Steyrer Tagebuch Nummer 14, Oktober 1983

4 TAGEBUCH-Gespräch mit GR Karl Holub OSTERREICHISCHE VOLKSPARTEI H: Wir sind also räumlich sehr beengt, beide Be– zirksorganisationen in einem Büro beieinander. Es soll ja ein Parteibüro auch nicht viel Komfort bieten. TB: Wieweit sind diese bescheidenen Räume Sinnbild für die Rolle der ÖVP in Steyr? H: Von der Größe her ist diese Rolle sicher nicht sehr gewaltig ~ TB: Was ist der Grund, was wollen Sie dabei erreichen, wenn Sie Poli– tik machen? H: Mein Grund ist, daß es mir notwendig erschien mich zu engagieren. Weil es zuwenig ist, nur zu sagen, das und das ge– schieht nicht so, wie es sein sollte. Man muß pro– bieren, selber mitzutun. Ich verstehe mich durch– aus nicht als Parteisol– dat, sondern, wenn Sie wollen, als Sprachrohr für Leute, die sich nicht so gut ausdrücken können. Obwohl ich diese Einstel– lung nicht verloren habe, haben sie mich vergange– nes Jahr zum Obmann die– ser Partei in der Stadt gemacht. Das spricht für die Bereitschaft der Par– tei auch zu einer Basis– demokratie. TB: Warum sind Sie · zur ÖVP gegangen? H: Weil von meiner Grund- einstellung her mir dort am ehesten möglich schien, vom Programm her ein Zuhause zu finden. TB: Oft scheint die ÖVP die Interessenvertre– tung derer zu sein, die sich's auch selber rich– ten können ... H: Eine Integrationspar- tei wie die ÖVP, die für jeden, vom kleinen Hilfsarbeiter bis zum großen Unternehmer Platz 1 • Geboren 1944 • Obmann der Jungen ÖVP • Seit 1973 Gemeinderat haben soll, hat natürlich verschiedene Teilorgani– sationen. Es wäre ein schlechte~ Klischee, zu sagen, alle Unternehmer können sich's richten. Ich komme zB aus einer solchen Familie, mein Vater hatte eine Drogerie, ein kleines Va– ter-Mutter-Geschäft. Es wäre nicht möglich gewe– sen, davon zwei Familien zu ernähren. Also ich weiß, daß es auch bei den Unternehmern sozial schwach gestellte gibt. TB: Haben die eine Chance ? H: Ich meine: ja. Der kleine Unternehmer muß sehr viel arbeiten, damit er überhaupt über die Rund~n kommt, d.h. er hat keine Zeit, sich poli– tisch zu engagieren. Auf sie besonders zu achten, ist daher ein erklärtes Ziel der Partei. Ich ver– stehe sie nicht als Par– tei der Industriellenver-· einigung, obwohl auch In– dustrielle darin ihren • ÖAAB-Obmann • Seit Juli 1982 Stadtparteiobmann Platz haben sollen. Sie sind ja auch Menschen. TB: Was geschieht, wenn sich Konflikte erge– ben, wo die verschiedenen Gruppen einfach nicht zu– sammengehen? H: Meinen Sie, ob der Stärker~ begünstigt wird? TB: Das können wir uns vorstellen. H: Ich habe schon den Eindruck, daß man mit großer Sorge an den klei– nen Wirtschaftstreibenden denkt, überhaupt zuneh– mend an die Sorgen der kleinen Leute. REICHRA1'1INGER HINTERGEBIRGE TB: Die SPÖ hat sich zur Sicherung der Arbeits plätze für den Kraftwerk– bau im Reichraminger Hin– tergebirge ausgesprochen. Ist das für Sie auch ein guter Grund? H: So schlimm es ist, daß man das Argument über– haupt gebrauchen kann: es

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