Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs

das durch die Aufhebung des Frauenklosters vergrößert und dessen Einnahmen später unter Propst Heinrich durch Zuweisungen aus den Klostereinkünften vermehrt wurden, so daß statt sieben" Kranke 32 Personen verpflegt werden konnten. Eine Klosterschule sorgte für geistlichen Nachwuchs; eine zweite Schule für weltliche Zöglinge bestand außerhalb der Klausur. Schon. vor der Mitte des 15. Jahrhunderts begannen die allgemeinen Verhältnisse des Landes Oberösterreich sich mißlich zu gestalten, was dann auch auf das Kloster sich übertrug. Das Mühlviertel und das Machland litt unter den Einfällen der Hussiten und der böhmischen Adeligen, dem Kloster entgingen von dort die Einkünfte; dann folgten die Verheerungen und Plünderungen durch Jörg von Stein in der Umgebung von St. Florian selbst, der Krieg zwischen dem Kaiser und Matthias Corviuus und der Fehde der Liechtensteiner mit dein Kaiser. Dies alles sowie die folgende Zeit der Reformation und der Gegenreformation lastete auf dem Lande wie in gleicher Weise auf dem Kloster. Unter dem Propste Siegmund Pfaffenhoser, der selbst zum Protestantismus hinneigte, fand der neue Glaube auch im Konvente Eingang. Eine Anzahl Pfarren des Klosters wurden von den Patronatsherren mit Prädikanten besetzt, katholische Pfarrer wurden vertrieben oder nicht auf die Pfarren gelassen. So verjagten die Vormünder des jungen Polheim den von St. Florian eingesetzten neuen Pfarrer. Ähnliches fand bei der Pfarre Niederwaldkirchen, St. Veit und der Pfarre Lasberg statt, später auch zu St. Marienkirchen. Der Inhaber von Oberwallsee, Jobst Schmidtauer, zog sogar die Klosteruntertanen in der Pfarre Feldkirchen zu seiner Herrschaft. . Im Bauernkriege stellte sich das Kloster auffallend gut zu Fadiuger und den Bauern. Bald nach dem Niederbruch des Aufstandes konnte das Kloster das adelige Landgut Ried bei Mauthausen im Jahre 1629 um 18.000 Gulden und die Beste Marbach um 11.000 Gulden und gegen eine jährliche Abgabe an Wein und Getreide von der Witwe des Besitzers Engel- hoser erwerben. Diese Käufe waren nur durch die Tätigkeit des Propstes Leopold, der aus dem Bauernhöfe Zehentner zu Gemering stammte, möglich. Nun folgte eine Periode des Aufschwunges. Der zweitnächste Propst David Furmann (1667 bis 1689) begann den Bau der herrlichen Stiftskirche, die erst unter seinem Nachfolger vollendet wurde. Die ersten Baumeister waren Carlo Antonio und Bartholomäo Carlone, denen Jakob Prandauer aus St. Pölteu folgte. Dem Propste David verdankt Bibliothek und Bildersammlung Entstehen und Vergrößerung. Propst Franz Claudius Kröll (1700—1716) erbaute den zweiten Turm und führte den Neubau des Stiftsgebäudes aus. Der prunkliebende Propst Johann Födermayr, nach 1716, ist der Erbauer des großen Marmorsaales (Kaisersaal) durch Prandauer mit der 72

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