Chronik der Stadt Reichenau

bei 98 Ortsbränden und bei 37 auswärtigen Schadenfeuern, die hier nicht verzeichnet sind, zur Bekämpfung der Brände und zum Schutze der Nachbar¬ gebände in Aktivität zu treten. Viele Verbesserungen und Neuanschaffungen wurden in der Feuer¬ wehr durchgeführt und auch eine Sterbekasse für die Mitglieder im Jahre 1899 gegründet. In der Zwischenzeit bis zur nächsten Vereinsgründung gliederte der Gesangverein „Liederkranz“ seinem Männerchore zur Vervollständigung im Gesangswesen im Jahre 1877 den Damenchor an. Allgemeiner Krankenunterstützungsverein. Das Krankenkassenwesen war in jener Zeit noch nicht im heutigen Stile ausgebaut und hatte die Arbeiterschaft in Erkrankungsfällen keinerlei Un¬ terstützung, ärztlichen Beistand und Medikamente zu beanspruchen, wodurch die von Krankheit betroffenen Familien oft in eine bedrängte Notlage gerieten Diesem übelstande abzuhelfen und dem Erkrankten wenigstens eine Geldunterstützung zu gewähren, beschloß im Jahre 1880 eine Schar wacke¬ rer Männer, einen Verein mit kleinen monatlichen Einzahlungen zur gegenseitigen Hilfeleistung in Krankheitsfällen an die Mitglieder ins Leben zu rufen. Und so wurde im Jahre 1880 der „Allgemeine Kranken=Unter¬ tützungsverein“ in Reichenau im Gasthause „Zum goldenen Stern“ als Vereinsheim, gegründet In den ersten Jahren seines Bestandes veranstaltete der junge Verein alljährlich am Faschingdienstage einen großen Maskenumzug mit 30 bis 40 kostümierten Männern und einer Musikkapelle durch den Ort. In den Häu¬ sern wurden Geldspenden gesammelt, die immer einen größeren Reinertrag für die Unterstützungslasse abwarfen. Auch zur Kirmes wurde alljährlich ein Hahnschlagen, Ritterstechen oder eine andere Belustigung zu Gunsten der Vereinskasse durchgeführt und auch heute noch veranstaltet der „Allgemeine“ ein Kirmesvergnügen irgendwel¬ cher Art. Das Vereinslokal befindet sich noch im „Goldenen Stern“ nur ist das Gasthaus aus dem Besitze des Franz Pietsch in das Eigentum der Fa¬ milie Michel übergegangen. Deutscher Schulverein. Durch das Vordringen und Anwachsen der tschechischen Arbeiterschaft und der Gewerbetreibenden in unser deutsches Sprachgebiet machte sich das Bedürfnis nach nationaler Schutzarbeit dringend geltend. Den Bemühun¬ gen der Lehrerschaft und einsichtsvollen Bevölkerung gelang es auch in Rei¬ chenau eine Schar nationaler Vorkämpser für unser bedrohtes Deutschtum in Nordböhmen zu gewinnen und im Jahre 1881 eine Ortsgruppe des „Deutschen Schulvereines“ zu gründen. Der Zweck des „Deutschen Schulvereines“ bestand darin, im gefährdeten Sprachgebiete deutsche Schulen zu errichten und schon bestehende durch Geld¬ zuwendungen zu erhalten. Die Aufgaben der Ortsgruppen waren es, die Geldmittel für die Erhaltung des deutschen Schulwesens im bedrohten Ge¬ biete durch Mitgliedsbeiträge, Sammlungen und Veranstaltungen verschie¬ dener Art aufzubringen. Die Ortsgruppe Reichenau trug durch Theateraufführungen, Veran¬ staltungen von Konzerten und Sammlungen viel zur Stärkung der Kasse des Schulvereines bei. 137

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2