Wasserwirtschaftliche Nutzung der Salzkammergutseen

Nicht im Handel Alle Rechte vorbehalten Sonderabdruck aus Jahrgang 29, Heft 7/ 8, 1977 OESTERREICHISCHE WASSERWIRTSCHAFT Schriftleiter : Professo r Dipl.-Ing. Dr. J. Kar, 1180 Wien, Gregor-Mendel-Straße 33 Springer-Verlag/Wien ·New York Über die wasserwirtschaftliche Nutzung der Salzkammergutseen Von Baurat h. c. Dr. techn. H. F I ö g I und w. Hofrat Dipl.-Ing. H. Pa p 1h am, Linz Mit 11 Abbildungen Die im Einzugsgebiet der Traun liegenden Salzkammergutseen sind mit einer Seefläche von 124 km2 das größte Seengebiet Österreichs. Diese landschaftlich rei zvollen Bergseen [1] (Abb. 1) sind Kraftnutzung der unterliegenden Gewässer durch eine große Anzahl von Mühlen und kleinen Wasserkraftanlagen. Im Mittelpunkt standen die Salzschiffahrt und Flößerei auf der Traun und dem 23 . 17 • Tr aunsee • ]] G runau 0 " 1,5 '7 ..... 0 ,s 0 Bad Mitterndorf Abb . 1. Salzkammergutseen 1 Eibensee, 2, 3 Kleiner, Großer Filblingsee, 4 Eglsee, 5 Egelsee, 6 Hintersee, 7 Krottensee, 8 Süssensee, 9 M it tersee, 10 Münichsee, 11 Hallewiessee, 12 N ussensee, 13 Aurachklause, 14, 15 Hinterer, Vo rderer Langbachsee, 16 Krottensee, 17 Laudachsee, 18 Röthelseen, 19 Gosaulacke, 20 Hi nterer Gosausee, 21 Kl. Oberer Eissee, 22 Gr. Unterer Eissee, 23 Silberkarsee, 24 Grafenberger Seen, 25 Ahornsee, 26 Hirzkarsee, 27, 28, 29 Mittlerer, Vorderer, Hinterer Hirzkarsee, 30 Däumelsee, 31 Koppenwinkellacke, 32 Sommersbergsee, 33 Miesbodensee, 34 Neube rgsee, 35 Schmelzsee, 36 Schwar-zensee, 37 Karsee, 38 Hü1terer Finitzsee, 39 Finitzsee , 40 ödensee, 41 Oste rsee, 42 Augstsee, 43 Kra llersee, 44 Groß-See, 45 T auplitzsee, 46 Steitersee, 47 Schwarzensee , 48 Kammersee 49 Elmsee , 50, 51 Kleiner, Großer Lahngangsee, 52 Dreibrüdersee, 53 Henarsee , 54 Wi ldensee, 55, 56 Großer, Kleiner Ödsee aber nicht allein für den Fremdenverkehr und als Erholungsraum, sondern auch wasserwirtschaftlich bedeutend für das Land. Früher lag diese Bedeutung neben der Fischerei in der Schiffahrt und Flößerei [2] sowie in der Traunsee, i.iber den, wegen seiner steilen, fjordartigen Bergumrandung, bis 1859 der einzige Transportweg zu den Salzbergwerken am Hallstätter See sowie im !schi er:. und Ausseer Land führte.

138 H. Flögl und H. Paplham: Österreichi sche Wasserwirtschaft Die seit alters her bestehenden Klauswehre an den Sa lzkammergutseen, so in erster Linie am Hallstätter See und Traunsee, aber auch am Mondsee, Wolfgangsee, Almsee, Grundlsee und den Ausseer Seen, waren daher für eine Verbesserung des Niederwasserabflusses gebaut und nach den überall zur Schlichtung der Interessengegensätze bestehenden „Klausordnungen" betrieben worden. Wenn auch in diesen nicht allein das Öffnen der „Klaustore" zur Erzeugung des für die Flöße notwendigen „Klauswassers", sondern auch das Betätigen der Staubretter und sonstigen Öffnungen zur Hochwasserentlastung vorgeschrieben ist, so kann dadurch eine Hochwasserregulierung nur sporadisch erreicht werden. Diese wurde wohl auch angestrebt, so in der „S tudie des k. und k. Hydrographischen Zentralbüros über eine Aktivierung der Hochwasserretention der Salzkammergutseen", die nach den Katastrophenhochwässern der Jahre 1897 und 1899 entstanden, konnte aber aus den natürlichen Gegensätzen von Ober- und Unterlieger nicht verwirklicht werden. Rosen - a uer hat wohl aus diesem Grunde aus der Sicht des Wehrbaues der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg von einer Änderung der Seeklausordnungen und Klauswehre abgeraten [3]. Schiffahrt und Flößerei sind heute von den Nebenflüssen der österreichischen Donau verschwunden. An ihre Stelle tritt ein erhöhter Wasserbedarf der den Seen unterliegenden Siedlungs- und Industrieräume, der letztlich eine Verbesserung des Niederwasserabflusses zu einem allgemeinen öffentlichen An liegen werden läßt. Dies gilt in erster Linie für die Trinkwasserversorgung, die im oberösterreichischen Raum allerdings zunächst die wertvollen Grundwasservorkommen in den eiszeitDer 45,9 km2 große Attersee ist damit in den Mittelpunkt der wasserwirtschaftlichen Überlegungen gerückt [5] . Er eignet sich wegen des in der Masse noch sehr reinen Wassers, das durch di e oberhalb , in einem industrielosen Einzugsgebiet liegenden Seen und das große Seevolumen (Tabelle 1) geschützt wird, der großen Seetiefe bis 172 m und eines reichen mittleren Abflusses von 17,8 m3/s für eine Trinkwasserentnahme für den oberösterreichischen Zentra lraum am besten, während der 24,5 km2 große, bis 191 m tiefe Traunsee von der hochwasserführenden Traun durchströmt wird, so daß durch Einschichtungen und Mischungen Trübungen und erhöhte Keimzahlen fallwe ise zu erwarten sind, ganz abgesehen von dem hohen Chloridgehalt durch die Abwässer der oberliegenden Salzindustrie. Der Attersee wird aber auch von dem unterliegenden, von Lenzing bis Attnang-Puchheim reichenden Vöcklabrucker Industrieraum, dem zweitgrößten Oberösterreichs, wasserwirtschaftlich dringend beansprucht, weil sein Abfluß in der Ager, als Lebensader dieses Gebietes, in Trockenperioden unter 2 m3/s absank . Auch die in den letzten zwei Jahrzehnten zur Debatte gestandenen Entnahmen von 0,5 m3/s Trinkwasser aus dem Fuschlsee für die Stadt Salzburg [6] würde den unterliegenden Attersee und die Ager, durch die dadurch gegebene Überleitung zur Salzach, beeinflussen. Die natürliche Hochwasserretention der Salzkammergutseen In der Tabelle 1 wurden der Anstieg und die Retention des das gesamte Einzugsgebiet der Traun erfassenden Hochwassers im August 1959 Tabe ll e 1. H yd rographi sc h e Angaben und Hoch wasserretention der Salzka111111ergutseen See Höhe bei MW 1970 Einzugsgeb iet k1112 Seefläch e Größte See- Abfluß MQ 1113/ s Durchfluß- <lauer Hochwa sse r Tiefe inhalt 11 h Retenti on 1959 KHW 1959 KHW 111 ü. A. k1112 111 h1113 Jahre 111 111 h1113 h1113 Altausseer See Grund lsee .. . Ha llstätter See Wolfgangsee . Traunsee ... . Fuschlsee ... . Irrsee ..... . . Mondsee . . . . Attersee .... . 