Die kurbayerische und österreichische Landesdefension von 1702 bis 1704 zwischen Donau und Hausruck

Es handelt sich exakt um die in der Edangler-Mappa eingezeichneten Schanzwerke, wie obenstehend abgebildet. Über die ganze Kette verteilt findet sich der Schriftzug: „Bayerische Linien, so den 4ten April rasiert worden.“ Die kurbayerische Defensionslinie im Innviertel hatte also als artialisches „Gesamtkunstwerk“ gerade 4 bis 5 Monate Bestand! Wie komplett die Zerstörungsaktion vom 4. April 1703 war, bleibt allerdings dahingestellt. Vermutlich beschränkte man sich wegen der knapp bemessenen Zeit auf die Zerstörung der hölzernen Aufbauten, Palisadenwände und Blockhäuser. Dass einige Erdwerke weiterbestanden, belegen vor allem die Großschanzen von Riedau, z. B. bei Wohlleiten und beim „Bauer am Berg“, welche nachweislich noch Anfang 1704 ihre militärische Funktion erfüllten ! Im Mai und Juni 1703 wurde in Oberösterreich zur Verstärkung der Landesverteidigung das Aufgebot des sog. „fünften Mannes“ ausgeschrieben, ca. 6000 Reservisten aus dem Traun- und Hausruckviertel wurden dem kommandierenden General an der oberösterreichischen Westfront unterstellt. Dies geschah vor allem deshalb, weil man zu dieser Zeit weiterhin eine breite und tiefe Invasion ins Erzherzogtums Österreich befürchtete, die jedoch zu keinem Zeitpunkt mehr stattfand, weder in diesem noch im folgenden Jahr. Die erneute Zwangsaushebung hatte gravierende Folgen für die bäuerliche Zivilbevölkerung, denn die Wirtschaftskraft litt durch den Einzug weiterer Arbeitskräfte schwer. Dieses Manko erweckte bei den betroffenen Landwirten einigen Unmut, den der Freiherr von Hoheneck durch eine wohnortnahe Stationierung der eingezogenen Kräfte zu entschärfen suchte: „…zu dem köndte nach gestilten Auflauff/ welches des Paurn natural am negsten khömt/ ieder gleich wieder zu Hauß seyn, dass Proviant leichtlich von dorthen erholt, alle vorige auf die leng denen herrschaften und Underthanen bey Aufbringung des fünnften Mann unerschwinglich scheinendte Vercosten aber erspart, die Gränizen mit einer Postierung von etlich Tausent Mann reguliert und exercierten Landtvolck besezt, und mithin das Landt gleichsamb mit einer lebendtigen Linia bedeckt werdten, den Vatterlandt aber/ außer denen waß zu Beyschaffung der Munition, Gewöhre und Solarierung der Herrn Officier vonnöth/ khein weithere Unkhosten aufgebürdtet würdte …“21 Die Rede war hier von einer „lebendigen Linie“, d. h. einer Defensionslinie, die nicht aus Schanzen, sondern aus Menschen bestand! 21 Vgl. Hoheneck, Relation. 26

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