Linz a.d. Donau - culturhistorisch und topografisch geschildert

— 21 — III. Das Ehrenletzbergerhaus (Franz Josef-Platz), das Scheck'sche Haus (Römerstrasse), ein echtes K.iinstlerheiin, das Gstöttner-Haus (Museumstrasse), das Moser-Haus (Feldstrasse), das Steinböck-Haus (Bürgerstrasse), das Palais Baron Hornstein (Landstrasse), das Buchdrucker-WImmer-Haus(Promenade), ein imposantes Guten bergheim. Der Freund geistlicher und weltlicher Charitas findet wohl in keiner Provinz stadt der Monarchie im Verhältnisse zu ihrer Grösse so viele Humanitätsanstalten wie in Linz. Die Spitäler der barmherzigen Brüder und Schwestern, der Elisabethinen sind in Klosierbaiiten älteren Datums untergebracht; an neueren Bauten sind dies bezüglich erwähnenswerth : I. Die Landesirrenanstalt, auf einem Hügel im Süden ausserhalb der Stadt luftig und gesund gelegen, urafasst einen riesigen Gebäudecomplex mit eigener Hauskapelle aus 1867. II. Das allgemeine städtische Krankenhaus aus 1863—1865 mit Leichenhaus und Infectionsspiial, grossem Garten. III. Das Isabellenkinderspltal aus 1886 und in seiner Nähe IV. Das Haus der Barmherzigkeit aus 1883 für arme Unheilbare. _Ausser einer Landes-Gebär- und Findelanstalt besitzt Linz noch eine städtische Versorgungsanstalt, die als würdiger Neubau im Projecie ist, dann ein grosses Militärspital. Das Waisenhaus auf der Seilerstätte, das seit 1850 bis heute über 500 Waisen in Schutz und Schirm genommen, hat seine Heimstätte durch einen Zubau vergrössert; wahrhaft imposant ist das älteren oder ruhesuchenden Personen einge räumte Asyl der Kreuzschwestern. Der Freund der Technik hat nur wenige, aber nicht überall'gesehene Schau plätze zur Besichtigung; 1. Die SchifFswerfte der österreichischen Baugesellschaft, auf welcher schon zahlreiche Schiffe für das Schwarze Meer vom Stapel gelassen wurden; auf dem Wege dahin verdienen die Do n a ureg u 1 i r u n gsar b e i t e n und die Anlage des Umschlagplatzes auf der S t rasserin sei volle Beachtung. 2. Die Kellereien und Brauanlagen der Firma Hatschek in Linz bestehen aus Räumlichkeiten von mehr als 4000 Quadratklafter Bodenfläche im festgewaclisenen Quarzsand, ohne jede Pölzung oder Ausmauerung; in dieser Beziehung—aber nicht in der Raumausdehnung — sind diese Kellereien eine Specialität, die wohl in Europa einzig existiert und aus früher ausgebeuteten Sandgruben nahezu kostenlos geschaffen wurde. Gährkelier, etwa 20 Malztennen in einer Front, Ställe für 50 Ochsen und Pferde, grosse Säle mit Gasbeleuchtung, Telephonanlagen bilden dieses unterirdische Reich des Königs Gambrinus. Diesem gegenüber hat Gott Bacchus seinen gleichfalls unterirdischen Tempel in den Welnkellereion dßr Firma Steinbock; während das Bräuhaus gegenüber der Prosa des Bieres als Getränk entspricht, versinnbildlicht die hübsche Villa als Eingang zu letzteren Kellereien die Poesie eines guten Tropfens Oesterreicherweines. In den Rayon von Linz als Sitz der Directionen gehört auch der nahe Fabriksort Kleinmünchen, ein Manchester en miniature mit Spinnereien und Webereien, Dampfmühlen ; Freunde der Technik und der Fabriksindustrie seien auf die Kremsthalbahn-Ausflüge verwiesen. Unter allen älteren Bauwerken der Stadt ist seiner Lage nach im wahrsten Sinne des Wortes das erhabenste, seiner Geschichte mach das denkwürdigste, seinem Alter nach das ehrwürdigste das Schtoss von Linz, dem die Donaustadt ihr Entstehen, ihren Namen verdankt. Kaiser Mark Aurel, der geübte Stratege, hatte auf dem Felsenhügel, auf dem selbes heute thront, das Castrum Lentia angelegt, wie in der Geschichte von Ivinz bereits erwähnt wurde. Auf den Trümmern des von deutschen Völkern zer störten Kastells der Römer entstand eine Burg der Bajuvaren, diese ward im Mittelalter der Sitz eines Grafengeschlechts, unter den Habsburgern eine echte und rechte, eine glanzvolle Fürsten- und Kaiserburg, auf der sich manch folgen schweres Ereigniss abspielte. Hier wurden 1335 zwischen den österreichischen Herzogen Albrecht II. und Otto mit König Ludwig von Deutschland und dem Herzoge Stephan von Oberbaiern jene wichtigen Verhandlungen gepflogen, welche den Erwerb von Tirol für Oesterreich herbeiführten; hier wurden im gleichen Jahre die obgenannten öster reichischen Herzoge und ihre Erben vom König Ludwig mit Kärnthen, Krain und den Marken feierlich belehnt. Hier, auf dem Linzer Schlosse, wurden im Jahre 1552 zwischen den kaiser lichen Brüdern Ferdinand 1. und Karl V., den Herzogen von Baiern, dem Bischöfe von Passau und dem Kurfürsten Moritz von Sachsen die wichtigen Vorverhand-

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