711,64 708,82 508,31 538,23 422,56 663,48 553,19 480,92 469,28 54,5 125,1 646,4 124,8 1424,2 29,5 27,5 247,2 463,5 l 1897, 2 1920, 3 1899, '1 1954. 2,1 4,2 8,4 13,5 24,5 2,7 3,5 14,2 45,9 49 64 125 109 191 61 64 171 liehen Schottermassen ausschöpfen wird und sicherli ch erst in vielen Jahren, wahrscheinlich Jahrzehnten, den Attersee benötigt, aber auch für die Industrieversorgung und letztlich für e111e geordnete Ableitung gereinigter Abwässer, denn wir werden unseren Flüssen nicht ihre urtümliche Aufgabe, Schmutzstoffe abzuführen, zur Gänze abnehmen können [4]. 72 138 557 619 2302 100 510 510 3934 4,0 5,8 36,0 5,1 70,0 1,2 1,3 8,9 17,5 0,6 0,8 0,5 3,9 1,0 2,6 1,3 1,8 7,2 1,42 0,93 1,58 1,17 2,15 0,96 0,67 1,36 0,90 2,43l 2,15l 2,272 1,682 3,543 1,194 0,99'1 1,963 1,223 3,0 5,1 3,9 9,0 13,3 19,1 15,8 22,7 52,7 86,7 2,6 3,2 2,3 3,5 19,3 27,8 41,3 56,0 [7] und der bekannten örtlichen HHW zusammengestellt. Berücksichtigen wir, daß der Hochwasseranstieg nur etwa zwei Tage dauerte, so ist durch die Salzkammergutseen während des Hochwassers 1959 am Atterseeabfluß e111e Abminderung der Hochwasserspitze von etwa 400 111 3/s auf 110 m3/ s, am Traunseeabfluß von etwa 1300 auf 790 111 3/s

Jahrgang 29 (1977), Heft 7/ 8 über di e wasserwirtschaftlich e utzung der Sa lzkammergutseen 139 und an der unteren Traun um mindestens 700 m3/ s eingetreten. Die Abminderung des KHQ (1899 ) an der unteren Traun und damit auch an der Donau wird auf mehr als 1000 m3/s geschätzt. Die vorstehenden Werte wurden noch durch einen Vergleich der Abfl ußspenden des HW 1959 und des Niedersch lags an Flüssen mit und ohne oberl iegende Seen geprüft . Vergleich mit den alpinen Speichern der Energiewirtschaft Um das Ausmaß der natürlichen Hochwasserretention der Sa lzkammergutseen besser beur teilen zu können, werden die auch in Fachkreisen nahezu unbekann ten, güns ti gen Auswirkungen der von 12 0/o ( = 73,6 m3/ s) vermindert, obwohl diese Speicher nur einen Flächenanteil von 6 0/o am Gesamteinzugsgebiet haben. Die einzige Speichermöglichkeit für eine größere Einfl ußnahme auf die Donauhochwässer, an der Enns bei Kastenreich mit 400 Mio m3 Nutzinhalt - davon 100 M io m3 geplanter H ocbwasserspeicherraum , einem Einzugsgebiet von 4400 km2 und einer Reduktion des HW 1899 (mit 120jährli cher Wahrschein lichkeit ) um 600 bis 700 m3/ s oder ein Drittel des HW-Abflusses [12], wurde durch den stufenweisen Kraftwerksausbau in eine unerreichbare Feme gerückt. Als aktuelles Beispiel wird noch auf die 1975 an der Steyr fertigges tellte Talsperre Klaus der Ennskraftwerke AG hingewiesen, an der durch eine Vorabsenkung Tabe ll e 2. Kraft w erkss p e ich e r Im E in z u gsg e biet öst e rre i c hi sc h er F lü s s e Fl u ßgeb i et Sta u seen Es Ei nzugs- Zahl Speicherinha lt EinzugsEF gebiet im ei nze lnen Gesamt gebiet von / bis km2 Mio 111 3 Mio m3 km2 % Inn Pegel Kufstein . . . . . . . . . 9 505 7 6,5/ 164 565""''" 686 7,2 Sa lzach ........ . ...... .. . . 6 734 8 4,8 / 85,4 265 335 4,9 Bayrische Donau .. ... .. . . . 50 500 6 22,0/149 402 3011 6,0 Enns .............. . . .. .. . 6 080 2 10,6/ 15 26 538 8,8 Traun ........ . . . .. . . ... . . 4 277 1 25 25 34 0,8 Kamp/ Ra nn a . . . . . . . . . . . . . J 933 3 2,2/ 51 73 1106 57,2 Donau Wien-Reichsbrücke .. 101 731 27 2,2/164 1356 5710 5,6 lll Pegel Gising .... . . .. . . . . 1 281 5 5,31 78,3 179 121 9,4 Mur Pegel Spielfeld .... . ... 9 480 3 3,01 7,2 16 233 2,5 Drau Staatsgrenze''· . . .. . .. . 12 058 12 2,5 /204 285 342 2,8 Summe .. ................. 47 2,2/ 204 1836 6406 ,,. Einschli eßli ch Ma lta; ::-::- Einschli eßlich des Schwe izer Spe ichers Livigno (164,0 hn13/ 295 kn12 ) und Ova Sp in (6,5 hn, 3/ 10 kn12 ) . der Energiewirtschaft errichteten alpinen Stauseen (Tabelle 2) [8, 9] auf die H ochwässer und Niederwässer der unterliegenden Flüsse angeführt. Der Speicherinhalt der Stauseen im Einzugsgebiet der Donau bei Wien beträgt etwa 1,4 Mrd. m3, wobei aber das Einzugsgebiet dieser Speicher nur 5,6 0/o des Einzugsgebietes der Donau am Pegel Wien - Reichsbrücke beträgt. Die Verminderung des KHW-Abflusses der Donau bei Wien, die auch von der Regenverteilung im gesamten Einzugsgebiet abhängt, wird in der Größenordnung auf 500 m3/ s bis 600 m3/s geschätzt (10]. Einen besonderen Anteil haben daran die hauptsächlich für die H ochwasserretention vorgesehenen bayerischen Speicher (Forggensee, Gr ütensee und Sylvenstein ), während das Planungskonzept der übrigen Speicher all ein auf der Energienutzung beruht, bei denen die besonders im unmittelbar unterliegenden Flußgebiet sehr wirksame Hochwasserretention ein zusätzlicher Erfolg ist . Nach einer Untersuchung von La uff er [11] wird der max imale Abfluß des Inns am Pegel Kirchbichl (E = 9313,3 km2 ) durch die oberli egenden Speicher im Juni und Juli um und einen Aufstau von je 3 m ein Hochwasserretentionsraum von 8,6 Mio m3 gegeben ist. Diesem durch die Minderung der Hochwasserspitzen