent- reizeitverein zu grunden. Jedenfalls ist es nicht eine spricht Ich habe nur Sorge, daß Ele- Krise der Wirtschaft allein. TB: Vieie Leute suchen nicht mente, die sich mit der Ge- Sicher haben alle das Gefühl, nur einen Platz, wo sie sell=~haft ni:h~ identifizie- irgendetwas ist nicht in Ord- sich engagieren können, son- r~n onnen, Ei~ luß auf Jugend- nung, aber was ist das? dern so etwas wie Heimat. ~iche nehmen.konnten, bevor H: Wir haben schon vom Ende R: Es ist uns zB gelungen, ihre Selb st fi nd ung gelungen der Aufbauphase gesprochen. in einigen Stadtteilen iS t • Das ist die Krise: daß wir als Kontaktabende durchzuführen. Aber gru nd sätzlich wäre ich Volkswirtschaft lernen müssen, namit kann ich erreichen, schon dafür. Nur nach 3 Jah– ren sind wir wieder beim daß es nicht grenzenlos weiter-daß der Bürger in einer . gleichen Problem: ein neuer geht mit dem Aufhauen, sondern zwangsfreien Atmosphäre sagen . . Verein mit einem Statut. die Zeit gekormnen ist zum kann, was ihm nicht gefällt. Leben. Das ist ein notwendiges Kor- TB: Dann können andere wie- der einen neuen Verein

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