Steyrer Tagebuch Nummer 13, Sommer 1983

ses für die Menschheit uneingeschränkt positiven Programms kann gar nicht überschätzt werden. · Der erste Schritt besteht darin, die Politik der Re– gierung der Vereinigten Staaten zu verändern. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt zeigen die leitenden Poli– tiker und Beamten weder die leiseste Absicht, Frie– den mit Rußland herzustellen noch den Wunsch, die Russen zu verstehen, noch den Wunsch, nach einer friedlichen Lösung für unsere gegenseitigen Probleme zu suchen. Sie machen wohltönende Vor– schläge, obwohl sie bereits im voraus wissen müs– sen. daß sie von der Sowjetunion nicht akzeptiert werden können. Sie und ihre Gefolgsmänner sind ein perfektes Beispiel für das Verhaltensmuster. über das ich vorhin sprach: ,,Wir haben recht und sind gute Menschen. Ihr habt unrecht und seid schlechte Menschen." Eben dies beschreibt ihre Haltung sehr genau. Drohungen scheinen fast zum einzigen diplomatischen Handwerkszeug geworden zu sein. Wir kritisieren die Sowjetunion heftig wegen ihrer Invasion in Afghanistan und wegen ihres Engagements für eine Militärdiktatur in Polen. Als Bestrafung für ihre Aktionen drohen wir damit, alle laufenden Gespräche und Verhandlungen abzu– brechen. Solche Handlungsweisen der Sowjetunion sind höchst bedauerlich; wir sollten sie jedoch eher demütig anprangern, eingedenk unserer eigenen Vorgehensweisen in Vietnam, Chile und EI Salva– dor. Die gegenwärtige Haltung der amerikanischen Re– gierung muß sich ändern. Wir müssen wieder wirk– lich mit dem russischen Volk sprechen. Wir müssen versuchen, ihre Sicht der Dinge zu verstehen. Wir müssen ihnen helfen. unsere Ansichten zu begrei– fen. Wir brauchen den Dialog mit ihnen, formell und informell. Das wird nicht einfach zu erreichen sein. Aber.wir müssen Mut zum partnerschaftlichen Gespräch machen, durch Treffen von Regierungs– mitgliedern. durch Konferenzen von Sachverstän– digen. durch geschäftl iche Kontakte, durch Tref– fen mit Besuchern aus der Sowjetunion. Wo es not– wendig werden sollte, können erfahrene Moderato– ren bzw. Vermittler aus anderen Ländern hinzuge– zogen werden. Wir müssen Druck auf die Regierung der Vereinig– ten Staaten ausüben. damit sie sich in ein ernst– haftes, nachdrückliches Gespräch mit der UdSSR und mit dem russischen Volk einläßt. Wir pumpen Billionen in die Entwicklung letztlich überflüssiger Kernwaffen, Waffen, die dazu aus– reichten, unseren Planeteri viele Male zu zerstören. Wir sollten ein Teil dieses Geldes und dieser Ener– gie dazu verwenden, solche kommunikativen Pro– zesse in Gang zu setzen, weiter zu entwickeln und auszuweiten, die zu einer friedlichen Verständigung hinführen können. Modelle hierzu haben wir, wir brauchen sie nur zu benutzen. Mit einem geringen Bruchteil jener Dollars. die wir für die Vorberei– tung von Kriegen ausgeben, könnten wir - das wis– sen wir aus Forschung und Erfahrung - wirksame Schritte hin auf friedliche Interaktionen unterneh– men; solche Schritte könnten den mörderischen Wahnsinn verhindern. in dem wir unterzugehen drohen. Wir haben nur noch sehr wenig Zeit. Es ist ein Pro– blem, bei dem es für uns alle um Leben oder Tod geht. Können wir den Trend hin auf die Zerstörung stoppen? Die Beantwortung dieser Frage ist in die Verantwortung al ler gegeben. Meinen Teil dieser Verantwortung trage ich unter anderem dadurch ab, daß ich die Probleme und die möglichen Alter– nativen so deutlich ausgesprochen habe. Ich werde weitermachen. Ich hoffe, Sie werden sich mir an– schließen - und Millionen anderer auch - um gegen die Ermöglichung eines atomaren Krieges zu kämpfen, um miteinander etwas zur Beendigung dieses schrecklichen kollektiven Wahnsinns zu tun. Literaturhinweise Capra. F.. The Turning Point. New York: Simon & Schuster lnc.. 1982 Dayan, M.. Breakthrough: A Personal Account of the Egypt-lsrael Negotiations. New York : Knopf, 1981 Fuchs, F.. The Guru er the Labor Market. Unpublished manuscript, 1981 Medvedev. R. A. & Medvedev, Z. A .. A nuclear „ Samzidat" on America's arms race. The Nation, 234, 2. Jan. 16, 1982. 38-50 Osgood. C.. An Alternative to War and Surrender. Urbana, lllinois: University cf lllinois Press, 1962 Autor: Dr. Carl R. Rogers Center for Studies cf the Person 1125 Torrey Pines Road La Jolla. California 92037 U.S.A. Übersetzer: Prof. Dr. Hans Hielscher Rheinische-Friedrich-Wilhelms-Universität Pädagogische Fakultät Römerstr. 164 5300 Bonn Tel. 0228/550-315 N N

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