und den ausgeglichenen Wasserhaushalt gegebenen Mehrzweckfaktor wurde durch einen Beitrag der Wasserbauverwaltung aus Förderungsmitteln des Bundes und des Landes Oberösterreich Rechnung getragen. Wesent lich erhebli cher ist der Einfluß der Speicher auf den N iederwasserabfluß der unterliegenden Flußgebiete. Nach der schon erwähnten Untersuchung von La u ffer beträgt die Zunahme der Wasserführung des Inns am Pegel Kirchbichl im Regel jahr im M ittel des Wi nterhalbj ahres 29 0/o (= 38 m3/s), im H ochwinter (Jan uar/Februar) sogar 50- 58 0/o ( = 53,2 m3/ s), während an der Donau sich der Niederwasserabfluß unterhalb der Kampmündung im Winter um 80 m3/s, im Februar um zirka 120 m3/s erhöht . Die Kraftwerksstauseen dienen somit nicht allein der Energiewirtschaft, sondern, insbesondere in den Nahbereichen, auch der Hochwasserretention, und liefern einen wesentli chen Beitrag für

140 H. Flög l und H. Paplham: Österreichi sche \Y/asserwinschaft die Siedlungswasserwirtschaft. Die Auswirkung des Hochwasserri.ickhaltes in den Speichern auf das unterliegende Flußgebiet wird sehr wesentlich vom Flächenanteil des Speichers am Gesamteinzugsgebiet, vom Verhältnis der Niedersch lagshöhen und von der Betriebsführung des Speichers, also von der Freistellung eines Hochwasserretentionsraumes, bestimmt. Die Verbesserung der Hochwasserretention der Salzkammergutseen Es ist naheliegend, eine Verbesserung der doch außerordentlich großen natürlichen Hochwasserretention der Salzkammergutseen durch den Bau von Klauswehren und durch neue Seeregulative anzustreben [5], doch ist dies leider, wie die im " ~ ~ !~ ...... " <l, ::, ~1 ~ E Seesfond 469,90 120 t.69,70 100 469,50 80 20 1 5. 1 7. 1 8 1 9 1 10. 1 ;J 1 12 1 ,1 1 " 1 15 1 15 117 1 18 1 19 1 20 1 21 1 22 1 23 1 2, 1 Augus t 1959 Abb. 2. Attersee-Klauswehr HW August 1959 Detail durchgeführten Untersuchungen und Planungen am Attersee, Mondsee, Fuschlsee und Hallstätter See zeigten, nur in einem sehr beschränkten Umfang möglich. Der Grund hiefür liegt zunächst bei den Seeuferanrainern, deren Häuser meist schon durch ein mittleres Hochwasser erreicht und bei einem KHW überschwemmt werden, so daß die Schaffung eines Retentionsraumes durch einen höheren Aufstau des Sees nicht durchführbar ist . Der Fremdenverkehr als wirtschaftliche Basis der Seeufergemeinden darf in seinen Belangen durch wasserwirtschaft!iche Maßnahmen keinesfall s benachteiligt, sondern muß sowei t wie möglich unterstützt und gefördert werden. Ebenso ist es natürlich undenkbar, die Hochwässer im See durch einen erhöhten Spitzenabfluß zugunsten der Uferanrainer herabzusetzen oder sogar auszuschalten, wei l dadurch die Unterlieger den Hochwasserkatastrophen mit einem mehrfachen Spitzenabfluß ausgesetzt würden. Die Vergrößerung einer Speicherlamelle durch die Tieferlegung des natürlichen Seespiegels ist nur in einem sehr beschränkten, unbedeutenden Ausmaß möglich, weil die Bauten der Seeanrainer zum Mittelwasser orientiert sind, ein möglichst gleichmäßiger Seespiegel gewünscht wird und letztlich bei Trockenperioden die fehlende Seelamelle sowohl im Abfluß wie auch im Seestand ein untragbares Niederwasser hervorrufen würde. Eine Verbesserung der natürlichen Hochwasserretention läßt sich daher nur durch eine Absenkung des Sees vor einem Hochwasserereignis herbeiführen, doch zeigen die Untersuchungen, daß dies einerseits durch die Kürze der Zeit vom Erkennen bis zum Eintritt des Hochwasserereignisses, andererseits durch di e Beschränkung der Abflußsteigerung und Abflußspitze während der Vorabsenkung außerordentlich eingeengt ist, weil die Unterlieger bisher an einen sehr gemäßigten Hochwasserabfluß infolge der natürlichen Seeretention gewöhnt waren und sowohl bezüglich des Gradienten wie auch der Menge der Abflußsteigerung sehr empfindlich reagieren. Das Zeitintervall zwi- ::;- E 200 100 ~ 0 ::: Obertra i----~ -.!.I..a..!:.!2 0 ~ 25 :::::, 20 E . 1.00 ISO 300 ~'- ~= - -........__ __ ...__ ___ ,oo::: Se e stand ~ St eeg-Ha llslä ttersee 200 ~ r::t::1J . 0 ,;; -=...,a::, 1 5 1 5 7 1 B 1 9 1 10 1 II /\ ,o 30 20 10 0 ....-z:a 15 1 15. 1 17. 1 18. 1 19. 1 20 1 Abb. 3. Hallstätter See HW August 1959 sehen Starkregen und maximalem Seestand beträgt an den meisten Salzkammergutseen nur einige Stunden bis einen Tag, am großen und daher sehr träg reagierenden Attersee 2- 3 Tage (Abb. 2 und 3). Die Kappung der Hochwasserspitze des Sees und seines Abflusses kann nicht durch die Inkaufnahme einer großen Anzahl kleinerer Hoch-

Jahrga ng 29 (1977), Heft 7/ 8 Ober die wasse rwirrsch;ft li che N utzung der Salzkammergutseen 141 wässer mit jähem Hochwasseranstieg, also mit einer wesentlichen Verschlechterung der Verhältnisse der Unterlieger, erkauft werden. Darin liegt der wesentliche Unterschied zum künstlichen Kraftwerksstausee, dessen Unterlieger an die vorher von Natur aus gegebenen, sehr großen Hochwasserspitzen gewöhnt sind, so daß bei den hier gegebenen relativ kleineren Seeflächen durch eine erhöhte Energieerzeugung und Wasserabgabe in einer relativ kurzen Zeit ein entsprechender Speicherraum zum Auffangen des Hochwassers bereitgestellt werden kann. Dagegen kann an natürlichen Seen im Regelfall der Abfluß während der Vorabsenkung den Zufluß nicht übersteigen, es findet nur eine „relative Vorabsenkung" statt, bei der der Seespiegel gleich hoch oder leicht steigend geha lten wird. Die neuen Klauswehre am Attersee und Mondsee Aus den eingangs angeführten Gründen haben wir nach