Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges

330 Stanzinger v. Gullingstein. An Mannigfaltigkeit der Bergbaue übertrifft die Steiermark weitaus die anderen Alpenländer. Von der blinkenden Goldstufe bis zur schwarzen Kohle wurde alles erschürft, was der Berge Schoß an Schätzen birgt. Wohl kamen viele dieser Baue sehr bald wieder zum Erliegen, da die Erze nicht reich genug waren, bei dem durch die Hochlage oft recht kostspieligen Betriebe einen Ertrag abzuwerfen, und mancher hatte sein gutes Geld und das seiner Freunde vergeblich geopfert. Im 15. und 16. Jahrhunderte gab es wohl kaum einen Graben im steirischen Oberlande, in dem nicht ein Hoffnungsbau betrieben worden wäre. Prälaten und Edelleute, Bürger und Bauern beteiligten sich mit gleichem Eifer daran; staunend liest man in den auf uns gekommenen Verzeichnissen die Zahl der Grubenverleihungen in den einzelnen Jahren und die Namen der Besitzer dieser Baue. Die Bergfreiheit wirkte magnetisch, es war eine geistige Epidemie, die damals unser Land durch­ zog. Einheimische und Fremde, große Handelsherren aus den Reichsstädten, wie die Holzschuher und andere, ja ganze Gesellschaften von Bürgern dieser Städte treten als Unternehmer auf. Der Betrieb erforderte ständige Überwachung und mancher Bürger von dort wurde heimisch in der grünen Mark. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts betrieb eine schwäbische Gesellschaft bei Gams einen Bau auf Gagat (schwarzen Bernstein), der zu Schmuck verwendet wurde. 1476 erscheint unter den Gewerken Hans Stanzinger von Nürnberg, der noch 1491 Anteile zukaufte, 1517 jedoch nicht mehr beteiligt war. Er hatte sich inzwischen zu Bottenmann niedergelassen, Güter am Weißenbache und Zinse von Wilhelm Oberleutter gekauft, mit welchen er am 20. September 1524 vom Landes­ fürsten belehnt wurde. Harts Stanzinger war mit Elspet, Tochter des Egyd Wulpenhofer, Gewerken in Radstadt, vermählt, deren gleichnamigem Bruder er als Gewaltträger seiner Frau 1522 das Gut Niederschütt in Groß-Arl verkaufte. 1530 hat eine Stanzingerin zu Bottenmann, wohl seine Witwe, Streitigkeiten mit den Gamser Gewerken und legte für Forderungen Beschlag auf den gewonnenen Gagat. 1540 wurde Mert Stanzinger für sich und seine Geschwister Sebastian, Christoph, Katharina und Felicitas mit obigen Gütern am Weißenbache belehnt, nachdem sie Erasmus Söll, Iandesfürstl. Mautner zu Bottenmann, ausgesendet und den genannten Geschwistern nach Ab­ sterben seiner Frau Elisabeth (Elspet), der Mutter dieser Geschwister, zugestellt hatte1)- Bei der Erbteilung übernahm Sebastian diese Lehen allein und erhielt die Belehnung 1545. — Mitte des 16. Jahrhunderts finden wir zu Bottenmann Peter Stanzinger, der mit Sibylla Geller, Tochter des Grazer Burgers Hans Geller vermählt war, dessen Schwester 1511 den Georg Stürgkh geehelieht hatte. Die Rottenmanner* *) Erasmus Söll stammte aus dem Tiroler Geschlechte der Söll v. Aichberg, die litti von Kaiser Friedrich III. einen Wappenbrief und 1559 von Ferdinand I. den Adel erhielten. Der Grab­ stein einer Anna Neumann, geb. Söll, f 1562, wohl einer Tochter des Vorgenannten, befindet sich an der Pfarrkirche zu Rottenmann. Er zeigt das Wappen der Söll v. Aichberg (zwei Eicheln an einem gegabelten Stiele auf einem Dreiberge).

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