Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

Daß Vöcklabruck seit der Erhebung zur . Stadt, wenn nicht bereits früher, eine .Befestigung besaß, war nach dein, was im Mittelalter als zum Wesen einer Stadt gehörte, vorauszusetzen. Das Formelbuch Cod. 69 m Kremsmünster, geschrieben in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, enthält als Musterbeispiel zur Ausfertigung einer Urkunde eine solche, in welcher von dem oberen Tor in Vöcklabruck gesprochen wird. Ein Plan der heutigen Stadt zeigt uns deutlich den Verlauf der ringförmigen ehemaligen Umwallung, die merkwürdigerweise die Vorteile, welche sowohl der Mühlbach als die Vöckla selbst boten, verschmähte. Die Befestigung wurde im Jahre 1485, als die Ungarn drohten, vervollständigt. Eine nach den Anschauungen jener Zeit außerordentliche Begünstigung war die Verleihung des Halsgerichtes an die Stadt. Herzog Albrecht III. verlieh am 11. Juni 1392 seinen Bürgern zu Vöcklabruck das Gericht mit Stock und Galgen, soweit der Burgfried reichte. Die Urkunde darüber ist nur in Abschrift vorhanden, aber im Jahre 1465 vom Kaiser Friedrich bestätigt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde auf Betreiben und mit Hilfe des Stadtrichters Wufinger die St. Ulrichs-Kapelle innerhalb der Stadt erbaut. Diese Kirche war damals keinesfalls Pfarrkirche, Pfarrkirche blieb bis zum Jahre 1700 die alte Kirche iu Schöndorf, wenn diese auch seit jeher als Pfarre Vöcklabruck bezeichnet wurde. Die Pfarre war reich, das Kloster St. Florian bezog vom Pfarrer ein Absentgeld von jährlich 20 T. Der Pfarrer besaß eigene exemte Gerichtsbarkeit über die Pfarr- untertanen, die zerstreut in zwölf anderen Pfarren wohnten. Diese Verhältnisse machen das beharrliche Festhalten des Klosters bei den von den verschiedensten Seiten erfolgten Eingriffen in seine Rechte begreiflich. Von einem solchen Eingriff in der Zeit vom Jahre 1239 bis 1294 war bereits die Rede. Im Jahre 1403 besetzte Papst Bonifaz die Pfarre mit einem fremden Priester Konrad von Curnconia. Das Kloster ergriff Berufung, wurde vom Papst Jnnozenz abgewiesen, der im Jahre 1405, nach dem Tode des genannten Kourad, den Kourad Galgenberger von Aychach eiusetzte. Zwischen den Jahren 1461 und 1472 gab es Streitigkeiten zwischen dem Kaiser und dem römischen Stuhl. Es gab vier Kandidaten. Im Jahre 1483 wiederholte sich der Streit zwischen Jakob Hersleben und dem Doktor Bernhard Polham. Die Regierungszeit Kaiser Friedrichs war nicht geeignet, das Aufblühen der oberösterreichischen Städte, das ja auf dem Handel aufgebaut war, zu begünstigen. So war es auch bei Vöcklabruck, das an dem damaligen bedeutenden Verkehrswege, der Reichsstraße Linz—Salzburg und an der Abzweigung in die Seegegend, lag. Durch die Einfälle der böhmischen Adeligen ins Mühlviertel litt der Durchzugshandel nach Böhmen, durch die Kriege mit Matthias Corvinus, 76

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