der durch den Bruch des alten, hölzernen Reindl-Riedl-Wehres am Mondsee erforderlich gewordenen neuen Abflußregulierung am Attersee und Mondsee eine Verbesserung der natürlichen Hochwasserretention nur so weit herbeigeführt, als dies ohne eine Benachteiligung von Ober- oder Unterliegern möglich ist, besonders aber auf eine Verbesserung des Niederwasserabflusses, bei einer zum Vorteil der Uferanrainer möglichst gleichmäßig bleibenden Höhe des Seespiegels, geachtet. Die beiden von der Flußbau leitung Gmunden gebauten Wehre bilden durch ihre stabile Bauweise gegenüber den bisherigen, leicht zerstörbaren Holzwehren außerdem einen Katastrophenschutz. Sie wurden mit je zwei ölhydrau lisch angetriebenen, torsionssteifen Klappen gebaut, wobei die Klappenlänge am Atterseewehr 19 m, am Mondseewehr 10 m beträgt (Abb. 4, 5 und 6) . .,, -Si ~I z linder 1250 Die selbsttätige Steuerung der Klappen erfolgt nur durch den Seespiegel, durch je einen SeestandsAbb. 4. Klauswehr Attersee Abb. 5. Klauswehr Mondsee geber für jede Klappe, dessen Meßwerte über einen Meßumformer auf elektrischem Weg zum WehrAbb. 6. Arrersee-Klauswehr

142 H. F l ög l und H. Paplham: Österreichi sche \Y/ asserwirtschaft häuschen übertragen und dort nach Spannungswandlung dem „Kurvenzugrechner" sowie dem „Seestandsschreiber" zugeleitet werden. Der vom Klappenstellungsgeber ebenfalls elektrisch übertragene Istwert der Klappenstellung wird mit dem im Kurvenzugrechner auf Grund des Seestandes ermittelten Sollwert in Form ei ner Spannungsdifferenz verglichen. Bei einer Abweichung erhält der Wehrklappenregler so lange Steuerimpulse, bis die Hydraulik die Klappe in die verlangte Höhe bringt und eine Koinzidenz von Soll- und Istwert mit einer Genauigkeit von 0,5 cm herbeigeführt wird. Bei der Planung der Klauswehre wurde auf die Sicherheit des Wehrbetriebes großer Wert gelegt, um bei einem Versagen der Elektronik oder der Hydraulik nicht nur katastrophale Ereignisse, sondern auch größere Belastungen der Ober- und Unterlieger auszuschließen. So erfolgen die Steuerung und der Betrieb vom Wasserstandsgeber bis zum Klappenzylinder vollständig getrennt für jede Klappe, so daß Fehler sich nur zur Hälfte auf den Abfluß auswirken. Die Senk- und Hebegeschwindigkeit der Wehrklappen wurde auf 2,0 cm/min beschränkt, so daß der Abfluß bei HQ pro Klappe in 20 'Minuten nicht mehr als um 7,5- 15,0 m3/ s verändert werden kann. Hiebei kann aber der Ab - fluß nur um höchstens 20 m3/s ansteigen, weil die Klappen durch eine Kette, die bei Störungen und Reparaturen zu ihrer Hebung dient, in der tiefsten Stellung der Vorabsenkung gehalten wird. Ferner werden zur Sicherheit des Betriebes die Funktions- ~ „neu en Konsumtionslinie" und unter Einbeziehung der Wehrhydraulik und der Fließverluste vom See bis zum Wehr in der daraus resultierenden „Klappenstellungslinie" festgelegt. Durch diese beiden Linien, die in den Abb . 7 und 8 ersichtlich sind, ist das Seeregulativ gegeben, das natürlich auch in Form einer Tabelle und einer Wehrbetriebsordnung aufliegt. Um jeden Gegensatz zwischen Oberliegern und Unterliegern zu vermeiden, ist die aus der beobachteten Beziehung von Seestand und Seeabfluß ermi ttelte mittlere natürliche Konsumtionslinie im Hochwasserbereich identisch mit der „neuen Konsumtionslinie". Außerdem sind die Klauswehre in ihrer Klappenlänge so bemessen worden, daß am Mondsee eine, am Attersee zwei festbleibende Wehrklappenstellungen genügen, um den Abfluß nach der natürlichen mittleren Konsumt ionslinie herbeizuführen. Die Beweglichkeit der Klappen dient daher ausschließlich der Vorabsenkung zur Abminderung von Hochwasserspitzen und im Niederwasserbereich durch eine entsprechend langsame Absenkung zur Verbesserung des Niederwasserabflusses . Die Niederwasserregulierung des Abflusses von Attersee und Mondsee Im natürlichen Seeregime des Attersees - wie im übrigen auch am Mondsee - trat schon am Beginn der Niederwasserperiode eine weitgehende Absenkung des Sees ein, so daß bei längerer Zeitmü. A ~ .; ~ Q_ Engrgieli flk_ OW Klouswehr 1.70.50 "' ~ "' 1.70,00 ~ natiJrliche Konsu 1.69,CO 50 61. 100 1,681,0 1.68 20 .c: u "' " 1:) :, " 0:: 150 PNP Kammer/See 1.67,75 miJ.A Abfluß in der Ager / m 3ls) 200 Abb. 7, Konsumt ionslinien Attersee/Ager werte der Seeklause am Mond- und Attersee zur nächstgelegenen Dienststelle der Wasserbauverwaltung, der Flußbauleitung Gmunden, fernübertragen. Sohin können die volle Funktion der Anlage und die Einhaltung der wasserrechtlich bewilligten Seeklans-Ordnung jederzeit geprüft und im Falle von Funktionsstörungen rasch eingegriffen werden. Die Beziehung zwischen Seestand und Klappenstellung wurde am Attersee und Mondsee in der dauer der Trockenperiode sich die natürliche Dotierung aus dem See erschöpfte. Der Attersee verbesserte keineswegs den Niederwasserabfluß der Ager, im Gegenteil liegt deren Niederwasserabflußspende wesentlich unter der der Vöckla. Nach dem neuen Seeregulativ wird durch das Klauswehr das vorzeitige Absinken des Seespiegels bis zu einem um die Seeverdunstung auf 7 m3/s - am Mondsee auf 3 m3/s - verminderten Zufluß angehalten, so

