Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

daß Leonfelden und andere Orte im Mühlviertel ihren Hausbedarf an Salz nur in Freistadt einkaufen sollten. Später wurde der Weg durch den Haselgraben, Leonfelden und über den Roßberg für sämtliche Kaufmannsgüter zu Gunsten der Freistädter gesperrt, den Leonfeldnern im Jahre 1555 sogar verboten, das Eisen in Steyr einzukaufen. Im Jahre 1560 vereitelten die Freistädter den Versuch der Bürger von Enns, mit Umgehung von Freistadt nach Böhmen und Mähren zu handeln. Waren, die nach Mähren auf dem alten Wege Mauthausen—Pregarteu—Königswiesen gehen sollten, mußten zuerst nach Freistadt geführt werden und konnten dann erst über Pregarten zurück weitergeheu. Auf Andrängen der Freistädter wurde sogar im Jahre 1571 den Bewohnern von Haslach der Handel mit Böhmen untersagt, nachdem früher der Straßenzwang auf die heute noch als Krum- auer Reichsstraße bezeichnete, einst als via regia geltende Straße Ottens- heim—Neufelden ausgedehnt worden war. Neben den: Straßenzwang erhielt die Stadt das Meilenrecht, welches die Bürger aber nicht auf die Bannnieile beschränkten, sondern bis Kersch- bauin und Weinberg ausdehnten. Die Streitigkeiten mit den Nachbarorten füllten die Zeit bis zur Reformation aus, sie wurden vvu den Landesfürsten gewöhnlich im Sinne von Freistadt entschieden. Die Verwaltung der Stadt lag in den Händen von Richter und Rat. Ein Heinrich judex libcrae civitatis erscheint im Jahre 1286. Wenn in Urkunden des Jahres 1454 und 1467 ein Bürgermeister von Freistadt ur- kundet, so scheint diese Würde anf einer Eigenmächtigkeit der Freistädter Patrizier beruht zu haben. Der Titel verschwindet später wieder und kommt erst im 16. Jahrhundert neuerdings zum Vorschein. Das oberste Gericht übte der vvm Landesfürsten bestellte „Hauptmann" aus. Als erster wird im Jahre 1288 Otto von Zelking genannt. Freistadt war auch der Sitz der Verwaltung der landesfürstlichen Herrschaft Freistadt. Sie mußte oft als Pfandstück dienen. An Stelle der Verpfändung trat später der Verkauf. Der Sitz des Pflegers soll der sogenannte „alte Hof" in der Salzgasse gewesen sein. Das spätere Schloß mit dem Bergfried stammt aus der Zeit Rudolph IV. und Albrecht III., dessen Witwe Beatrix auch in Freistadt zeitweise Aufenthalt nahm. Woher das burg- ähnliche Gebäude der heutigen Bezirkshauptmannschaft stammt und zu welchem Zwecke es früher diente, bleibt bei der Annahme, der Salzhof sei der Sitz des Pflegers gewesen, unaufgeklärt. Die Stadtpfarrkirche St. Katharina erscheint als Kapelle um das Jahr 1288 genannt, sie war eine Filiale der Pfarre in Neumarkt. Ob später die pfarrlichen Rechte nach Freistadt von St. Peter oder von Neumarkt übertragen wurden, ist nicht geklärt. Während der Topograph Lamprecht die Errichtung einer Pfarre in Freistadt in die Zeit 1450 bis 1460 verlegt, stellt sich durch andere Urkunden heraus, daß die Pfarrer von Neumarkt bereits 86

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2