Österreichs Eisen in Vergangenheit und Zukunft

Jahrhunderte findet für das österreichische Eisen im Bild 23 seinen Ausdruck. Durch die vielen heute nicht mehr existierenden und •die große Zahl der stilliegenden Hütten ergibt sich im Gegensatz zk den wenigen, noch arbeitenden Betrieben des Bildes 23 die Frage, ob·:di"eser Prozeß zu Ende ist, oder ob er noch weiter läuft. Beim Studium ·der ausländischen modernen Hüttenindustrie wird man feststellen, daß ·bei- spielsweise nach Günther die Eisenindustrie Deutschlands 1890 bei einer RohstahlerzeugW1g von 4.2 Millionen Tonnen eine Beschäftigtenzahl von 132.000 Mann und 1936 bei 19.2 Millionen Tonnen Rohstahl nur 192.000 Arbeiter benötigte, wobei 1936 nur 8 Stunden, während 1890 12 Stunden gearbeitet wurde. Dies entspricht einer Leistungssteigerung von 32 Tonnen pro Mann und Jahr auf 100 Tonnen pro Mann und Jahr. Die korrespondierenden Zahlen moderner Hüttenwerke von 800.000 Tonnen Jahreserzeugung aufwärts liegen heute bei · ~twa 200 Tonnen pro Kopf. Da die Leistungswerte der österreichischen Werke zufolge der bisherigen Entwicklung nicht unbeachtlich unter den aus- ländischen Werten liegen, muß durch eine Modernisierung und eine ?'.usammenfassung gleichartiger Erzeugungsgruppen getrachtet werden, die Leistung zu erhöhen. Die Ausführung dieser Absicht wird erleichtert, wenn es gelingt, die im Zuge der Marshallhilfe bewilligten Einrichturigen und Maschinen möglichst günstig auszulasten, da es gerade in der Grund- industrie darauf ankommt, möglid1st große Einheiten gleidiartiger Erzeugungsgruppen zu schaffen, um den Ausnützungsfaktor zu erhöhen und die Gestehungskosten zu senken. Diese Forderung trifft auch .für die Verwaltung und den Verkauf zu, denn durdi eine weitgehende Rationalisierung wird es möglich sein, auf allen Sparten Kosten einzu- sparen und eine ungesunde Konkurrenzierung auszusdialten. Die·Lösung dieser Frage geht auf der kaufmännischen Seite von Preisvereinbarungen über Interessengemeinsdiaften bis zur Fusion, wofür es in der .Ver- gangenheit wie in der Gegenwart genügend praktisdie Beispiele · gibt. Dafür, wann. man sich zu dem einen oder anderen Schritt entsdiließen muß, gibt es kein Rezept; hierüber kann nur die Erfahrung entsdieiden. Eines soll aber als Riditlinie gelten, daß man soldie Maßnahmen am besten in Zeiten der Konjunktur durdiführt, während welcher · man Obergangsschwierigkeiten auf Seite des Absatzes leichter überwi.rJ.d,en kann, als zur Zeit der Baisse. Leider muß aber festgestellt werden, daß derartige Lösungen in der Vergangenheit meistens durch die Not er- zwungen wurden. Wir sehen dies im Jahre 1625, als die Innerberger Hauptgewerkschaft gegründet wurde, wie aud1 im Jahre 1881, als die österreidiischen Hüttenwerke - müde des Kampfes - reif für den Zusammensdiluß zur Österreichisdien Alpine Montangesellsdiaft ge- worden waren. Eine Ausnahme bildete die Gründung der Vordernberger Radmeister Communität, die im Jahre 1829 unter dem Weitblick Erz- herzog Johanns auf freiwilliger Basis entstand. In allen Fällen war das Ziel gleich: Zusammenfassung gleidiartiger Erzeugungsstätten, Senkung der Regien und Aussdialtung ungesunder Konkurrenz. Wir finden .aber nid1t nur in der Vergangenheit der österreidiisdien Entwicklung soldie :J3eispiele, sondern auch im Ausland, wo die Entwicklung parallel lief. 26

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