J ahrgang 29 (1977), Heft 7/8 über die wasse rwirrschaftli che Nutzung der Sal zkammergurseen 143 daß für die Verbesserung des Niederwasserabflusses nunmehr eine ausreichende Seelamelle zur Verfügung steht. Der Seespiegel wird durch das Kl auswehr in Höhe des mittleren Wasserspiegels der Sommermonate gehalten, der 9 cm über dem MW iil 8- ~ Gl ~- "' &:r @' mü.A .. ,, "' "b !,80,6 C: 0 ~ /v/ondsee ., ~ Klauswehr 80,!, ~ ~ 1 -Q 0 80,2 ii 1. 80 /8 & 0 ;.: 1.80,W !,69, Feste Weh rschwelle 68, rondsee Klauswehr i,79 6 ,,rr/7/T//h .. ,, "' Atters ee 68,6 ;; ;, Kl aus weh r ., c' 68,t, 0 -.lc '- ., -Q \, 0 61.jJ ~ & 0 1 !,68 03 ;.: 1.68, Nach der Dauerlinie 1948-1970 bleibt am Attersee der Seestand während 285 Tagen im Mittel des Regeljahres innerhalb eines Schwankungsbereiches von 10 cm, während früher häufig Seespiegeländerungen bis 50 cm eintraten. Der Mittel- ~&3 ~8 8 @iil' iil';,;' .,, ~f müA Seespiegel Mondsee KL I + II KL I + II Se e spiegel Attersee mü.A Abb. 8. Klappenstellungslinien Attersee Klauswehr (1948 / 1970) des Sees liegt. Vermindert sich der Abfluß unter 71113/s, so wird das Wehr annähernd parallel zum Seespiegel, mit Stufenintervallen von 1 cm, abgesenkt, so daß durch die nunmehr einsetzende Dotierung aus dem See ein konstanter Abfluß von 7 1113/s erhalten bleibt, während vorher, während der untersuchten Jahresreihe 19471970, der vom Raudaschlwehr beeinflußbare Niederwasserabfluß in den Jahren 1947, 1951, 1953, 1954 und 1964 auf annähernd 2 m3/s absank. Nach den Niederschlägen der Jahresreihe 1901-1975 gehört die Trockenperiode 1953/54, die vom Oktober bis Januar dauerte, zu den extremsten, so daß die mit der Jahresreihe 19481970 durchgeführte Untersuchung annähernd auch die Ex tremwerte seit 1901 mitenthält . (Hiebei wird als Trockenperiode die Zeit der Unterschreitung des um die Seeverdunstung am Attersee auf 7 m3/s, am Mondsee auf 3 m3/s verminderten Zuflusses, mit einer Zuflußspende von 15 bzw. 12 l/s/km2 , definiert. ) Die mittlere Dauer der Trockenperiode bleibt nach dem neuen Seeregulativ im wesentlichen unverändert. Sämtliche extremen Trockenperioden seit 1900 endeten im Spätherbst oder Winter, also außerhalb der Sommermonate. wert des NW liegt jetzt nur 14 cm, früher 28 cm, unter MW. Nur im Januar 1949 würde das NW des Seespiegels um 11 cm, im November 1951 um 2 cm, im Januar 1954 um 38 cm und im Dezember 1959 um 11 cm tiefer liegen als früher. Am Mondsee-Klauswehr beginnt die Niederwasserdotierung bei einer Abflußunterschreitung von 3m3/s, wobei derzeit der Abfluß nicht gleichbleibt, sondern bis auf 2 m3/ s eingeschränkt wird. Erst bei einer Trinkwasserentnahme aus dem Attersee für den oberösterreichischen Zentralraum soll die Dotierung so erweitert werden, daß auch in der Trockenperiode 1953/54 der Abfluß in der Seeache zum Attersee nicht unter 2,7 1113/s absinkt. Der Erfolg des neuen Seeregulativs am Attersee und am Mondsee ist somit hauptsächlich im Nieder- und Mittelwasserbereich gegeben. Im Regeljahr der untersuchten Trockenperioden beträgt die Gesamtdotierung aus dem Attersee und Mondsee 10,6 + 3,3 = 13,9 Mio 1113 , in der ex tremen Trokkenperiode 1953 /54 39 + 11,8 = 50,8 Mio 111 3 • Der Anteil der Klauswehre beträgt hiebei im Regeljahr 65 0/o, in der ex tremen Trockenperiode 1953/54 70 0/o. Wenn wir diese dotierten Wasserfrachten mit unseren Großspeichern in den Alpen verglei-

144 H. F I ö g I und H. Pa p I h a m: Ös terre ichi sche \Y/ asserwjrrschaft chen, müssen wir allerdings berücksichtigen, daß durch die Klauswehre am Mondsee und Attersee nur ein Ausgleich vom Mittelwasserbereich zum Niederwasser stattfindet und der durch die alpinen Speicher gegebene Ausgleich zwischen Hochwässern und Niederwässern nur dann erreicht wird, wenn der Seeabsenkung am Ende einer Trockenperiode ein Hochwasser folgt . Die Auswirkung des neuen Seeregulativs auf den Hochwasserabfluß des Attersees und Mondsees Für die Abminderung der Hochwasserspitzen, aber auch zur Erreichung eines möglichst gleichmäßigen Seewasserstandes, ist es zunächst notwenjährlichen Hochwasser muß wieder eine geringfügige Senkung der Klappe vorgenommen werden. Am Mondsee ist das Anheben der Wehrklappen nach der Vorabsenkung aus Gründen der Wehrhydraulik nicht notwendig, hier können die Klappen für den gesamten Hochwasserbereich festgestellt werden . Die Auswirkung der Vorabsenkung auf die Scheitelhöhe des Hochwassers im See und Abfl uß wird sehr wesentlich von der Zufluß- und damit Seestandsganglinie bestimmt (Abb. 2). Beginnt bei einer Schlechtwetterlage der Seestand schon mehrere Tage vor dem eigentlichen Hochwasserereignis anzusteigen, so daß bei natürlichem Abfluß die Höhe des vom Klauswehr gehaltenen MittelwasserTabell e 3. Die Au s wirkung des neuen Seereg ul ativs a m Attersee un d Mondsee, während der Trockenper ioden der Jahre 1948/ 1970 (getrennte Erm i ttlung für jeden See) Attersee Mond s ee Mittel 1948/70 Dauer der Trockenperiode .. . . . Tage 50 Mittl. natürlicher Zufluß (abzüglich Verdunstung) . . . . . m3/s 4,5 Abfluß NQ natürlich . . . . . . . . . 111 3/ s 4,3 Abfluß NQ Klauswehr ........ 