Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

163 sich mit Proviant versorgten. 1485 schickte der Kaiser einen Kommissär nach Steyr, um die Festigungswerke zu besichtigen. In diesem Jahre entstand auch eine Veränderung in Ansehung des Rechtes der Bürger, dass die Rad- und Hammermeister im Innerberg ihr Eisen nur denselben verkaufen durften. Die Bürger von Steyr waren durch die angeführten Umstände arm geworden, und der Handel lag fast darnieder; sie konnten nun nicht mehr, wie früher, das vorrätige Eisen in Eisenerz auszahlen und wegführen, bedurften auch bei dieser Stockung nur wenig. Die Radmeister hatten nun vieles vorrätig, und gerieten in große Verlegenheit, da sie es nur den Steyrern verkaufen durften. Sie wendeten sich daher an den Kaiser, der in Graz war, und er entschied nach abgehaltener Kommission: Das Privilegium der Steyrer bleibe unverletzt, so lange sie das Eisen im Innerberg bezahlen und fortbringen können; wenn aber nicht, so haben die Rad- und Hammermeister die Freiheit, ihr Eisen wem immer zu verkaufen, und dasselbe ungehindert bei Steyr vorbei zu führen. Diese Erlaubnis dauere aber nur während dieses Krieges, dann trete das Privilegium der Steyrer wieder in seine volle Kraft; nur müssen sie das vorrätige Eisen monatlich abholen, und gleich bezahlen. Der König von Ungarn setzte 1484 den Krieg eifrig fort, eroberte Bruck an der Leitha, und endlich nach der tapfersten Verteidigung auch Korneuburg. Nun ging er auf Wien los, und wollte es durch Hunger bezwingen. Die Bürger von Steyr sollten auf k. Befehl zwei Schiffe voll mit Getreide und Mehl nach Wien führen; sie entschuldigten sich aber mit dem traurigen Zustande ihrer Stadt; diese sei durch den Festungsbau, die ungeheuren Steuern und Kriegslasten ganz verarmt, die Schuldenlast sei sehr groß, und der Handel ganz gehemmt; 150Messerer und andere Handwerker haben unlängst um die Erlaubnis auszuwandern angesucht, weil sie keine Arbeit hätten, und die großen Auflagen nicht erschwingen könnten. Dazu komme noch die Gefahr von den Ungarn, welche schon bis an die Vorstädte streifen, und die neu angefangenen Gebäude zu verbrennen trachten. Daher befahl der Kaiser, statt der Schiffe 1.300 fl. zu erlegen, und Tag und Nacht gute Wache zu halten gegen die Überfälle der Ungarn.

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