Steyr-Daimler-Puch AG

Sieyr-Dallmler-PuchAG. Dlle Geschllchee der Geschichte beginnt meistens mit dem Tag X oder der Stunde Null. In der Konzerngeschichte der Steyr-Daimler-Puch AG gab es diesen .Tag X" nie und die „Stunde Null" zwei- oder dreimal - immer, wenn man von neuem anfangen mußte. Das .Gründungsjahr" 1864 bezieht sich nur auf eine Eintragung im Handelsregister - aber angefangen hat es schon viel früher ... In Steyr, wo man schon von alters her Werkzeuge und Waffen aus jenem Eisen herstellte, das vom Erzberg her die Enns herab kam, während die Steyr dazu die Wasserkraft lieferte, in dieser Stadt also kam der geniale Josef Werndl - der aus einer alteingesessenen Büchsenmacherfamile stammte - nicht nur auf den Einfall, die vorsintflutliche VorderladerDonnerbüchse durch ein modernes Hinterladergewehr zu ersetzen, sondern auch, wie man Waffen in großen Stückzahlen fabriksmäßig herstel len könnte. Mit dieser Idee traf er buchstäblich in Schwarze. Es ist daher kein Wunder, daß später die Zielscheibe zur Schutzmarke der Steyr-Produkte wurde - nur schrieb man nicht •Werndl " sondern „Steyr" hinein. Die Stadt Steyr hat Werndl später ein Denkmal gesetzt, denn durch das Zeichen auf seinen Produkten wurde sie in der ganzen Welt bekannt. Die Werndl 'sche Fabrik wuchs sich bald zur Österreichischen Waffenfabriks AG heraus, der größten in ganz Europa. Werndl aber baute nicht nur Gewehre, er versuchte sich - mit mehr oder weniger Erfolg - auch an Fahrrädern, Zeilengießmaschinen, Flugmotoren und vielen anderen Dingen. Als 1874 in Wien „Die Fledermaus" von Johann Strauß ihre Welturaufführung erlebte, hatte die Werndl'sche Waffenfabrik in den 10 Jahren ihres Bestandes rund eine Million Gewehre hergestellt. Damals werkten 4.500 Arbeiter in den Werkshallen in und um Steyr, in den nächsten 10 Jahren verdoppelte sich ihre Zahl auf 9.000. Für die damalige Zeit eine gigantische Zahl von Arbeitern - und Werndl sorgte für alle. Er sorgte sogar dafür, daß seinen Mitbürgern ei n ganz neues Licht aufging, nämlich erstmalig das „Elektrische", denn Wernd l stell te auch Bogenlampen und wasserbetriebene Dynamos her, die Steyr als erste Stadt der österreichisch-ungarischen Monarchie mit einer elektrischen Straßenbeleuchtung versahen. Als Werndl 1889 starb, überschritt die Belegschaft der Werke in Steyr die runde Zahl 10.000. Um die gleiche Zeit bewarb sich in Graz der junge Schlossermeister Johann Puch um einen Gewerbeschein zur Herstellung von Fahrrädern und baute seinen Betrieb in kurzer Zeit zu einer stattlichen Fahrradfabrik aus. Fahrräder waren damals gerade in Mode gekommen und . Puch"-Räder wurden bald ein fester Begriff, der weit über die Steiermark hinaus bekannt wurde. Um die Jahrhundertwende, als in Steyr mit der Herstellung des später weltberühmt gewordenen Mannlicher-SchönauerJagdstutzens begonnen wurde und Johann Puch sein erstes Versuchsauto laufen ließ, wurde in Wiener Neustadt das erste Daimler-Automobil in Österreich zusammengebaut. So kamen damals jene drei Begriffe zustande, die heute den Namen des Konzerns bilden. Damals hatte sich natürlich niemand träumen lassen, daß aus der Waffenfabrik in Oberösterreich, der Autofabrik in Niederösterreich und der Fahrradfabrik in der Steiermark ein Unternehmen werden könnte. Aber im laufe der Zeit ändert sich manches ... Im Ersten Weltkrieg nahmen alle drei Betriebe durch Rüstungsaufträge einen ungeheuren Aufschwung - aber hinterher ging's bergab. Man stand vor der Stunde Null : Europas größte Waffenfabrik in Steyr durfte keine Waffen mehr erzeugen - und begann mit der Automobilproduktion. Die Präzision der Steyr-Waffen übertrug sich auf die SteyrAutos, die zwar nicht billig, aber von hervorragender Qualität waren.

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