111 3/ s 7,0 See NW natürl. unter MW .... cm -28 See NW Klauswehr unter MW . cm -14 Gesamtdotierung des Sees ..... hm3/ a 10,6 111 3/ s 2,5 Antei l des Klauswehres . . .. . . . . hm3/ a 7,1 m3/s 1,7 N atürlicher Antei l de s Sees ... hm3/ a 3,5 dig, bei zunehmendem Zufluß diesen durch eine Senkung der Wehrklappen in annähernd gleichem Umfang wieder abzuleiten. Die Vorabsenkung des Sees beginnt daher schon im Niederwasserbereich, wenn der Z ufluß z. B. am Attersee 7 m3/s, am Mondsee 3 m3/ s überschreitet. Zur besseren Steuerung der Wehrklappen muß hiebei ein geringfügi - ger Anstieg des Seespiegels in Ka uf genommen werden, der aber auch eine wegen der unterliegenden Wehre notwendige Dämpfung des Abflusses gegen über dem stei len Zuflußanstieg bewirkt. Die ,,Vorabsenkung", die am Attersee bei einem Abfluß von 7-50 m3/s und einer Seespiegelhebung von 10 cm, am Mondsee bei einem Abfluß von 3- 23,9 m3/ s und emer Seespiegelhebung von 16 cm stattfindet, bewirkt also keine Senkung des Seespiegels, sondern verhindert den Seeanstieg vor einem Hochwasser, der dann vor einer niedereren Basis erfolgt und damit eine geringere Höhe als im früheren natürlichen Zustand erreicht. Wie aus Abb. 8 zu ersehen ist, wird am Attersee in Anschluß an die Vorabsenkung die Klappe wieder angehoben, bis jene Klappenstellung erreicht ist, bei der dann der Hochwasserabfluß über die feststehende Klappe der natürlichen Konsumtionslini e fo lgt. Erst bei einem sehr seltenen, mehr als 100Extremwert Mitte l Extremwert (1953/54) (1948/70) 1953/54 101 35 107 2,5 1,8 1,5 2,2 2,0 0,8 7,0 2,7 2,7 -38 -25 -38 -76 -28 -83 39 3,3 11,8 4,5 1,1 1,3 27 1,9 8,7 3,1 0,6 0,9 12 1,4 3,1 spiegels überschritten wäre, so wirkt sich die Vorabsenkung zur Gänze auf eine Senkung der Hochwasserspitze aus; sie wird außerdem durch ihre lange Dauer noch verbessert. Da somit nur auf statistischem Wege eine Aussage möglich ist, wurden Seestand und Seeabfluß sämtlicher Hochwässer der Jahresreihe 1948-1975 mit den mit dem neuen Seeregulativ berechneten Hochwässern verglichen. Die Ergebnisse der beiden größten und der beiden jüngsten Hochwasserereignisse dieser Reihe sind, einschließli ch der Auswirkungen auf die Hochwasserspitze der Ager nach der Vöcklamündung (Pegel Schalchham), in der Tabell e 4 gegenübergestellt . Während die Hochwasserspitzen von Seestand und Seeabfluß eher gering und unregelmäßig gedämpft wurden, tritt doch eine beachtliche Verkürzung (Tabelle 5) des Hochwassers am See ein, die allerdings nur durch einen länger dauernden Abfluß von etwa 50 m3/s, infolge der Wehrabsenkung vor und nach dem Hochwasser, erreicht wird. Die Dauer des über 60 m3/s liegenden Abflusses wird jedoch mit dessen Zunahme kürzer als früher, so daß hier Vorteile für die Unterlieger gegeben sind. Bei der Planung der Wehre wurde eine zusätzliche Steuerung in Abhängigkeit von der Regen-

Jahrgang 29 (1977), Heft 7/ 8 über die wasserwirtschaftliche N utwng der Salzkammergutseen 145 höhe untersucht, um eine Verlängerung der Dauer der Vorabsenkung zu erreichen. Bei einer Regenhöhe von 30 mm innerhalb von 24 Stunden an der Beobachtungsstelle Weißenbach sollte der Abfluß auf 50 m3/s während 24 Stunden erhöht und bei flußzunahme während der Vorabsenkung erfordert während 2-3 Stunden eine raschere Bedienung der Wehre der Unterlieger als bisher, der aber dann, infolge der Hebung der Klappen, eine Phase kleinerer Abflußsteigerungen als bisher folgt. BeTabell e 4. Auswirkung e n des Attersee-Klauswehres auf Se e stand und Abfluß Hochwasser Seestand über MW See-Abfluß See- Abfluß Zufluß Pegel Schalchham natürlich Klaus wehr natürlich Klauswehr natürlich Klaus wehr cm cm m3/ s 111 3/ s m3/ s m3/ s m3/ s Juli 1954 89 85 96 92 193 410 410 August 1959 98 91 108 99 290 490 483 Dezember 1974 75 70 79 76 145 330 321 Juli 1975 63 60 65 65 194 425 437 Tabelle 5. Auswirkungen de s Atters e e-K l auswehres auf die Hochwa s serdauer a m See und des Abflusses Hochwasser Dauer des Seestandes über MW Dauer des Abflusses von ca. 50 m3/ s natürlich Klauswehr natürlich Tage Klaus wehr Tage Tage Tage Juli 1954 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 August 1959 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Dezember 1974 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Juli 1975 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 weiteren Niederschlägen entsprechend verlängert werden . Da aber der Beginn des Seeanstieges kurzfristig (Abb. 2) bei stärkeren Niederschlägen erfolgt, ist kein rechter Erfolg durch diese eher komplizierte Steuerung zu erwarten, die noch dazu für die Unterlieger eine sehr häufige und unerträglich schnelle Abflußzunahme zur Folge hätte. Auch die von den alten Klausmeistern praktizierte Vorabsenkung nach der Wetterlage ist bei unseren klimatischen Verhältnissen äußerst unsicher und führt nur bei naheliegenden Fehlprognosen zu Unzukömmlichkeiten, so daß die Steuerung der Wehrklappen allein vom Seestand die bessere Lösung ist. Wie bereits erwähnt, sind hier eben andere natürliche Bedingungen wie an unbesiedelten Stauseen mit eher kleiner Seefläche und sehr großem Einzugsgebiet gegeben. Am Attersee war es noch wichtig, Gradient und Häufigkeit der Abflußsteigerung im Vorab - senkungsbereich zu untersuchen, weil die Größe des Sees bisher einen steileren und häufigen Anstieg des natürlichen Abflusses, insbesondere im Mittelwasserbereich, verhinderte. Während des sehr steil ansteigenden Katastrophenhochwassers im Jahre 1959 erreichte der Seeanstieg als Maximum 44 cm/Tag bei einer Abflußzunahme von 40 m3/s, wobei nach der neuen Klauswehrordnung die Abflußsteigerung auf 28 m3/ s abgemindert wird. Nur kurzfristig, während 2- 3 Stunden, wird die bisherige maximale Abflußsteigerung von 3-4 m3/s je Stunde infolge der Vorabsenkung durch das Klauswehr auf zirka 8 m3/ s je Stunde erhöht, wobei die Abflußsteigerung in Stufen von je 1,5 m3/s erfolgt. Diese schnell ere Ab18 14 16 12 17 l3 14 10 20 17 23 16 züglich der Häufigkeit der durchzuführenden Vorabsenkungen wurde im Mittel der Jahresreihe 1948-1970 festgestellt, daß die Abflußzunahrne je Stunde nur alle vier Jahre 4,3 rn3/s, alle Jahre 3,3 m3/ s und fünfmal im Jahr 2,1 