Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns III

Äugustiner-Cliovherrenstift St. Florian. 81 Mit Sicherheit lassen sich mindestens vier Schreiber unterscheiden.^ Der erste trug in das ihm fertig vorliegende Kalendarium Jahrtage ein, die, soweit sie sich urkundlich feststellen lassen, in dem Zeiträume von 1270—1325 gestiftet worden sind. Von der zweiten Hand, die auch in Zusätzen zur ersten dort und da zu erkennen ist, muß vielleicht der Schreiber von März 11, 18, 20; Juli 10, 19 und 26 (die Eintragung des Heiligenfestes); Sept. 6, 16; Nov.3 geson dert werden. Die dritte ist nur auf den drei Seiten zu verfolgen, die die Monate Januar bis März enthalten; sie läßt sich weder urkundlich be grenzen noch mit Sicherheit einreihen. Sie schrieb, wie aus der Eintra gung zu Januar 21 erhellt, schon näher der Mitte des Jahrhunderts, die vierte bis in dessen zweite Hälfte. Einem fünften Schreiber endlich sind die meisten der rubrizierten Randbemerkungen, die den Offizial angeben, der jeweils dem Oblaiarius den Stiftungsbetrag zu entrichten hatte, sowie einzelne Nachträge und Korrekturen zuzuweisen.^ Einen Anhaltspunkt zur Datierung des Oblaibuches bietet außer den Urkunden, wie schon Stülz und Czerny bemerkt haben, die Eintragung des Dreifaltigkeitsfestes vor dem Advent. Da nämlich Papst Johannes XXII. dieses Fest im Jahre 1334 auf den Sonntag nach Pfingsten verlegt hat und nicht anzunehmen ist, daß das dem Verkehre keineswegs entrückte Stift St. Florian von dieser immerhin bemerkenswerten Anordnung entweder nichts erfahren oder keine Notiz genommen habe, so muß das Kalendarium mit den Einträgen erster Hand vor 1334 geschrieben sein. Allerdings könnte der Umstand, daß die Schrift hei dieser Eintragung kleiner ist als die hei allen übrigen Festen auftretende, zunächst zur Ver mutung führen, es sei dadurch die bereits geschehene Verlegung angedeutet worden. Die Tatsache aber, daß es in der auf das Oblaibuch folgenden Instruk tion für den Küchenmeister vom Dreifaltigkeitsfeste ausdrücklich heiß «quod peragitur ante adventum Domini», beseitigt jeden Zweifel. Soweit sich die Eintragungen erster Hand noch an den Urkunden verfolgen lassen, legen sie den Schluß nahe, daß das Oblaibuch etwa im dritten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts entstanden ist.® El. 7a—8a enthält zweispaltig den Text einer Küchenordnung des Stiftes, die gleich dem Oblaihuch noch vor dem Jahre 1334 geschrieben ist, wie vorhin dargelegt wurde.* ^ Ich bezeichne die Hände, die nach der ersten schrieben, durch vorgesetzte Ex ponenten (1—5). ^ Die Hand, die Sept. 26 eintrug-, scheint mir vereinzelt zu sein. ^ Veröffentlicht von A. Czerny im 39. Jahresberichte des Museums FranciscoCaroliiium in Linz 1881, mit eingehendem Kommentar, auf den icli hier verweise. * Abgedruckt in ÜB. VII, n. 215. Oberösterr. Stiftsurbare. 3. Teil. 6

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