Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

75 ren im Aichet beim Ackern mehrere zerstreute, viereckige Münzen gefunden worden sind, welche man für römische erkannte. Auchwirdder alte Schlossturmvoneinigen für einGebäude der Römer gehalten; er ist sehr hoch, massiv aus Quadersteinen erbaut, viereckig und breit, aber seine Form oben an der Spitze ist, seitdem er abbrannte, verändert worden; nach der älteren Form (ob aber nach der ersten ursprünglicher, ist sehr zweifelhaft), wie sie auf der Abbildung der Stadt und des Schlosses, von Hauser beiläufig 1584 gemacht, zu sehen ist, war oben eine viereckige, pyramidalische Spitze, und auf den vier Ecken des Turmes waren eben so viele Türmchen angebracht. Er war wohl ohne Zweifel ein Wachtturm, und eine bedeutende Besatzung von Kriegern hatte darin Raum; ob er aber schon zur Zeit der Römer, oder vielmehr gegen die Einfälle der Avaren, oder noch später der Ungarn erbaut worden ist, wird nicht leicht entschieden werden. Die schöne Lage hier, vorzüglich des Schlossberges, an zwei Flüssen, könnte wohl die Römer eingeladen haben, eine Station zu errichten, wenn sie auch nicht bedeutend war. Ferner haben die Späteren gewöhnlich dort sich wieder angesiedelt, wo einst Stationen waren. Auch ist bemerkenswert, dass sehr wahrscheinlich hier, und zwar durch das jetzige Ennsdorf, oder doch neben demselben über die Ennsleiten eine Römerstraße nach der Steiermark hineinging. Erwiesen ist es, dass eine solche von der Donau im Lande unter der Enns sich landeinwärts zog. Von der Ybbs ging die Straße an die Uri; dort war das Römerkastell „ad muros“, immerfort im Mittelalter und noch jetzt genannt „auf der Mauer“. Da ist wahrhaft klassischer Boden, reich an alten Denkmälern und Mauern; viele römische Münzen wurden dort gefunden, und unweit davon ist die alte Römerstraße (Heidenstraße genannt) noch zu sehen bei Hametsberg, Edlach, Hochbruck, Adelsberg, Neubrunn, Ober-Aspach, wo auch Trümmer römischer Inschriften sich vorfanden, bis an die kleine Erla hin.6) Von da zog sich nun wahrscheinlich die Straße weiter herauf über das jetzige Haag oder Seitenstetten nach Steyr her, ins Mit6) Geschichte Wiens von Hormayr, I. Bd. S. 145.

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