m3/s erreicht, während mit der gleichen Wahrscheinlichkeit bisher 0,6, 0,5 und 0,3 m3/s je Stunde im gleichen Bereich der Seespiegeländerung, darüber jedoch Abflußzunahrnen von 2 m3/ s/Std. im Mittel des Intervalls der Pegelbeobachtung von 24 Stunden eintreten. Es werden daher auch hier Nachteile durch Vorteile ausgeglichen . Die geplante Abflußregulierung am Fuschlsee durch feste Wehre Bei sehr kleinen Abflüssen, wie dies z. B. am Fuschlsee mit einem MQ = 1,2 m3/s der Fall ist, wurde zur Erhöhung der Sicherheit anstelle der Wehrklappen eine relative Vorabsenkung des Sees durch eine Kombination zweier fester Wehre geplant [6]. Der überlange Wehrrücken des oberliegenden Mittelwasserwehres ermöglicht einen genügenden überfall für die Vorabsenkung ohne einen wesentlichen Anstieg des Sees, während das unterliegende Hochwasserwehr bei steigendem Ab - fluß, bei Einstau des Mittelwasserwehres, den Seespiegel anhebt und dadurch die gewünschte Hochwasserretention herbeiführt. Durch eine geeignete, stufenweise Ausbildung des Wehrrückens kann auch auf diesem Wege eine Übereinstimmung der Konsurntionslinie des Wehres mit der natürlichen Konsumtionslinie annähernd herbeigeführt

146 H. Flögl und H. Paplham: Österreichische Wasserwirtschaft werden (Abb. 9) . Allerdings ist die Vorabsenkung mit zwei festen Wehren nicht so exakt durchzuführen und zu begrenzen wie mittels einer Wehr200 661.,50 nalurl1che Konsumt1onsl 1n 1e 661., 00 / ......_____,__ ohne Dotie r ung ;(m, r Dotierung neue Konsumt1onsl1n1e 663,50 100 .l " Fusch/er Ache 0 ~ U U ~ U U U ~ W ~ 15,0 mJ/ s Abb. 9. Konsumtionslinien Fuschlsee/ Fuschler Ache klappe, wobei - wie gezeigt wurde - auch hier eine sehr große Betriebssicherheit erreicht werden kann. Hallstätter See und Traunsee Wie am Attersee und Mondsee, hat auch eine Untersuchung am Hallstätter See gezeigt, daß zur Erreichung einer Hochwasserretention eine jahreszeitlich gebundene Vorabsenkung des Hallstätter Sees nicht gangbar ist, weil Katastrophenhochwässer zu allen Jahreszeiten auftreten können und eine ständige Absenkung des Sees, insbesondere während einer erhöhten Hochwasserwahrscheinlichkeit im Juli, aus Gründen der Belange der Seeanrainer und des Fremdenverkehrs nicht möglich erscheint. Auch die Einleitung einer Vorabsenkung in Abhängigkeit von einer bestimmten Niederschlagshöhe und Abflußmenge an Meßstellen des Ein - zugsgebietes oder bei gewissen Wetterlagen ist hier nicht zielfohrend. Da sich bereits der Beginn stärkerer Niederschläge in einer Zunahme des Seestandes bemerkbar macht, kann auch am Hallstätter See das Seeregulativ für eine Vorabsenkung von der Höhe des Seespiegels abhängig gemacht werden. Eine tatsächliche Absenkung des Sees am Beginn der Niederschläge durch eine sofortige Ausnutzung des tolerierbaren Grenzabflusses von 185-220 m3/s würde zu sehr häufigen und plötzlich ansteigenden Hochwässern und zu einer häufig wechselnden Höhe des Seespiegels führen. Solche Lösungen sind daher nicht durchführbar und wasserwirtschaftlich nicht zu empfehlen. Zur Erlangung eines Überblickes über die Möglichkeiten der Hochwasserretention am Hallstätter See wurden sechs Varianten eines neuen Seeregulativs untersucht. Bei allen Varianten sollte der Seespiegel bis zu einem Abfluß von 185 m3/s für eine „relative Vorabsenkung" annähernd horizontal gehalten werden, wobei dann durch Hebung der erforderlichen Wehrklappen die natürliche Konsumtionslini e bei Variante A bei einem Abfluß von 185 m3/s, bei Variante B von 250 m3/ s und bei Variante C von 370 111 3/ s erreicht würde. Die analogen Varianten D bis F würden eine ständige, nicht realisierbare Absenkung des Sees um 50 cm voraussetzen. Die Gleichhaltung der Seespiegelhöhe bis zu einem Z ufluß von 185 m3/s - der etwa dem HQ1 entspricht - durch einen erhöhten Abfluß würde gegenüber den jetzigen Verhä ltnissen eine zusätzliche Retentionslamelle bis zu 80 cm Höhe herbeiführen, die dann zur Abminderung der Spitzen von katastrophalen Hochwässern verwendet werden könnte. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist in Abb. lO dargestellt und zeigt, daß eine Vermin- "" . C C 0 " ~"t ~ :: :::, :: "'E o 509,50 ~ ] 509,00 vi 508,50 JOD 200 100 10. 1 II 1 12 1 IJ k orr . S ee s t and s a n lin i e (derz . n ot Z us t a n d) ko rr . Abf/ u ß g an g ti n i e (der z . not . Z u stand ) ·~ D ___ ,!._____ r F " 1 15. 16 1 17 1 18 August 1959 Abb. 10. Ha ll stätter See, Hochwasser 1959 für verschiedene Varianten eines neuen Seeregularivs derung der Spitzen katastrophaler Hochwässer von Abfluß und Seestand nur in der Größenordnung von etwa 5 °/o möglich ist, wobei die Veränderungen im Abfluß bis 200 m3/s für die Unterlieger in tragbaren Grenzen bleiben würden. Der Abfluß könnte bei katastrophalen Hochwässern um etwa 40 111 3/s oder annähernd lO 0/o vermindert werden, wenn gleichzeitig auf eine Abminderung der Seestandsspitzen verzichtet und eine dauernde Seeabsenkung um etwa 10 cm vorgenommen werden würde. Auch am Traunsee ist durch das neue Seeregulativ des Seekraftwerkes der OKA keine wesentliche Verbesserung des Hochwasserabflusses gege-

