Chronik der Stadt Reichenau

Hilfeleistung in Not= und Krankheitsfällen. Der Titel wurde umgewandelt in „Erster Frauen=Unterstützungs= und Geselligkeitsverein“. Es werden monatliche Einzahlungen geleistet und bei Erkrankung wöchentliche Unter¬ stützungbeträge gewährt Außer diesen angeführten, von der Behörde genehmigten Vereinen bestehen in Reichenau noch einige nicht angemeldete Tischgesellschaften und Klubs Die Männer der Vereinsleitungen üben ihre Amter ohne Entgelt als Ehrenstellen aus. In Zeiträumen von 5 oder 10 Jahren veranstalten die Vereine fast durchwegs ihre Gründungs= oder Jubiläumsfeiern, an welchen alle anderen Orts= und auswärtigen Vereine, sowie die gesamte Bevölke¬ rung der weiteren Umgebung teilnehmen und die den veranstaltenden Ver¬ einen oft größere Reinerträge abwerfen Es bestehen am Schlusse des Jahres 1900 in Reichenau folgende Vereine: Theater=Dilettanten=Verein 2.Gesangverein „Liederkranz“, 3. Veteranenverein, 4.Deutscher Turnverein, Saatgängerverein 5. 6. Maler=Unterstützungsverein, 7. Maler=Fortbildungsverein, 8. Freiwillige Feuerwehr, 9. Allg. Kranken=Unterstützungsverein, 10. Deutscher Schulverein, Kindergartenverein 11 12. Spar= und Vorschußverein, 13.Sängerheim „Eintracht“ 14 Bund der Deutschen in Böhmen 15. „Tannengrün 16. Arbeiter=Turn= und Sportverein, 17. Frauenverein „Maiglöckchen“. Schmuggler= und Pascherwesen in früherer Zeit. Es war wohl in der früheren armen Zeit in unserem Reichenau ein Gebot der Not, daß sich kinderreiche Familienväter in Ermangelung jeder anderen Verdienstmöglichkeit auch durch unerlaubte und gesetzwidrige Mittel den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien suchten. Als gefährliches, aber immerhin lohnendes Unternehmen mag wohl die Pascherei oder das Schmuggelwesen zu bezeichnen sein. Hinter den wei߬ grünen Grenzpfählen war manches zu holen, was in unserem, vom großen Verkehre abgeschnittenen Reichenau fehlte. Auch waren viele Sachen über der Grenze bedeutend billiger als bei uns Diesen Umstand machten sich beherzte und unternehmungslustige Män¬ ner zu Nutze und brachten auf gefährlichen Schleichwegen verschiedene Wa ren, wie Kaffee, Tabak, Zigarren, Salz, Uhren, Medikamente, Seide, Lose und andere Sachen über die Grenze, um sie im Orte oder in der Umgebung bei Zwischenhändlern anzubringen oder sie auf eigene Faust mit größerem Verdienste zu verkaufen. Ein bedeutender Händler mit gepaschten Waren soll nach den Berichten alter Leute der Garn= und Salzhändler Lang Nr. 28 (Kaschelchristel) gewesen sein. Lang gab den von ihm gedungenen Paschern feine Garne, Dosen und böhmische Granaten mit über die Grenze, die dort gut bezahlt wurden, auch 141

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