Aktuell im Betrieb - Heft 3/1985

Mißtrauen seit Anbeginn Technische Neuerungen haben zu allen Zeiten Mißtrauen hervorgerufen: Als Josef Werndl vor rund eineinhalb Jahrhunderten die Handwerksarbeit in Steyr durch ei- ·ne industrielle Produktion ersetzte, zitterten die Handwerker um ihre Arbeitsplätze. In der Literatur finden sich ergreifende Beispiele: Drastisch schilderte Emile Zola nicht nur die barbarischen Arbeitsbedingungen in den französischen Kohlenqruben, sondern auch den Aufstand der ausgemergelten Kumpel gegen die Mechanisierung des Kohlenabbaues. Und Gerhard Hauptmanns Schilderung des Elendsdaseins der Weber geht ebenso unter die Haut wie der Bericht über ihren Kampf gegen den mechanischen Webstuhl - Widerstand bis zur Selbstvernichtung ... aus Angst, auch das letzte Stück Brot verlieren zu müssen, Höheres Niveau erreicht Heute ist die industrielle Produktion zur Selbstverständlichkeit geworden. Der Fortschritt der Technik hat sich durchgesetzt - ohne daß dabei der Mensch auf der Strecke geblieben wäre! Im Gegenteil: Die Bewohner hochtechnisierter Staaten le ben heute besser als je zuvor. Die Geschichte hat bewie en, daß jede technische Neuerung einen Aufschwung der Wirtschaft und eine AnhP.- bung des Lebensstandards der Bevölkerung gebracht hat. Mehr Chancen für Bildung? Aber auch ein gesellschaftspolitischer Aspekt hat Bedeutung erlangt: Maschinen - vor allem der sogenannte »Roboter« - befreien den Menschen von dem Zwang, primitiven und monotonen Tätigkeiten nachgehen zu müssen. Der Aufschwung der Technologie zwingt den Menschen, sich weiterzubilden. Muskelarbeit wird durch Geistesarbeit ersetzt. Und 4 das nicht nur am ArbeitsKONZERN ROBOTERZEITALTER AUCH arum Nicht nur die großen Industriezentren dieser Welt, sondern auch wir von Steyr-DaimlerPuch greifen in zunehmendem Maß auf die Arbeitskraft von »Robotern« zurück. Was für Gründe sind ausschlaggebend für diese Bestrebungen? platz: Das Bildungsniveau eines Facharbeiters unserer Zeit ist zweifellos bedeutend höher als das eines Kumpels aus Zolas oder eines Webers aus Hauptmanns Erzählungen. Nicht zuletzt die Entwicklung der modernen Technik hat zu diesem Umstand beigetragen. Fortschritt »Made in Japan« Richtungweisend für die gegenwärtige Entwicklung der Herstellungstechnologie war bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Weg Japans Bereits in den 60er Jahren, als in der westlichen Welt die Industrienationen noch die Fertigung durch lange Kolonnen von Arbeitern bewerkstelligten, waren auch in den Industriezentren Japans die Fließbänder aus dem Arbeitsgeschehen nicht mehr wegzudenken. mit dem Unterchi d, daß im fernen Osten bereits die menschlichen Arbe1tskräft weitgehend durch Maschinen ersetzt worden waren. In der Folge war es ein un ausweichliches Faktum, daß der Weltmarkt von billigen ja panischen Massenartikeln überschwemmt wurde. Grund dafür war, daß die Anschaffung umJ uer Betrreb von Industrierobotern nur dann wirtschaftlich vertretbar ist, wenn entsprechende Ab satzziffern erreicht werden können: Immerhin stellte - und stellt heum noch - die Anschaffung automatisierter Fertigungsmaschinen eine enorme finanzielle Belastung dar. Arbeitskräftemangel Sobald aber die maschinelle Fertigungsanlage in Betn b gestellt ist, verbilligt sie die Produktion nahezu schlagar tig: Die reinen Betriebskosten einer Maschine (Energiever sorgung, Wartung und Reparatur) sind bedeutend niedriger anzusetzten als Lohnkosten und Lohnnebenkosten. Dazu kommt, daß theoretisch eine Maschine 24 Stunden täglich ununterbrochen 1n Betrieb stehen kann - menschliche Arbeitskräfte müßten dagegen im Schichtbetrieb eingesetzt werden, der eine zusätzliche Belastung darstellt. Das waren die Überlegungen der japanischen Wirtschaftsfachleute, die zudem mit einem ganz wesentlichen Problem fertig werden mußten: Japan verfügte nur über ein begrenztes Kontingent an Arbeitskräften I Auf »Gastarbeiter«, wie sie den Industriestaaten Europas in nahezu unbegrenzter Anzahl zur Verfügung stehen, konnte nicht zurückgegriffen werden. Dieser Mangel sollte schließlich zum ausschlaggebenden Moment für die Einführung au- · tomat1scher Fertigungsanlagen werden und einen nahezu unschätzbaren Vorteil geenüber der europäischen Konkurrenz bringen: Die Industrien der westlichen Nationen schreck ten·vor den hohen Anschaffungskosten von automatischen Fertigungsmaschinen vorerst zurück und griffen lieber auf das Potential von im Verhältnis dazu billigen ausländiBisher mußte man bei der Lackierung komplizierter Teile auf Handarbeit zurückgreifen. Trotz aller Schutzmaßnahmen war aber bis zµm Ende eines Arbeitstages immer der Lackierer >>der l ackierte«.

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