Entwicklung und Auswirkungen des Enns-Ausbaues

Jahrgang 28 (1976), Heft 5/ 6 Entwicklung und Auswirkungen des Enns -Ausbaues 83 die 41 km lange Ausleitungsstraße vom inneralpinen Ennstal bei Ardning bis in den Raum Ternberg-Trattenbach und sollte mit Hilfe von 265 hm3 Speicherraum etwa 1,2 Mrd. kWh Arbeitsvermögen gleichmäßig über das ganze Jahr verteilen. Ober das für das wasserrechtliche Verfahren bereits 1929 fertiggestellte Projekt wurde lediglich eine informative wasserrechtliche Verhandlung abgeführt. Der Schatten der beginnenden Wirtschaftskrise, das Kohleproblem, der einsetzende Kampf um die Tauernkrafrwerke, der Widerstand steirischer Kreise, vor allem aber die alles Bisherige übertreffende Größenordnung brachten das Projekt zum Erliegen. Der damaligen Wirtschafts- und Energiebedarfssituation angepaßt, wurde von meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Dr. H . Grengg, das Kraftwerk Hieflau, auch „Kleine Enns" genannt, als speicherfähige Lösung ausgearbeitet8 , welches bei einem Wettbewerb der „Völkerbundliga" - zum Zwecke der Arbeitsbeschaffung - den 1. Preis errang. Es geriet aber durch das neuerlich aufgegriffene oberösterreichische „Große-Enns" -Proj ekt in Widerstreit. Im Jahre 1938 wurde das Projekt Hieflau zunächst zurückgestellt, vor allem wegen der Inanspruchnahme der im Projekt für den Tagesausgleichsspeicher vorgesehenen Hochfläche der ,,Waag" für vordringliche, kriegsnotwendige Siedlungsbauten. Die Unvereinbarkeit des Projektes „Große Enns" der OKA mit dem Gesäuseprojekt blieb aber bestehen und zwang dazu, weitere Unterlagen einer objektiven Beurteilung zu suchen bzw. zu schaffen. Die gutachtliche Ausarbeitung über diesen Fragenkomplex, einschließlich eines Vorschlages über den weiteren Ennsausbau, wurde Prof. Dr. A. Ludin, Berlin-Dahlem, übertragen. Die Kommission, welcher außerdem H. Grengg (STEWEAG) und G. Beurle (ÖKA) angehörten, kam bezüglich technischer und volkswirtschaftlicher Beurteilung zu einem positiven Ergebnis9 • Im Zuge des weiteren Kriegsgeschehens ab 1942 wurden jedoch Wasserbauten dieser Größenordnung nicht mehr in Angriff genommen, und so wurde die endgültige Entscheidung neuerlich hinausgeschoben. Eine kriegsbedingte Entwicklung machte sich nun die zögernde Situation um den schon jahrelang schwebenden Enns-Speicherausbau zunutze und führte zum endgültigen Scheitern dieses Vorhabens: Die für die Anlage Rio Negro in Uruguay bei der Fa. Voith gefertigten Turbinen konnten infolge des Kriegsgeschehens nicht mehr ausgeliefert werden und suchten nun eine passende Verwendung. Die generelle Enns-Rahmenplanung der OWEAG sah im Bereich von Großraming10 zwei Kraftstufen vor, nämlich Großraming und Uferer. Diese zwei Stufen wurden nun zu einer Stufe, passend für die Fallhöhe der verfügbaren Turbinen, zusammengefaßt. Der Baubeginn erfolgte noch im Herbst 1942, und nach kriegsbedingten Unterbrechungen wurde diese Anlage schließlich im Mai 1950 fertiggestellt (Abb . 3). Unmittelbar danach erfolgte auch die Wiederinangriffnahme des Kraftwerkprojektes „Hieflau" der STEWEAG mit Baubeginn im Juli 1953 und Inbetriebnahme im Herbst 1955. Damit waren nun endgültig die reelAbb. 3. Baustelle KW Großraming len Grundlagen· für das überregionale Speicherwerk „Große Enns" beseitigt, und der weitere Ennsausbau mußte sich diesen nunmehr geschaffenen Gegebenheiten anpassen. Wie entwickelte sich aber der Ausbau während der ersten Kriegsjahre an der übrigen Enns? Das Augenmerk richtete sich in erster Linie auf einen großzügigen Ausbau der Wasserkräfte des Unterlaufes, wobei als Partner die Reichswerke H. G. (Hütte Linz) und die oberösterreichische Landesgesellschaft auftraten. Der OKA fielen dabei die Stufen Staning10 und Mühlrading10 sowie der Abschnitt flußauf der Stufe Ternberg10 zu und der Hütte Linz die unterste Enns und der Bereich zwischen Steyr und Ternberg. Die Baugeschichte dieser ersten Kraftwerke an der Enns verlief einigermaßen bewegt und ungewöhnlich: 1941 wurde mit den Bauarbeiten in Ternberg und Staning begonnen, unmittelbar danach erfolgt auch der Baubeginn der Stufen Rosenau10 und Mühlrading. Rosenau wurde jedoch im Frühjahr 1942 zugunsten des mittlerweile festgelegten Ausbaues von Großraming wieder stillgelegt. Das Ende des Krieges brachte alle vier Baustellen zum Erliegen, die Demarkationslinie zwischen amerikanischer und russischer Besatzungszone verlief zunächst durch alle vier Baustellen entlang der Enns, erst im August 1945 wurde sie an die oberösterreichisch-niederösterreichische Landesgrenze verlegt, so daß Ternberg und Großraming zur Gänze im amerikanischen Sektor zu liegen kamen. Nach Kriegsende kam neben den Erschwernissen der Baustoffbeschaffung noch die Neuorganisation der österreichischen Energiewirtschaft hinzu: Mit dem Zweiten Verstaatlichungsgesetz wurde 1947 die Ennskraftwerke AG gegründet, und sie übernahm die An - lagen und Projekte an der Enns sowohl von der Hütte Linz als auch von der oberösterreichischen

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