Steyrer Tagebuch Nummer 14, Oktober 1983

6 ich mir leisten kann, kann aber nicht erwarten, daß die Allgemeinheit dafür zusammenzahlt. vielen wird auch im Weg der Zwangsbeglückung über– haupt die Entscheidung ge– nommen über die Wohnungs– größe, weil nichts klei– neres da ist. MEHRHEIT Und es arbeiten viele i~ kontrollierbaren großen Betrieben. Kontrollierbar heißt mit Vertrauensleute– wesen, die ja gelegent– lich auch Aufsichtsperso– nen sind •••• Es ist eine unsagbar schwierige Aufgabe, das durch besseren Bürgerkon– takt zu überwinden. Aber die Zeit ist im Werden, daß man mehr Kontakt hat, TB: Sehen Sie überhaupt das fürchten, die von der eine Chance für die Kontaktarmut profitiert ÖVP, in absehbarer Zeit haben und freie Kommuni- mehr Einfluß in Steyr kation nicht fördern,son- zu bekommen? dern Kommunikationszentren H: In der Demokratie schaffen, die Kommunika- heißt die Chance, tion kanalisieren helfen. daß einem der Bürger ab- TB: Zurück zur Bürgerde– nimmt daß man ihm hilft, mokratie. Können Sie , . . - . daß der Einfluß in seinem sich vorstellen, daß man Interesse eingesetzt wi rd , kleineren Einheiten, et– Ich werde versuchen, dem wa so groß wie der Rest- Bürger begreiflicher zu hof eine gewisse Selb- machen, daß wlr für ~hn stä~digkeit und ein ei- eintreten. Das war bisher genes Budget für gewisse auch schon, nur hat es Aufgaben gibt? der Bürger schlecht er- H: Das kann ich mir zur fahren. Zeit nicht denken, TB: Wo lag der Fehler? dazu sind wir demokra- H; vielleicht im Geist tisch ei~fach noch nicht der Zeit, die hin- reif genug. ter uns liegt, die Zeit TB: Woran erkennt man der Vereinsamung im so- die Reife? zialen Wohnbau, wo die H: Ich hätte große Angst, Vereine über Mitglieder- daß Prestigedebatten mangel geklagt haben. in den Stadtteil hinein- Allmählich kommen die getrage~ werden. Leute wieder drauf, daß Das Problem ist ja, daß man ohne Kommunikation die Betroff~nen sich gar nicht sein kann. nicht in den Parteien TB: Aber diese Probleme engagieren, Basisdemo- hatte doch die SPÖ kratie sollte sich auch genauso. in den Parteien abspie- H: Wenn Sie hinüber len. Daß es geht, habe schauen, sehen Sie ich am eigenen Leib die Rauchfänge der erlebt. Steyrwerke.... TB: Wie ist die Mitglie- TB: Dort arbeiten wahr- derentwicklung? scheinlich die Leute, H: Ich habe den Eindruck, daß denen Sie begreiflich sich die kleineren Wirt- machen müssen, daß Sie schaftstreibenden eher mehr für sie eintreten. ß • A zur Partei bekennen. Das mu H: Solange ~ie ngst um die Ursache haben, daß sie den ~rbeitsplatz ver-. sich · vertreten fühlen. Bei den wendet wird, ~aß m~n sa!t. Arbeitern haben wir das Struk- paß auf, du bist e1.n A~ turproblem der kontrollierten heiter, du. has~ an~une - großen Betriebe. Da gibt es men, was w1.r fur dich gut Leute, die sich für eine Mit– meinen, schaut es eher , arbeit bei uns interessieren, schlecht aus. aber sich aus Angst vor Ver- setzung auf einen weniger sicheren oder schlechter be– punkteten Arbeitsplatz nicht trauen. lli~'EN IN OCR öVP TB: Welche Themen werden bei Diskussionen in der ÖVP diskutiert? H: Natürlich überall die Sor- ge um die Arbeitsplätze. Es zeigt sich vielfach Unmut über die Anfeindungen der Waffenproduktion, besonders bei Arbeitnehmern. TB: Wie stehen Sie dazu? H: Meine persönliche Meinung ist: Friede wird nicht da– durch, daß der kleinste Pro– duzent aufhört. Frieden ma– chen die Menschen. TB: Auch Vertreter der Kirche haben sich verschiedent– lich für eine Aufgabe der Rüstungsproduktion ausgespro– chen. Spielt die Meinung der Kirche in der ÖVP eine Rolle? H: Wir sind eine Partei, die in ihren Grundsätzen das christliche Gedankengut drin– nen hat, die christliche Weltanschauung. Daher spielt für viele in der Partei die Meinung der Kirche eine Rol– le, jedenfalls als Orientie– rungshilfe. Aber die Kirche ist genausowenig der Vormund der Partei, wie sich die Partei anmaßen könnte, Vor– mund der Kirche zu sein. TB: Aber Sie stehen den Um- rüstungsforderungen dis– tanziert gegenüber? H: Nein, ich bin nur dagegen, daß man die Einstellung von heute auf morgen fordert. TB: Was wird noch diskutiert? H: Die Möglichkeit zu wohnen und die Preise. Jüngere fragen oft: wo kriege ich eine Wohnung, wo ich mich selber engagieren kann? Da wäre ein Modell, das wir seinerzeit den Steyr-Werken vorgeschlagen haben: daß man Wohnhäuser, die von den Wer– ken nicht so gut in Stand ge– halten werden können, den Be– wohnern überläßf und die in– vestierte Arbeit auf den Kauf– preis anrechnet. Das wäre doch auch ein Modell für den Wehr– graben.

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