Die Pferdeeisenbahn Budweis - Linz - Gmunden

74 SCHLUSSBEMERKUNG UND AUSBLICK Die in Südböhmen befindlichen Rudimente der Pferdeeisenbahn wurden bereits im Jahre 1971 zu Nationalen Kulturdenkmälern erklärt und somit unter staatlichem Denkmalschutz gestellt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die heutige Republik Tschechien zahlreiche und gut erhaltene Baudenkmale der ehem. Bahnlinie vorweisen kann. Bedauerlicherweise kam es in Oberösterreich zu keinen vergleichbaren denkmalpflegerischen Maßnahmen, obwohl Franz Pfeffer (Institut für Landeskunde von OÖ) und Günther Kleinhanns (Landeskonservatorat für OÖ) bereits umfangreiche Vorarbeiten geleistet hatten. Es ist eine traurige Tatsache, dass sich bis etwa zur Jahrtausendwende nur einige wenige Objekte (wie etwa die Stationsplätze von Kerschbaum, Lest, Linz, Stadl–Paura, Engelhof sowie die Brückenbauten von Edlbruck und Waldburg) unter Denkmalschutz befanden. Alle übrigen Rudimente der Eisenbahn waren sozusagen "zur Demolierung frei gegeben". Viele Grundstücksbesitzer, die kein Verständnis für historische Strukturen aufbringen wollten, ließen Bagger auffahren und die historischen Überreste beseitigen. Auf diese Weise wurde erst vor wenigen Jahren das weitgehend original erhaltene Wachthaus Nr. 36 der Budweiser Linie, das sich in der Nähe des Stationsgebäudes in Lest befand, vernichtet. Die Mittelstation Treffling wurde ebenfalls erst vor wenigen Jahren mit dem Bagger weggeschoben. Der von Franz Pfeffer gerühmte "Schweinberger Kanal", ein außergewöhnlich hoher Bahndamm mit 2,5 m hohem Durchlass, ist bei sog. flurbereinigenden Maßnahmen bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden. Unzählige Brücken, Dämme und Durchlässe wurden im Zuge von land– und forstwirtschaftliche Meliorationen zerstört. Einige Relikte mussten indes in jüngster Zeit der Mühlviertler Schnellstraße (S10) weichen: Das sogar noch bewohnte Wachthaus Nr. 37 war dem Nordportal des Neumarkter Tunnels im Wege und wurde 2012 abgetragen. Im Zuge dieser Tätigkeiten wurde auch der gut erhaltene Eisenbahndamm mitsamt einem Durchlass nahe dem Weiler Seisenbach beseitigt. Auch die Gmundner Linie hat in den letzten Jahren erhebliche Verluste erlitten. Das Wachthaus Nr. 5 in Neubau musste im Jahre 2008 der Umfahrungsstraße weichen. Auch die etwas baufälligen Wachthäuser Nr. 10 in Wels und Nr. 13 in Kreisbichl sollen demnächst abgebrochen werden. Der Seebahnhof in Gmunden wurde unter fragwürdigen Umständen seines Denkmalschutzes beraubt und in Folge demoliert, weil eine politisch gut vernetzte Investorengruppe auf dem Areal ein Luxushotel bauen wollte. Das Frachtendepot (Remise) in Traundorf wurde mittlerweile ebenfalls demoliert. Akut gefährdet erscheinen das denkmalgeschützte Wachthaus Nr. 26 in Rainbach im Mühlkreis und die daneben befindliche Straßenbrücke, da das Areal offensichtlich für die Mühlviertler Schnellstraße (S10) benötigt wird. Der Bauwerber würde in diesem Fall einen Antrag auf Aufhebung des Denkmalschutzes stellen, dem üblicherweise stattgegeben wird. Denn in Österreich zählt das angebliche "öffentliche Interesse" an einem Verkehrsweg oder einem Hotelbau mehr als der Erhalt von historischen Kulturdenkmalen.

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