Das Land ob der Enns

Lauriacus — Boiodurum. 27 sthä ,stehen' gebildet. Er wird in nachrömischer Zeit Stangi) gelautet haben und später durch das Patrozinium verdrängt worden sein, das auf slawische Siedler zurückgeht, deren Anwesenheit aus mehreren Ortsnamen dieser Gegend (Prag, Steinzen, Tröbing, Tullern) zu erschließen ist. Da sich der Ansturm der von Passau her vordringenden Barbaren zweifellos an diesem ersten größeren Orte ausgetobt haben wird, wie wir nach dem Berichte der Vita s. Severini vermuten können, so werden wohl nur Ruinen von Stanacus übrig gewesen sein, als die Stätte von neuem besiedelt wurde. Der in der Nähe vorkommende, bereits erwähnte Ortsname Henwalcharen, heute Hendorf-Wallern, hat nichts mit roma nischer Bevölkerung zu tun. Er heißt ja auch nicht Henwalchen. Von Stanacus bis Passau werden als Entfernung 20 mp angegeben. Wenn die Zahl richtig überliefert ist, so kann die römische Straße, weil die Trasse über Esternberg oder am Ufer der Donau bedeutend kürzer ist, nur über Münzkirchen gegangen sein, wofür Münzfunde in diesem Orte sprechen und der Umstand, daß in dieser Richtung Ortschaften liegen, deren Namen in früheste Zeit weisen, wie Altendorf^)(ohne ent sprechendes Neudorf) und Gigering, 794 Tuturuna, das ich für kel tisch halte. Im Tale der Donau führte in römischer Zeit allerdings auch eine Straße, aber erst seit Kaiser Caracalla (211—217), was die Inschrift®) eines nach Engelhartszell verschleppten Meilensteines ausdrücklich sagt (viam iuxta amnem Danuvium fieri iussit)^). Diese Uferstraße hat augenscheinlich nur der Verbindung der Ka stelle gedient und wird bis Schlägen geführt haben, wo sie ihr natürliches Ende fand®). Gaisberger hat die Schlußworte der genannten Inschrift a Boiioduru Saloatonp XV als Saloato m[ille] p[assuum] gelesen, indem er annahm, daß MP als Ligatur auf dem Steine stand, die irrtümlich zu dem vor ausgehenden Worte gezogen und als NP gelesen worden sei®). Mommsen schloß sich dieser Auffassung an. Saloato') muß also ein an der Strecke liegendes Kastell sein, und zwar, da der Stein nach einem Berichte von 1590 drei Meilen unterhalb Passau gefunden worden ist, wozu die 15 mp genau stimmen, das heutige Wesenurfahr®). ^) Vgl. Morzg aus Marciago,-.Marciacus. Allerdings erst 1254 urkundlich bezeugt. ®) Corp. inscr. lat. n. 5755. *) Im Mittelalter soll diese Verbindung nach Strnadt, Peuerbach, S. 16 nicht bestanden haben, eine Behauptung, die schon durch die bekannte Stelle des Nibelungenliedes widerlegt wird, wo Pilgrim mit den Burgunden die Donau hinab gegen Eferding zieht, wozu man wohl den kürzesten und bequemsten Weg gewählt haben würde. Kämmel 69 hält sie irrtümlich für die Post- und Heerstraße nach Boio durum und schreibt sie M. Aurel zu. ") Römische Inschriften im Lande ob der Enns, S. 33. ') Wahrscheinlich (locus) salvatus. Ähnliche Namen sind Salviacus, -o (Holder II, 1332 f.) und das mittelalterliche Salvaterra (später Saloter, heute Bhs. Lotringer, G. Kirchham, B. Gmunden). ®) Urk. c. II30 Wezan (Oö.ÜB. i, 476, n. 64).

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