Das Land ob der Enns

Bergnamen. 43 gelernt haben, oder an einen kelt.-röm. Namen Ag-este^) für den fiskalen Wirtschaftshof, der hier seit Römerzeit bestand. Davon wurde auch der Fluß benannt: (aqua) Agest-a. Dieselbe Entstehungsweise ist auch für die Flußnamen Naarn, 853 Nardina^), und Saxen, 823 Saxina^), anzunehmen, da ihnen urk. Nardinum, Saxinum als Ortsnamen entsprechen. Naarn zeigt in der Mda. sekundären Umlaut®), den primären verhinderte die Konsonanten verbindung r4- d. An deutsche Herkunft, etwa von Narde, wie Müller gemeint hat, ist nicht zu denken. Dazu würde ein Grundwort -aha oder -pah gehören. Durch Assimilation und Synkope entstand Narrn, Naarn. Auch Saxen zeigt den sekundären Umlaut, denn das fremde x hatte denselben Lautwert wie die deutsche Konsonantenverbindung hs, die den primären Umlaut hinderte. Auch hier schließt das fremdartige Suffix -ina jede Möglichkeit einer deutschen Etymologie aus. Nar- und Sax- sind im Keltischen bezeugte Wortstämme, daher führe ich Nar dinum und Saxinum auf kelt. *Nar-dun-um und *Sax-un-um zurück, zu denen die latinisierten Flußnamen Nardina, Saxina (aqua) gebildet wurden. Die Lage der beiden Orte an je einem Endpunkte der großen Ebene gegenüber Wallsee spricht jedenfalls für die Annahme, daß hier in kelt.- röm. Zeit befestigte Punkte gegen die Barbaren waren, und auch die Tatsache, daß sie als fränkisches Königsgut auftreten, weist auf fiskal gewordene Römerorte. Naarn liegt heute eine ziemliche Strecke vom gleichnamigen Fluß entfernt, aber in dieser Gegend sind erhebliche Veränderungen in den Wasserläufen anzunehmen. • So erzählt auch eine Volkssage, daß die Donau einst hart am Pfarrdorf Arbing, das heute eine gute Stunde vom Strom entfernt ist, vorübergeflossen sei, und A. Baumgarten, der von dieser Sage berichtet, fügt hinzu, es sei noch nicht lange her, daß man an den Häusern noch die eisernen Ringe sah, woran vor Zeiten die Zillen gehängt worden waren*). Der Unterlauf der Naarn ist reguliert, ein Arm wird einst am Orte vorüber sein Bett gehabt haben, so daß vielleicht an eine Art Deltamündung zu denken ist. Bergnatnen. Unter den Bergen unseres Landes hat nur der Dachstein (3003 m) mit dem Torstein einen vordeutschen Namen. Dachstein ist nur mundartl. Form von Torstein, 1238 lapis Torstein®), tor nichts anderes als *) Vgl. Ag-unt- und Terg-este. Das Suffix -este ist nach Holder illyrisch. Zu Ag- erinnert Buck, Alem. VIII, 154 an ir. aighe Collis Hügel. ®) Oö. UB. II, 8, 10. Fälschung aus der Zeit des Bischofs Pilgrim von Passau (971—991). *) Die Urkunden der beginnenden mhd. Zeit schreiben Nerden. *) Aus der voiksmäßigen Überlieferung der Heimat (Jahresbericht des Museums in Linz 1862), S. 34. ®) Zahn, Die Ortsnamen der Steierm., S. 141. k:-

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