Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

22 ein Überbleibsel gegen den Friedhof heraus sichtbar ist. Der Stifter und Erbauer derselben war Siegmund Traindt, Ratsbürger 1479, welcher 1492 starb, und nebst seiner Gattin Agnes dort begraben wurde. Vom Jahre 1488 ist ein Indulgenzbrief vom Bischof zu Passau für die Dreifaltigkeits-Kapelle vorhanden. 1662 wurde sie durch ein Erdbeben ruiniert, aber wieder hergestellt. Vor beiläufig dreißig Jahren wurden beide Kapellen niedergerissen. Auf dem Stadtplatz ist die Dominikaner-Kirche nebst dem einstigen Klostergebäude. Die Kirche ist groß und schön; in derselben sind der Hochaltar, 6 Seiten-Altäre und 2 Kapellen. Sie wird sehr fleißig besucht, weil sie bequem gelegen und im Winter warm ist. Das Kloster und die Kirche wurden 1472 zu bauen angefangen, und 1478 vollendet; Georg und Wilhelm von Losenstein verkauften den Dominikanern ihr Haus dazu. 1522 brannte es ab, und da sie kein Geld hatten, konnten sie es nicht aufbauen, und zogen von Steyr weg. K. Ferdinand I. übergab die Ruinen am 22. Februar 1559 den Bürgern mit der Bedingung, dieselben aufzubauen und zu einem Spital oder Schulhaus zu verwenden, jedoch das Gebäude den Dominikanern auf ihr Verlangen, gegen Ersatz aller Baukosten, wieder abzutreten. Die Bürger errichteten nun dort eine lateinische Schule oder ein Gymnasium unter protestantischen Lehrern, und führten in der Kirche auch den evangelischen Gottesdienst ein. 1572 wurde, es in der Überschwemmung fast ganz weggerissen, aber wieder erbaut, und 1579 vollendet. 1625 bis 1626 musste es den Dominikanern auf allerhöchsten Befehl übergeben werden, die es 1631 vergrößerten. Die jetzige Kirche wurde 1642 bis 1647 erbaut, wozu K. Ferdinand II. schon 1636 auf Bitten der Dominikaner 300 Stämme Bauholz und Rüstholz von der Herrschaft Steyr bewilligt hatte. 1774 bis 1778 wurde die Kirche mit ganz neuen Altären, dem Musik-Chor, der Orgel und mehreren Bildern geziert, und überhaupt verschönert, wozu der Freiherr von Riesenfels sehr vieles beitrug. Am 16. Juli 1785 wurde das Kloster aufgelöst, und die Mönche zogen größtenteils von Steyrweg. 1786wurde das Klostergebäude verkauft, und dann in demselben eine Manchester-Fabrik errichtet.

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