Linz a.d. Donau - culturhistorisch und topografisch geschildert

— 20 — V. Theater und Redoutensäte mit dem Casino sind in einem regelmässig angelegten Massenbau aus 1803 untergebracht, der keine weitere architektonische Wirkung auf den Beschauer äussert. Das innen geschmackvoll eingerichtete Theater umfasst einen Zuschauerraum für 1200Personen mit 12 Bogen. Der grosse Red outensaal ist prunklos, doch recht freundlich, dient zur Abhaltung von Bällen, Concerten, Vorlesungen etc. VI. Der Bischofhof, ein massiger, doch in Anlage symmetrisch und edel aus geführter Bau, 1721—1726 als Stiftshaus von Kremsmünster aufgeführt, 17B4 als Residenz für den jeweiligen Bischof des vom Kaiser Joseph Tl. errichteten Bisthums Linz bestimmt. VII. Die Volksfesthalle, mit einem Riesensaale und zwei Nebensälen und Gallerien, dient zur Aufnahme der Industrieausstellung, welche in jedem zweiten Jahre in den ersten Septembertagen in Verbindung mit einem Volksfeste abgehalten wird. Was dem Schwaben sein Cannstätterfest, dem Münchner sein Oktoberfest, das ist dem Oberösterreicher sein «Linzer Volksfest " geworden, eine Quelle der Belehrung für Alt und Juirg, des Genusses einer gesunden, urwüchsigen Freude, die nie durch Händel oder Schlägereien getrübt wird, wohl der beste Beweis von der Friedfertigkeit und Gutmüthigkeit seiner Thellnehmer. (Bild Seite 31.) VIII. Der Staatsbahnhof, nach dem Wiener Westbahnhof der grösste der Strecke Wien-Salzburg, hat ein zwei Etagen hohes Kopfgebäude, an welches sich der Mittelbau als Erdgeschoss einfügt und ein Vorbau mit dem Vestibül für die Passagiere lagert. Die electrische Beleuchtungsanlage, eine Bahnßäche von 252,000 (Quadratmeter mit 60 Bogenlampen und 800 Glühlicht- und 16 Flachdecklampen erhellend, ist die ausgedehnteste der k. k. österreichischen Staatsbahnen. Sehens werth für den Techniker ist das östliche und westliche Blockhaus, von welchen auch mittelst eleklro-magnetischer Kraft sämmtliche Wechsel des weitläufigen Bahn hofes richtig gestellt werden können. Gegen Süden schliessen sich die ausgedehnten Gründe an, auf welchen gegenwärtig die neuen Eis e n b ah n-Ce n t r alwerkstä 11e n für die westlichen Staatsbabnen In Bauanlage begriffen sind. An Schulballten, die nach aussen ihre architektonische Wirkung äussern, sind bemerkenswerth : I. Das Staatsgymnasluin, eines der schönsten der österreichischen Provinz gymnasien, wurde 1872 nach Plänen des Wiener Architekten Stattler aufgeführt, enthält einen grossen Hauptsaal und eine ansehnliche Reihe von Lehrzimmern. Zwei Monolithen und das kaiserliche Wappen schmücken die Hauptfront dieses fesselnden Baues. (Seite 19 im Rundbild.) II. Die Lehrer* und Lehrerinnenblldungsanstait (Pädagogtum) ist ein trotz seiner L)iinensionen gleich dem vorigen eleganter Bau, nach Plänen des gleichen Meisters Stattler aufgeführt, hat eine zwei Stockwerke hohe Hauptfront und zwei ein stöckige Seitentrakte. Das Innere enthält neben einer Anzahl Lehrsäle , in welchen auch das M ä d ch e n 1 y ceu m untergebracht, und Schulzimmer auch noch ein landwirthschuftliches, physikalisches und naturhistorisches Cabinet, chemisches Laboratorium und eine mechanische Werk.stätte. Ein umfangreicher Versuchs garten umgrünt die Anstalt. (Seite 19 linkes Eckbild.) Iii. Die Kaiser Franz Josef-Doppelschule (Volks- und Bürgerschule für Knaben und Mädchen), der riesigen Ausdehnung in drei Strassen halber ein wahrer Schul palast, der sich durch regelmässige zweckentsprechende Anlage bei edler Einfach heit auszeichnet (Seite 19 rechtes Eckbild); nebenan die IV. Staatshandwerkerschule, ein grösserer gefälliger Neubau. V. Die Bürgerschule für Mädchen (Mozartstrasse) ein gefälliger Bau von mäch tigem Umfange. An Privatbauten, die erst in jüngsten Zeiten in grösserer Zahl und in fesselnden Formen emporgewachsen, verdienen Beachtung: I. Das Palais der allgemeinen Sparcasse (Promenade), unstreitig gegen wärtig der schönste aller Renaissancebauten von Linz; die Fagade ist durch einen säulengeschmückten Vorbau anmuthig gegliedert, fesselnd ist die Symbolgruppe oberhalb des Hauptthores, in welcher ein Genius nach dem Wappen mit dem Bienenstocke, dem Sinnbilde des Fleisses und der Arbeitsamkeit, den Siegeskranz reicht. Das von grossen Bogenfenstern erhellte Innere enthält die Amtslokalitäten der Sparcasse, im Hintergebäude die Pfa n d 1 ei h an stal t. Eigenthum des gleichen Institutes ist auch II. Das Zinshaus der allgemeinen Sparcasse auf dem Franz-Josefs-Platze; selbes ist nach den Plänen des Architekten Stattler aus Wien aufgeführt, dem wir beim Prachtbau des Gymnasiums und Pädagogiums gleichfalls begegnen. An neuen vor wiegend Renaissancebauten sind ferner erwähnenswerth:

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