Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

189 Bibel, und kehrte dann nach Wittenberg zurück. Seine Grundsätze und Lehren fanden immer mehr Beifall unter Hohen und Niedrigen, Geistlichen undWeltlichen; die Reform ging immer weiter, weltliches Interesse und Habsucht, die gepriesene Freiheit des Geistes, und manche andere Gründe verschafften ihr immer mehr Anhänger. Aber bald entstand auch Uneinigkeit unter denselben, jeder legte die Bibel nach seinem Sinne aus, predigte in den Tag hinein, Schwärmerei, Fanatismus und Zwiespalt entstand. Die Losreißung von der katholischen Kirche, die Wegwerfung aller Lehren und Gebräuche, diese sogenannte kirchliche Freiheit zog sich nach und nach auch auf die bürgerlichen Bande hinüber, die wohl noch drückender erschienen. Missverstand, Leidenschaft, Schwärmerei, selbst politische Betrüger, die sich hineinmischten, und alles zu ihren Zweckenmissbrauchten, regten dieGemüter auf; dieUnzufriedenheit mit dem Drucke und den Lasten der Leibeigenschaft brachte die Ärmeren, und vorzüglich die Bauern in die größte Gärung, sie begehrten mit Trotz die Abstellung dieser Lasten, Gleichstellung vor dem Gesetze, und Gemeinschaft der Güter. Endlich brach der fürchterliche Aufstand der Bauern in Deutschland los, sie erhoben sich in Franken, Schwaben, Bayern, Tirol, Lothringen, am Rhein, in Thüringen und Sachsen vorzüglich gegen den Adel und Geistlichkeit, plünderten, mordeten, und verübten die grausamsten Taten, Schlösser und Klöster waren der vorzüglichste Gegenstand ihrer Wut. Da vereinigten sich nun die Fürsten und Edlen wider sie, Luther selbst donnerte heftig gegen dieselben los, sie wurden angegriffen, geschlagen und zerstreut 1525. Die hartnäckigsten waren die Wiedertäufer (von denen wir bald mehreres sagen werden) unter ihrem Anführer Thomas Münzer, auch er wurde endlich besiegt, gefangen und hingerichtet. DieserGeist desAufruhrsunterdenBauernhatte sichauchnach BöhmenundÖsterreichgezogen,dieForderungenundKlagenderselben wurden auch da durch denDruck verbreitet. Daher erließ der Erzherzog Ferdinand am 4. April 1525 den Befehl nach Steyr, solche Schriften, die zum Aufruhr reizen, zu unterdrücken, und weder öffentlich noch heimlich verkaufen zu lassen. Dass aber der Aufstand auch unter den

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