Stadt Steyr und der Weltkurort Bad Hall

22 Steyr. hcrablief, angebaut wurde. Mit Wallgraben und Pfahlmauer im Zuge der heutigen Schulstiege und unteren Kaigasse schützte man sich gegen Westen und durch einen Holzverschlag längs der Enns gegen Angriffe vom Wasser her. Unter der 200jährigen Herrschaft der Ottokarc wurde die Burg weiter ausgebaut. „Am Hof" (im Bereich der Berggasse) siedelte sich der Hofstaat der Markgrafen an, während der übrige Teil der Ritterschaft und die Bürger von dem Gebiet des heutigen Stadtplatzcs Besitz ergriffen, der zum Mittelpunkt des Lebens und Verkehres wurde. Der „Grimort" (Grünmarkt) gelangte erst im 14. Jahrhundert zur Verbauung. Da Steyr 1082 erstmalig als „Stadt" erwähnt wird, muß sic wie jede mittelalterliche Stadt in ihrer Gesamtheit der damaligen Art entsprechend befestigt gewesen sein. Die Burg aber behielt jedenfalls noch ihre selbständige Befestigung und war noch nicht in die jener mit einbezogen. Steyr brauchte aber auch fleißige Hände. Die regten sich drüben an der Steyr, wo gleich­ zeitig eine zweite Stadt entstand. Als fester Brückenkopf mit Mauern, Türmen und Toren baute sich bis auf den Tabor das innere Steyrdorf aus. Westwärts aber an der Steyr entstanden als mühsames Menschenwcrk Wassergräben und Wehren, deren Wässer die Hämmer und Mühlen treiben mußten. Die Spitalmühle wird bereits 1081 bis 1122 urkundlich erwähnt, das große Wehr rauscht also schon durch mehr denn 850 Jahre! Aus der bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts reichenden romanischen Baupcriodc haben sich allerdings keine als solche mit Sicherheit erkennbaren Reste erhalten. Die Wohnhäuser waren großteils aus Holz gebaut, vielfach mit Stroh gedeckt (noch zu Kaiser Friedrich III. Zeiten) und hatten gegen die Straße zu hölzerne Vorbaue, sogenannte Lauben. Oft genug vernichteten alles binnen wenigen Stunden die Flammen und es mußte wieder von vorn angefangen werden. Das nach der Burg vielleicht älteste der noch in den Grundfesten erhalten gebliebenen Gebäude ist das Vürgerspital. Es gehörte einst vermutlich dem Johanniterorden. Nach dem großen Stadtbrandc vom 27. Februar 1302 baute Elisabeth, die Witwe Kaiser Albrechts I., die Brandruine als Stiftung für alte Bürger wieder auf und stattete letztere reichlich aus. Aus jener Zeit stammt auch die Vorhalle, zu deren Stütze drei schöne romanische Säulen von rotem Salzburgcrmarmor aus dem alten Hause oder von anderwärts verwendet wurden. Von Kirchenbauten wird urkundlich zuerst 1280 einer Kapelle an der Sabinicha (Sarming- bnch) gedacht und 1278 erwähnt Papst Honorius IV. eine Kirche. Von dieser ist aber nichts erhalten geblieben. Älter als die heutige Pfarrkirche ist wohl die Margaretenkapellc. An Stelle der alten romanischen Pfarrkirche setzte 1443 zur Zeit der Hochgotik der Umbau nach den Plänen Hans Puxbaums, des Erbauers des Wiener Stephansdomes, ein und wurde binnen 80 Jahren durch­ geführt. Im Jahre 1422 war auch der Bau des ersten Rathauses (an Stelle des jetzigen) und 1472 der des Dominikanerklosters tun oberen Ende des Stadtplatzes in Angriff genommen worden. Der Sturm und Drang des 15. Jahrhunderts drückte auch Steyr seinen Stempel auf. Kaiser Friedrich III. trachtete, als er Wien den Ungarn hatte preisgeben müssen, wenigstens die Enns als Grenze zu halten und dazu mußte Steyr zu einer starken Festung ausgebaut werden. Dieses Werk wurde nun auch von dem kaiserlichen Baumeister Martin Felßer durchgeführt und anno 1480 wurden Mauern, Gräben und Türme teils neu, teils umgebaut, auch Enns- und Steyrdorf mit Türmen und Mauern umgeben. Die Stadt, welche bis dahin an der Enns nur eine Pfahlmauer hatte, erhielt nun dort eine starke Ringmauer mit Basteien; das Ennstor und das Wachthaus am Tabor wurden neu errichtet. Um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert wurden auch die Bürgershäuser in dauer­ hafter Weise aufgebaut und erhielten die Prägung des spätgotischen Stiles, wie sie an Toren,

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