Steyr-Daimler-Puch AG

Werke Doch im kleingewordenen Österreich konnten sich keine drei selbständigen Automobilfabriken halten, wie gut ihre Erzeugnisse auch sein mochten. Puch und Daimler wurden daher 1928 zur Austro-Daimler-Puch AG vereinigt, in Graz wurden nur noch Fahr- und Motorräder gefertigt, und Daimler stellt die großen Sechs- und Achtzylinder als Prestigewagen her. In Steyr baute man mit dem Xller, dem XXer und dem XXXer Steyr die damaligen „Mittelklassewagen". Aber da wie dort waren die Stückzahlen für eine wirtschaftliche Produktion zu gering. 1934 wurde Daimler-Puch mit den Steyr-Werken vereinigt und eine große Flurbereinigung durchgeführt, die Daimler-Werke in Wiener-Neustadt wurden stillgelegt - die Zweiradfertigung in Graz konzentriert, und Autos wurden von nun ab nur mehr in Steyr gebaut. Sehr bemerkenswerte übrigens ... So z. B. der 100er, das erste serienmäßige Stromlinienautomobil, das eine echte Sensation auf dem Automarkt war. Oder der kleine 50er, der österreichische .Käfer", der schon alle Merkmale eines echten Volkswagens trug. Die väterliche Verwandtschaft leitet sich von Ferdinand Porsche ab. Von diesen Erfolgsmodellen wurden zwischen 1934 und 1940 allein 13.000 Steyr-.Babys" hergestellt, dazu noch über 6.000 vom 4-Zylinder-Typ 100/200 und über 8.000 vom 6-Zylinder-Typ 120/220. Für ein kleines Land mit bescheidenen wirtschaftlichen Möglichkeiten eine höchst beachtliche Automobilproduktion, die zu schönen Hoffnungen berechtigte. Allerdings nicht lange ... Wieder einmal warfen die politischen Verhältnisse und dann der Zweite Weltkrieg alle zielstrebigen Planungen und Absichten des Unternehmens über den Haufen. Die Produktion wurde auf Waffen, Rüstungsmaterial und Heeresfahrzeuge umgestellt und - zu schlechter Letzt - legten Bomben die Werke in Schutt und Asche. Wieder einmal stand man vor der Stunde Null. Nicht nur in Steyr und in Graz, sondern in allen noch vorhandenen Werken griffen die spezialisierten Facharbeiter und Techniker zu Krampen und Schaufel, um Schutt und Trümmer wegzuräumen. Aber schon 1946 fuhr wieder ein Steyr-Lastwagen aus den notdürftig zusammengeflickten Werkshallen und 1947 folgte ihm der erste Steyr-Traktor und leitete die neue Ära der .Landmaschinenfabrik" ein. In Graz machte man inzwischen Fahrräder und Motorräder, später auch Mopeds und Kleinwagen. Im laufe der Zeit kam dann immer noch etwas Neues dazu : Jagdwaffen, Geländefahrzeuge, Ladewagen und immer neuere und bessere Fahrzeugmodelle. Heute erzeugt das Unternehmen zahlreiche Produkte, die sich weltweit jeden Tag von neuem bewähren. Den meisten davon, den Lastwagen und den Traktoren, den Mopeds und den Fahrrädern, den Omnibussen und den Geländefahrzeugen begegnet man täglich auf den Straßen. Der Jäger kennt seinen Mannlicher-Jagdstutzen wie der Soldat sein Sturmgewehr - aber nur wenige wissen, daß auch Kugellager, Einkaufswagerl oder die Jagdpanzer und Schützenpanzer des österreichischen Bundesheeres aus diesem Unternehmen stammen. In all dem Auf und Ab der Geschichte Österreichs hatte das Unternehmen eine „bewegte Vergangenheit" - was aber keineswegs ein Hindernis für eine glänzende Zukunft ist. Nur selten kann ein modernes und fortschrittliches Unternehmen auf eine über hundertjährige Erfahrung zurückblicken; daß es die Steyr-Werke könrien, liegt an der Maxime des Firmengründers Josef Werndl, die er immer wieder seinen Mitarbeitern einprägte: •Wo Qualität entscheidet, brauchen wir die Konkurrenz nicht zu fürchten." Wie sich heute zeigt, hat Werndl auch damit ins Schwarze getroffen. Nur wer bei der Qualität keine .Geschichten" macht, kann (Werks-)Geschichte machen.

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