Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

15 und der Doppeladler mit F.I., auf der anderen Seite sind zwei Ritter ganz geharnischt mit offenem Visier. Jeder hält einen Schild und eine Fahne, der erste mit Österreichs Farben, weiß und rot, im Schild zwei silberne Balken oder Querstriche im roten Feld, welches das Wappen des Landes ist; der andere führt auf seiner gelben Fahne und im Schild F. III. (K. Friedrich III.), oben ist die Zahl 1489 zu sehen; sie deutet auf die Vollendung dieses Turmes hin. Was aber die beiden Ritter, die früher blind dargestellt waren, anzeigen, ist unbekannt, denn in den Annalen von jenem Jahre ist nichts Besonderes angeführt; vielleicht war damals ein Turnier. Neben diesem Tor steht der hohe Wasserturm, welcher um 1572 von Michael Aidn erbaut wurde, und gegen 40,000 fl. gekostet haben soll. In demselben wurde früher durch ein Pumpwerk das Wasser der Steyr in Röhren hoch empor in einen Kessel getrieben, von dem es in anderen Röhren herabstürzte, und die Brunnen auf dem Stadtplatz mit Wasser versah; aber seit dem großen Brand 1824, bei welchem auch diese Röhren sehr beschädigt worden waren, verrichtet den nämlichen Dienst eine einfache Maschine durch horizontalen Druck in die Leitungsröhren vermittelst der Luft, erfunden von Dominik Staffelmayer, Glockengießer in Steyr. Das Neutor ist ein großes, eigentliches Doppeltor; eines führt zur Brücke über die Enns, das andere zur Vorstadt Reichenschwall hinab; das Ganze ist ein massives Gebäude aus großen Quaderstücken, mit Kraft und Kunst erbaut als ein fester Damm gegen die heranstürmende Enns, die 1572 hier hereinbrach, viele Gebäude niederriss, und der Wasserseite der Stadt den Untergang drohte, wie dies die Geschichte vom Jahre 1572 erzählt. Es wurde unter Anleitung des berühmten Gasteigers erbaut; die lateinische Aufschrift auf dem Tor deutet jenes Unglück und die Zeit der Erbauung an. Ein anderes Tor ist das Pfarr- und Gilgentor (St. Aegyditor), von dem ein Teil ist abgebrochen worden; durch dieses führt der Weg nach Garsten. Da beginnt auch der tiefe Stadtgraben, der sich bis zum fürstlichen Schloss hinzieht, und von dem ein Teil früher die bürgerliche Schießstätte war; nun sind darin einige schöne Gärten angelegt.

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