Das Land ob der Enns

Flußnamen. 37 awa, woraus, durch die Mittelstufe sueb. Dönavia, ahd. Tuonauwa, -ouwa, -öwa wurde, indem sie die Ableitungssilbe durch ihr awa (auwa, ouwa, öwa) ,fließendes Wasser' ersetzten^). Den fremden Ursprung des Namens läßt die Mundart noch heute durch die Aussprache erkennen: während sie sonst Au als Grundwort in Zusammensetzungen betont, erscheint es hier geschwächt und es heißt D^nw, wie wir das auch beim Namen der Stadt Passau beobachten. Der Inn,66 km lange Grenze gegen Bayern wie einst gegen Raetia secunda, ist der kelt.-röm.^hog, Aenus, Enus, mhd. und mundartlich auch das In, 1^). Der Name ist von einer idg.W.ei-, i- ,gehen' gebildet®). Es gibt in Graubünden und im Engadin mehrere Gewässer dieses Namens und auch in Oberösterreich findet sich noch ein Beispiel. Es ist dies der bei Eferding in die Donau mündende Innbach, auch kleiner oder wilder Inn, urk. Ino, Inno,-en, lat. Ino, -onis und Inna, die Inn*). Nicht hieher gehören aber der Innbach, urk. Ipach®), Zufluß der Enns bei Weyer, und der Imbach®) im Bez. Rohrbach. Bei Überackern nimmt der Inn die Salzach auf, die vorbairisch luvaro, Ivar'') und Isonta hieß. Ersterer Name ist nach Steubs®) Urteil rätisch, letzterer nach d'Arbois de Jubainville ligur. *Is-ontia, vom Part. Praes. der idg. W.is ,jagen', ,treiben' (intr.)®). Der Name Isonta ist aus dem Volksnamen Ambisontioi und dem Ortsnamen Bisontium*®) (Zell am See) zu erschließen, aber auch urk. bezeugt, denn die in den Breves notitiae von einer Hand des 12. Jahrh. überlieferte Form Igonta**) be ruht auf einem Lesefehler, der sich sehr leicht erklärt, wenn man annimmt, daß die (verloren gegangene)Vorlage entweder ganz oder wenigstens, was die Namen anlangt, in der Halbunziale des 8. Jahrh. geschrieben war*®). *) Vgl. Müllenhoffs bekannten Aufsatz in ZsfdA. 20, 26—3Ö und Deutsche Altertumskunde V,89,362—372; Holder I, 1225 f. Danuvius ist nach Kämmel 313 auch als Personenname auf einer Inschrift aus Aquincum bezeugt. ®) Im Nibelungenliede ist Passau die Stadt, wo da? In mit flu??e in die Tuonouwe gät. ^) F. Stolz, Die Urbevölkerung Tirols, Innsbruck 1892, S.75. *) Oö.ÜB. I, 443 (8. Jahrb.); II (11. Jahrh.) und Oö. Stiftsurb. III, 386 (14. Jahrb.). ®) Lf. Urb. 251. Vgl. F0.3 I, 1539. •) Archiv f. österr. Gesch. 94, 262. ') Salzb. UB. I, 18 f. Holder II, 96. ®) Vgl. auch Bacm. 132. °) Holder II, 80. Vgl. die Flußnamen Isonzo, Isar, Eisack. *°) Vgl. franz. Besangon. **) Salzb. UB. I, 4 und Faks. — Zeuß las Isonta. Das ist auch für die Beurteilung des Vokalismus der in diesem Denkmal . vorkommenden ahd. Namen wichtig. Wo in Urkunden die Unziale angewendet wurde, beschränkt sie sich auf einige Formeln und auf Eigennamen; doch gibt es z. B. drei ganz in Unzialschrift gehaltene angelsächsische Königsurkunden aus den Jahren 678,692 und 732(C. Paoli, Lat. Paläographie I, S. 8). Da die Breves Notitiae zu den Urkunden gehören, wäre es möglich, daß nur die Eigen namen durch Anwendung der Majuskel hervorgehoben waren.

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