Jahrga ng 29 (1977), Heft 7/8 über die wasserwirrschaftlich e N utzung der Salzkammergutseen 147 ben. Der Hochwasseranstieg des Sees wird bis zu einem Abfluß von 400 rn3/s - was etwa dem HQ 2 entspricht - durch eine erhöhte Wasserabgabe nur etwas verzögert, die in Abhängigkeit vorn Seezufluß der Traun erfolgt (Abb. 11), wobei ein A 8 ¼ m-l ½; I I seen außerordentlich groß ist und die ebenfalls sehr wertvolle Auswirkung der alpinen Kraftwerksspeicher übersteigt. Bei Katastrophenhochwässern wird durch den natürlichen Rückhalt in den Seen der Hochwasserabfluß in der unteren V / / 1200 • ryJ I I I 1 1 ;,'.°1 / 1 1 1 r✓ 1/,.) Abflußerhöhu~ bis /5Drrrls m Abhängigkeit / vom Zufluß ( egel Ebensee) und Seestand B) Abfluß in m3 /s bei Durchflüssen-;,,/50m3/s ,~ 7000 3 / I ,/, / 5r >(l'.; 800 J 3/s m 600 2 5r ,nn /400 2 ¼- 200 /'::: I Q /:::: ...... -r I // -l / -~,-7 1,,,,- 't, J /. / ·' / / ~- i / 1/ ---- ~1u· II )' ,_,/ /['/ ,/ ~ ! :,✓ // li,1; // /1 /,, 1 :v J✓ ~--r 1 1 V b?" (/" / \.~-1 / v V / V/, y ,./1// Ermittluna der Abfluf1kurve l,)~/ Zuf lußanstiea in m3/s or o St unde 2-Bm3!s 8-20m'ls >20mYs : ~ R '-{ ,,.r':!r-..i- I II III - ":J ✓ .Q ✓ E c:, "' Abgabe80% ..__ C')v,'-.t vom Zuf luß I II ~ ::fo~- 0 ~ ~ Ftgef Ebensee, ~ Li) 0) Abgabe 80"/4 t ~-·~~ vom Zu f luß I - Ül ✓ -0 ~ ( Pegel Eb ensee) 700 -'1/'.,... _..-:::::::::: ·- : : Zei t ob Grenzanst1eQ ( A) nach Erreichen von 150 m 3/s ( 8) Stunden ( 2 4 6 8 10 12 /4 16 18 20 22 2/4 26 28 0 3 Abb. 11. Klauswehrordnung Traunkraftwerk Gmunden steiler Abflußanstieg - der mit 80 rn3/ s je Stunde begrenzt ist - wegen der Unterlieger vermieden wird. Zur besseren wirtschaftlichen Nutzung kann der See im Sommer bis 20 cm, ansonst bis 30 cm und vor der Schneeschmelze bis 45 cm unter MW - das bei entsprechendem Zufluß auf ± 10 cm einzuhalten ist - abgesenkt werden. Hiebei ist nach Anhören der Interessenten ein im Durchschnitt gleichmäßiger Seeabfluß festzulegen, zu dessen Einhaltung der See ebenfalls bis 45 cm unter MW abgesenkt werden kann . Dies entspricht einer max imalen Speicherlamelle von 13,5 Mio rn3 • Der Minimalabfluß von 12 m3/s darf erst bei voller Ausschöpfung der Absenkziele gleich dem Zufluß unterschritten werden . Während somit am Traunsee im Durchschnitt aller Trockenperioden, insbesondere im Winter, eine möglichst große Abflußfracht bei Inkaufnahme von einschneidenden Abminderungen am Ende längerer Trockenperioden angestrebt wird, wurde am Attersee die Einhaltung eines möglichst großen Niederwasserabflusses auch am Ende ex tremer Trockenperioden angestrebt, was eine geringere Speicherausnützung im Regeljahr zur Folge hat. Am Attersee ist daher der Seestand auch wesentlich gleichmäßiger, was wiederum eine sehr präzise Vorabsenkung bedingt, die am Traunsee kaum gegeben ist. Zusammenfassend ist festzustellen, daß der na - türliche Hochwasserrückha lt der SalzkammergutTraun um etwa 1000 m3/s abgemindert, was sich auch auf die Katastrophenhochwässer der Donau auswirkt, wenn auch - wegen des unterschiedlichen Zeitpunktes des Scheiteldurchflusses - nicht zur Gänze. Eine wesentliche Verbesserung oder Steigerung dieser natürlichen Hochwasserretention ist nicht möglich . Dagegen ist es durchaus möglich, durch eine Verbesserung der Speicherwirtschaft in den See den Niederwasserabfluß in den unterliegenden Gewässern wesentlich zu erhöhen, ohne daß dadurch die Unterlieger und Seeanrainer benachteiligt werden. Der Ausgleich des Abflußregimes im voralpinen Gewässerbereich durch die vorgegebene natürliche Hochwasserretention und die Niederwasser-Aufbesserung durch die Salzkammergutseen bildet einen sehr wesentlichen Beitrag der Wasserwirtschaft zur Schaffung von Wasserreserven in Trockenperioden; zur Verbesserung und Sicherung der Trinkwasserreserven in den Ballungsräumen; zur Verbesserung und Sicherung der Wasserversorgung in Industrie- und Gewerbebereichen; zur Verbesserung der Vorflutverhältnisse der unterliegenden Wirtschaftsräume, der insgesamt von integraler Bedeutung für unsere Volkswirtschaft ist und noch sein wird .

148 H . F I ö g I et al.: über die wasserwirtschaftliche Nutzung der Salzkammergutseen Österreichi sche Wasserwi rtschaft Literatur [1] Li p p, F.: Die unbekannten Seen des Sa lzkammergutes. Oberösterreich, 1958, H. 1/ 2. [2] Neweklowsky, E.: Die Schiffahrt und Flößerei im Raum der oberen Donau, Bd. 1 und 3. Oberösterreichischer Landesverlag 1952 und 1964. [3] Rosenau e r, F.: Wasser und Gewässer in Oberösterreich. Schriftenreihe der Oberösterreichischen Landesbaudirektion . [4] Flög l, H.: Die Reinhaltung der Salzkammergutseen . ÖWW 26, H. 1/2, 1974. [5] F Iö g 1, H .: Wasserwirtschaftliche Planungen 1111 Traun-Ager-Tal. ÖWW 23, H . 1/2, 1971 . [6] F 1ö g 1, H.: Probleme der Trinkwasserwirtschaft. ÖWW 17, H. 3/4, 1965. [7] Glase 1, E. : Das Hochwasser 1959. ÖWW 12, H . 3, 1960. [8] Link, H .: Speicherseen der Alpen. Wasser- und Energiewirtschaft 62, H. 9, 1970. [9] Grengg, H.: Schriftenreihe „Die Talsperren Österreichs", H. 12, 1962. [10] K r esse r, W.: Die Änderung des Hochwasserabflusses der Donau bei Wien durch die Wasserbauten am Strom und im Einzugsgebiet. V. Konferenz der Donauländer für hydrologische Vorhersagen, Belgrad 1970. [11] Lauf f er, H.: Die Auswirkungen der Speicherkraftwerke auf die Umwelt. ÖWW 27, H. 5/6, 1975 . [12] Oberl e itner, P., und M. Platz! : Der Hochwaswasserrückha lt des geplanten Speicherkraftwerkes Kastenreith an der Enns. ÖIZ 7, H. 4, 1963. Anschrift der Verfasser: w. Hofrat Dipl.-Ing. Herbert Paplham, Leiter der Abteilung Wasserbau des Amtes de r Oberösterreichischen Landesregierung, Kärntner Straße 12, A-4020 Linz, und Baurat h . c. Dipl.-Ing. Dr. techn. He lmm F I ö g 1, Ingenieurkonsu lent für Bauwesen, Stockhofstraße 32, A-4020 Linz. Printed in Austri a

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