Franz Xaver Pritz - Geschichte der Stadt Steyr

8 Die Stadt Steyr samt ihren Vorstädten liegt unter dem 31° 59’ 30” östlicher Länge, und 48° 4’ 45” nördlicher Breite, im Traunkreis, in einem tiefen romantischen Tal, am Fuße der Berge, welche die letzte Abdachung der hohen Alpen ausmachen, die von Osten gegen Westen und Süden eine lange Kette von Gebirgen in abwechselnden, erhabenen Gestalten darstellen. Aber die Stadt im engeren Sinn mit dem gleichnamigen fürstlich-lambergischen Schloss, dem einstigen Sitze der Ottokare, ist auf einer Halbinsel erbaut, welche die beiden Flüsse Enns und Steyr bilden, die sich hier vereinigen 1). Der größere Strom, die Enns (der alte, berühmte Grenzhüter zwischen Avarien und Bayern im7. und 8. Jahrhundert, gegen die Ungarn im 10. und 11., zwischen der Markgrafschaft der Babenberger und Bayern, zwischen dem Land ob und unter der Enns in einer großen Strecke), entspringt im Salzburger-Kreis am Fuß der Radstädter-Tauern, im Flachautal, fließt bei Radstadt vorbei, durch das schöne Ennstal zwischen den Hochgebirgen gegen Admont hin. Nicht fern von dort rollt sie schäumend und brausend in einem engen Rinnsal zwischen schroffen, grotesken Felsen durch die Gegend, das Gesäuse genannt, und bricht dann bei Hieflau heraus. Sie treibt viele Mühlen und Hammerwerke, vergrößert sich durch zahlreiche Bäche, und eilt durch wildromantische Gegenden schon als ein bedeutender Strom der Stadt Steyr zu, wo sie sich mit dem Fluss Steyr vereinigt, und 1) Die Stadt hat ihren Namen vom Fluss Steyr, und kommt in den ältesten Urkunden unter dem Namen Styrapurch, Stire, Stir, Stiri, Styria und Styer, aber auch 1192, 1277, ja sogar in der Urkunde des Bischofs Altmann 1092 über den Zehent zu Furth als Steier, Steir vor; selbst auf Stire steht in den Urkunden der Ottokare oft ein kleines e, welches andeutet, dass das i wie ei zu lesen ist. §. 1. Beschreibung der Stadt, nebst einem historischen Überblick der merkwürdigsten Gebäude.

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