Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

In den Jahren zwischen 1702 und 1704 kam es zum Aufeinandertreffen dieser Mächte im sogenannten bayerisch-deutschen Krieg, der dem Ausscheren Kurbayerns aus dem Reichsverband folgte. Mit dem Auftakt der Kampfhandlungen im Westen Kurbayerns haben wir uns bereits andernorts befasst.1 Im Folgenden schildern wir den Ablauf des Kriegs an der Ostgrenze Bayerns summarisch2 und beschäftigen uns anschließend ausführlicher mit den kurbayerischen und österreichischen Verteidigungsanlagen, mit ihrer Lage, Funktion und Bedeutung. Der Kriegsverlauf im Südosten Kurbayerns Am 6. Dezember 1702 besetzten zunächst die kaiserlichen Truppen unter Oberstleutnant Peter Ernst d'Albon vom oberösterreichischen Peuerbach aus die Hochstiftstadt Passau, am 4. Januar 1703 auch den Nachbarort Neuburg am Inn, weil man hier die gefährlichste Einfallpforte der Kurbayern nach Österreich vermutete. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel revanchierte sich umgehend mit der Einnahme der reichsunmittelbaren Grafschaft Ortenburg und des passauischen Marktes Obernberg am Inn, am 8. und 9. Januar 1703. Zu einer Zeit, als nach ungewöhnlich hartem Winter überall noch reichlich Schnee lag, und auf kurbayerischer Seite die Verschanzungen der Inn-Übergänge Schärding und Braunau gerade erst vollendet worden waren, erfolgte von zwei Seiten gleichzeitig der Angriff der kaiserlichen Armee auf Kurbayern. Dieser Tag ist exakt auf den 2. März 1703 festzulegen. Keine Frage, dass man sich bei diesem großräumigen Zangenangriff entsprechend abgesprochen hatte. In der eichstättischen Hochstiftstadt Greding setzte an diesem Tag Generalfeldmarschall Herrmann Otto Graf zu Limburg-Styrum ein kaiserliches Heeresaufgebot in Gang, das durch die Truppen des fränkischen Kreises verstärkt worden war. Ca. 7000 Soldaten rückten über die verschneiten Jurahöhen in Richtung Dietfurt an der Altmühl vor, wobei es zur ersten Feindberührung kam. Zwei Tage später schloss die kaiserliche Armee beim kurbayerischen Grenzdorf 1 Vgl. W. Robl: Die Schlacht von Mallerstetten am 4. März 1703 – Erste kurbayerische Feldschlacht im Spanischen Erbfolgekrieg, die Graf-Tilly'sche Landesdefension zwischen Sulz und Laber, Berching 2014, online: http://www.robl.de/mallerstetten/mallerstetten.html. 2 Ausführlicher hierzu neben diversen Geschichtswerken M. Hochedlinger: Oberösterreich im Spanischen Erbfolgekrieg 1702-1706, Heft 66 der Militärhistorischen Schriftenreihe des Heeresgeschichtlichen Instituts Wien, Wien 1993. Auch diverse Autoren in: „G'wunna hat z'letzt nur unseroans“, Der Bayerische Volksaufstand 1705/1706 im Spanischen Erbfolgekrieg, Ried 2015. 7

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