Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

181 derselben sind; sie selbst haben keine Klage gegen den Magistrat, können ihn nur loben, und wollen ihm treu und gehorsam sein. Am 20. März übergab der Rat schriftlich seine Verteidigung; dannwurden auf Verlangen beider Teile ein von ihnen selbst erwählter Ausschuss von zwanzig Personen bestimmt, vorzüglich solcher, welche einst dem Prandstetter anhingen, nun aber von ihm ab-gefallen waren. Sie wurden eidlich befragt, und ihre Aussagen öffentlich verlesen, woraus sich ergab: Der vorzügliche Anführer dieses Aufruhrs sei Prandstetter, er habe überall die Bürger zum Ungehorsam aufgereizt, alles Gute versprochen, selbst Geld den armen Handwerksleuten; fielen einige von ihm ab, so wurden sie mit Verlust ihrer Würde und des Lebens bedroht, und er habe sich geäußert, wenn die Ratswahl nicht nach seinem Willen gehen soll, so müsse man die Schwerter brauchen, und die Ratsherrn zum Fenster hinauswerfen oder erschlagen. Sie sagten ferner, dass sie diese Partei verlassen haben, nachdem sie sahen, dass nur Neid, Hitze und eitle Ehrsucht ihrem Beginnen zum Grunde liege, und als Scheubl, ein Haupt derselben, Stadtrichter geworden, die Sache um nichts besser geworden sei. Die Kommissäre fürchteten nun, die Rädelsführer möchten entfliehen, und wollten doch vor Eröffnung des Urteils dieselben nicht gefangen nehmen, daher gaben sie keinen förmlichen Bescheid, sondern sprachen sich vielmehr etwas günstig für diese Partei aus. Sie beriefen aber den Rat und die Gemeinde auf den folgenden Tag in das Schloss, wo dann Polheim mündlich das Urteil eröffnete: „Prandstetter und seine Anhänger haben keine Ursache zur Klage gegen den Rat, noch weniger zum Aufruhr gehabt; sondern haben sich schwer gegen denselben vergangen“. Mit Erstaunen hörten sie dieses Urteil, welches noch wuchs, als gleich darauf die Exekution erfolgte, denn die von den 35 Personen Anwesenden wurden gefangen genommen, und die meisten mit einer Geldstrafe belegt, Prandstetter aber und neun andere kamen nach Wien ins Gefängnis; Hanns Scheubl hatte sich noch früher durch die Flucht nach Budweis gerettet. So wurde endlich die Ruhe in der Gemeinde, und der Gehorsam gegen den Magistrat wieder hergestellt.

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