Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

28 einem silbernen, durchbrochenen Griff, den er bei Ablesung des Urteils in der Hand hatte, ist noch vorhanden. Das Rathaus besteht seit 1422, in welchem Jahr Herzog Albrecht V. (als Kaiser der II.) den Bürgern erlaubte, ein solches in der Stadt, wo sie wollten, aufzubauen. Sie kauften nun ein Haus, welches Heinrich Randolph, ein Bürger, besaß, und richteten es nach ihrem Zweck ein. 1538 wurde es renoviert und in eine andere Form gebracht. Das jetzige Gebäude wurde aber erst 1765 bis 1778 von Anton Mayrhofer, Gastgeber und Stadtkämmerer, auf Kosten der Gemeinde erbaut. 1771 wurde der vordere Teil mit dem Turm vollendet; der hintere Teil, wo früher bis 1754 unten die Fleischbänke waren (daher der Name „unter den Tischen“ seinen Ursprung hat), samt dem Archiv kam erst 1778 zur Vollendung. Auf dem Platz ist auch die Stadt-Kaserne, einst das Hirschenhaus genannt; von seinen Besitzern aus der Familie Hirsch erhielt es diesen Namen. 1464 bis 1465 baute Andreas Grünthaler eine Kapelle, zu Ehren des heil. Nikolaus, in diesem, damals ihm gehörigen Haus; an jenem Festtag wurde auch immer ein Hochamt und eine Predigt gehalten. Er stiftete dazu ein Benefizium (das Grünthalerische genannt), stattete dasselbe mit Gülten und Gütern aus, und verschaffte dem Benefiziaten ein eigenes Haus auf dem Berg (jetzt Nr. 100). Benefiziaten kommen bis 1776 vor; die sehr baufällige Wohnung wurde 1775 an Herrn Voith verkauft, und 1784 die Nikolai-Kapelle auf allerhöchsten Befehl gesperrt. Dieses Grünthalerische Haus auf dem Platz kaufte der Magistrat 1650, und seit 1723 wird es zur Kaserne, aber auch zu Wohnungen verwendet. 1782 diente es als Erziehungshaus der Knaben vom Regiment Langlois (jetzt Großherzog Baden). Nebst den angeführten Gebäuden sind noch sehenswert und im neueren, schöne Stile aufgeführt: das k. k. Berggericht (früher Geymanisches, dann Monspergerisches Haus), das Posthaus, Mautamt (früher dem Kloster Kremsmünster gehörig); das Eisengewerkschaftshaus (vormals Pfefferl; 1628 erkauft); Schellmann (einst gräflich Salburgisches Haus); von Schönthan (einst Erbisches Haus), wo jetzt das k. k. Kreisamt ist; ferner die Häuser des Kaufmannes Herrn Joseph Mayr und Michael Huemer.

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