Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

23 1819 und 1820 wurde dasselbe renoviert, und im jetzigen Zustand hergestellt. 1800, 1805, 1809 musste die Kirche für die Franzosen als ein Heumagazin dienen, das Presbyterium und die Kapelle ausgenommen; sie wurde aber immer wieder in guten Stand gebracht. Im Steyrdorf ist die jetzige Pfarrkirche St. Michael, auf einer Anhöhe in der Nähe der Brücke erbaut, und gewährt durch ihren schönen, regelmäßigen Bau, die zwei Türme und hohe Front, worauf der Sturz der bösen Engel gemalt ist, einen angenehmen Anblick. Sie ist ziemlich groß, hat einen Hochaltar, 6 Seiten-Altäre und eine Kapelle; ersterer ist um 1766 durch italienische Meister erbaut worden. Das große Bild, den Erzengel Michael darstellend, wie er die Engel in den Abgrund stürzt, ist vom Maler und Zeichenmeister zu Steyr, Franz Xaver Gürtler, um 1769 gemacht; die Kreuzwegbilder sind vom Maler Pichler; die schöne Orgel ist von Chrismann für Garsten gemacht, aber nach der Auflösung dieses Klosters 1787 hierher gebracht worden. Die Kirche und das daneben stehende schöne Gebäude, welches nun die Kreis-Hauptschule ist, verdankt die Entstehung den Jesuiten. Diesen wurden 1630 elf bürgerliche Häuser eingeräumt, aus denen sie ihr Kollegium erbauen sollten; sie begannen den Bau 1631, vollendeten ihn aber erst 1662. 1632 wurde ihnen die Spitalkirche übergeben, und sie hielten am 3. November ihren ersten Gottesdienst in derselben; am 4. eröffneten sie das Gymnasium. Auch errichteten sie nebenbei ein Seminarium (zu den heil. Engeln genannt), worin fünf Alumnen in Musik unterrichtet, zum Studieren und zum Chordienst der Kirche verwendet wurden. Der Magistrat hatte ihnen schon 1632 ein Haus übergeben, damit sie einen Bürgerssohn als Alumnus unterhalten sollten. 1677 wurde der Bau der Kirche durch den Fürsten von Eggenberg vollendet, wie die Aufschrift außen andeutet. 1788, nach Aufhebung der Jesuiten, wurde in dem Kollegium derselben das Büchsenmacher-Lehrlings-Institut errichtet. Sechzig von den Erziehungshäusern verschiedener Regimenter genommene Knaben traten in dasselbe mit dem fünfzehnten Jahr ein; ein Artillerie-Hauptmann stand ihnen vor. Sie lernten sechs Jahre, dann kam gewöhnlich ein Teil zu den Regimentern, einer in die Fabriken und ein anderer in

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